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    Veteran Avatar von Onyx
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Niradh, 3. Tag, Abend - Ronja, Vareesa, Kiyan, Ornlu, Onyx + beide Kommandos

    Gedankenversunken hatte Onyx in die Ferne geschaut, als die Sonne unterging. Hier war er allein und konnte noch ein wenig durchatmen. Die Blicke die er geerntet hatte, waren dem Hünen unangenehm. Irgendwann würde jemand ankommen und wollte die Geschichte hören und dann? Was sollte er sagen? Die Wahrehit über die schönste Frau, die er je gesehen hatte? Mit grüner Haut und silbernen Augen? Oder eine Geschichte ausdenken, damit keiner die Olvara suchte und sie ihm streitig machte? Was Onyx hatte, wollte er nicht wiederhergeben. Nicht einfach so. So war er immer gewesen.

    Er blickte auf, sein Herz schlug höher und seine Ohren spitzten sich, als er Stimmen unten im Lager hörte. Vielleicht gehörten die Stimmen zu anderen Leuten, aber dieses vertraute Gefühl sprach für seinen ersten Gedanken.
    Wieso waren sie hier? Onyx wollte sie doch erst holen. Kurz schlich er näher zur Felsplatte und lunzte hinab. Seine Mundwinkel hoben sich leicht und sein Herz schlug so hoch, als würde er die Treppen von Tooshoo hinauf steigen. Pure onyx'sche Emotion mochte man meinen. Er belauschte sie. Hörte das Gejammer von Fridtjof. Dann wie Hjarti diesem Okam erzählte, wie er einen Bären mit Handauflegen vor den sicheren Tod rettete, es aber seither nicht mehr konnte.
    "Du kannst wohl vieles nicht mehr, Nordmarer. Lass dir keinen Bären aufbinden, Herr Okam. Hjarti treibt es mit Bärinnen, aber bei Bären legt er nicht Hand an.", frotzelte Ricklen und hatte den Humor von Okam getroffen. Jilvie kommentierte das sogleich mit "Schau an. Die drei Bärenbrüder die nirgendwo ihre Tatze in einen Honigtopf bekommen." und Ronjas herzliches Gelächter darauf. Dann Kjal der in aller Seelenruhe mit Vigo über sildener Familien und deren beider Verwandtschaftsgrad zur jungen Rimbe sinnierte, bevor der Jadewolf allen erzählte, dass die junge Rimbe hier bei ihnen wohlauf gewesen war und mittlerweile wohl im Basislager zurück wäre. Wie und durch wen sie gerettet wurde, verschwieg er. Ganz typisch und wohl besser so.
    Dann hörte der Waldläufer auch noch eine sehr lange nicht gehörte Stimme. Vareesa die mit Ronja über irgendwas belangloses diskutierte und angespannt klang.
    Onyx hatte dieses Orchester an Charakteren und die Vielfalt an Gesprächsthemen irgendwo schon vermisst. Die einsamen Stunden in der Wildnis waren da dann doch ganz anders, aber auch prägend gewesen. Und jetzt? Jetzt zählte das Wie? Wie stieg er hinab und teilte sich der Gruppe als lebend mit?
    In verschiedenen Szenarien ging er kurz durch, entschied sich aber für die logischste nach Onyx.

    Die Gespräche hielten immer noch an, andere vorbereiteten schon die Essensausgabe oder das Nachtlager auf so engen Raum, dass für den Moment da Onyx herunter kam, niemand ihn bemerkte. Dann trat er zu Vigo, nickte diesem zu und kostete vom Eintopf. Er schüttelte den Kopf und holte aus seinem Beutel noch etwas halb getrocknetes Snapperkraut hervor. Da zupfte er die Blätter ab und zerrieb sie ein wenig, bevor alles im Eintopf landete. Dann rührte er durch und nahm sich die erste Schale mit Essen. Viel zu lange war die letzte Mahlzeit her. Er ging dann fast unbeobachtet an Ronja und Fridtjof vorbei, die um etwas Platz stritten und setzte sich auf die Felsplatte die nach oben führte. Dann aß er seelenruhig und beobachtete das ganze Jagdkommando Ricklens, wie sie ihn immer noch nicht - bis auf die wissenden Vigo, Kiyan und den grinsenden Jadewolf - bemerkt hatten. Der erste Löffel schmeckte köstlich.
    Geändert von Onyx (21.04.2024 um 23:24 Uhr)

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    Neuling Avatar von Ronja
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Niradh, 3. Tag, Abend - Ronja, Vareesa, Kiyan, Ornlu, Onyx + beide Kommandos

    „Wie soll ich es ne ganze Nacht so eng neben dir aushalten, du gehst mir jetzt schon auf den Senkel!“, schimpfte Ronja mit Fridtjof neben sich. Warum musste er sich so breit machen? Mit einem unzufriedenen „Orrrr“ rückte Ronja sich einigermaßen zurecht. Genau da kam auch noch einer durchgelatscht.
    „Eh, du Arschgesicht, pass doch besser auf!“, rief sie und konnte gerade noch ihre Schüssel retten, die zwar noch leer war, aber Dreck wollte sie trotzdem keinen drinnen haben.
    „Kinder, kommt Essen fassen“, rief der Mann mit dem Kochlöffel in der Hand. Ronja stand auf und hielt ihre Schüssel hin.
    „Hm, riecht ganz gut“, bemerkte sie neben dem Koch. Der nickte:
    „Ja, das Snapperkraut hat tatsächlich nochmal eine ganze Ecke Geschmack gebracht.“
    Mit einem Mal fing Jilvie an zu kreischen:
    „DU!“
    Sie deutete auf eine Gestalt, die da auf einem Felsen hockte und schon von dem Eintopf löffelte.
    „DUUUUUUUUUUUUU!“
    Ihre Augen waren weit aufgerissen.
    „KOMM SOFORT HIER RUNTER!“
    Ronja hatte die Jägerin noch nie so aufgebracht gesehen. Das schien den Kerl da oben nicht zu stören, gemählich ließ er erst seinen Löffel dann seine Schale sinken und stellte das Essen ab.
    Ronja versuchte etwas zu erkennen. Auch Hjarti und Kjal kniffen die Augen zusammen. Der große Kerl, den sie alle nicht bemerkt hatten da oben, stand auf und kletterte hinunter zu ihnen in den Kreis beim Feuer. Nun konnten sie sein Gesicht erkennen. Ronja klappte der Kiefer nach unten.
    „Bei all meinen Pickeln am Arsch“, entfuhr es Hjarti.
    Jilvie machte einen Schritt auf den dunkelhäutigen Hünen zu. Ihre Augen immer noch geweitet, sie konnte einfach nicht glauben, was sie sah. Langsam hob sie die Hände und tätschelte die Wangen des Kerls, der begann zu grinsen. Jilvie grinste erst mit, dann, ohne Ankündigung, zimmerte sie ihm eine.
    „DU ARSCH!“, donnerte sie.
    „Whoa, sachte!“, ntfuhr Okam. Doch Jilvie hob abermals die Hände, dann begann sie Onyx mit den Fäusten auf die Brust zu schlagen wie auf einer Trommel.
    „Du Arsch! Du dummer, blöder Arsch!“
    Sie wiederholte die Worte mehrere Male, wurde dabei aber immer leiser, bis ihre Stimme brach und sie in ein Schluchzen überging. Sie lehnte ihren Kopf dabei gegen Onyx‘ Brust. Schließlich hielt sie sich das Gesicht und weinte nur noch. Alle anderen standen bedröppelt drumherum.
    „Du kannst meine Frau ruhig mal in den Arm nehmen. Als Ausnahme“, sagte Ricklen grinsend. „Aber nur drücken, wenn deine Hand woanders landet, schlag ich sie ab, die andere zur Sicherheit gleich dazu! Mir egal, ob du grad von den Toten wieder aufgestanden bist, du varantischer Bastard!“
    Dann grinste der blonde Jäger breit.
    Etwas unbeholfen legte Onyx seine Arme um Jilvie, die immer noch schluchzte: „Wir dachten, du bist tot! Onyx …“
    Dann endlich blickte sie hoch und sah ihm ins Gesicht. Sie flüsterte noch einmal ein sanftes: „Du Arsch!“
    In Onyx‘ Gesicht zeigte sich indessen so etwas wie ein Lächeln. Kein Grinsen, sondern ein warmherziges und erleichtertes Lächeln.
    „Hat er einen Schlaganfall?“, fragte Ronja Fridtjof, die ihre Sprache wieder gefunden hatte.

    Dann endlich löste Jilvie sich und wischte sich die Tränen aus den Augen. Ricklen indessen grinste immer noch breit. Er legte Onyx, der einiges größer war als er, den Arm um den Hals, zog ihn zu sich runter und begann seinen Kopf mit der Faust zu rubbeln.
    „Mensch, mit dir macht man ganz schön was mit“, sprach Ricklen. Onyx befreite sich mit einem Brummen.
    Nun begrüßten auch die anderen ihn. Ronja boxte ihm scherzhaft gegen den Oberarm.
    „Gut, dass du wieder da bist. Wenigstens einer, der kochen kann. Und es gibt keinen Streit mehr, wer jetzt die schlimmsten Fürze hervorbringt, der Furzkönig ist ja wieder da“, sagte sie mit einem breiten Grinsen. Sie hatte keine Ahnung, wie es sein konnte, dass Onyx zwar doch am Leben war, aber sie war froh, ja, sie freute sich richtig, den idiotischen Riesen doch am Leben zu wissen.
    „Was hast du gemacht? Wolltest mal deine Ruhe haben? Bist du nach Thorniara abgehauen und hast alle Hafendirnen geschwängert?“, fragte Hjarti.
    „Das sein deine Geschichte, nicht meine“, brummte Onyx. Hjarti zuckte mit den Augenbrauen: „Möglich!“
    „Jetzt lasst den Jungen dochmal!“, sagte Jilvie dann plötzlich. „Macht ihm Platz, los, los. Onyx, du musst uns erzählen, was geschehen ist. Du siehst anders aus!“
    „Ja, hässlicher!“, warf Ronja ein.
    „Das geht doch gar nicht“, ergänzte Hjarti.
    „Schnauze, ihr Pissbacken, die Frau hat gesprochen, dass sie jetzt von Onyx hören will“, sagte Ricklen.
    „Na toll, jetzt wird es hier noch enger …“ meckerte Ronja, als sie sich wieder zwischen Vareesa und Fridtjof zwängte. „Hättest mit deinem Auftritt ja ruhig bis morgen warten können.“
    „Onyx hatte Hunger“, bemerkte der Hüne.
    „Ja, wow, verhungert wärst du nicht bis morgen!“

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    Veteran Avatar von Onyx
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    Niradh, 3. Tag, Abend - Ronja, Vareesa, Kiyan, Ornlu, Onyx + beide Kommandos

    Was für ein herzlicher Empfang für Onyx. Er hatte mit diesen Gefühlsduseleien gerechnet und sich darauf mental vorbereitet. Auf die Sprüche, auf die Blicke, die lieb gemeinten Verfluchungen und unnötigen Berührungen. Am Ende aber konnte er mit etwas, was er so als Mensch noch nie erlebt hatte nicht gut umgehen. Der Ton in den Worten, Jilvies Umarmung und Tränen und selbst das was hinter Ricklens Sprüchen in seinen Augen zu lesen war. Sogar Vareesa schien sich für Onyx Empfang zu freuen. Mit seinen eigenen Gefühlen bei diesem emotionalen Wiedersehen musste er genauso erst einmal klar kommen.

    Das er kurz auflächelte mochte fast so wirken, als ob er sich nicht wirklich freue. Doch wer ihn kannte und in diesem Moment seine Aura spürte, wusste das sowas von Onyx bisher nie kam und ein besonderer Moment war. Ja womöglich sogar eine Zeile wert, wenn eines Tages ein Lied über den Ogerschreck gesungen würde.

    Nun warteten alle auf die große Geschichte. Die Wahrheit darüber, wie er überleben konnte. Welche Wahrheit aber? Alles? Wirklich alles? Oder nur das was sie wissen sollten? Er wusste nicht was die Olvara dazu meinte. Sie war auch nicht hier. Onyx beschloss einfach zu erzählen und zu sagen was er mit seiner ‘Familie’ teilen wollte. Manches würde er eh nicht verbergen können.

    “Beginnen mit Oger. Geschichte beginnen damit und werden enden. Onyx weiß wo Oger kommen morgen. Da wir gehen hin und beenden ganze Geschichte. Jetzt aber erzählen und niemand unterbrechen Onyx. Sein schwer zu sagen viele Worte ohne Pause von einen Tag.”

    “Dann erlaube Ronja noch einen frechen Spruch und Hjarti einen peinlichen Kommentar. Los!”, forderte Ricklen auf und löffelte seinen Eintopf.

    “Du… Du… Nein… Ich verzichte. Ich will die Geschichte hören. Es bleibt genug Zeit danach, um Onyx etwas Schmutziges zu fragen.”, sagte Hjarti fast schon respektvoll für den perversen Onkel, den es in jeder Familie gab. Ronja hingegen hielt sich die Hand vorm Mund und nickte. Ricklen blickte noch in die ganze Runde und schaute dann zum Jadewolf, der von oben erschien und sich an eine der Felswände lehnte. Dann sollte Onyx erzählen.
    Stille herrschte und nur das Knistern des Feuerholzes und das leichte Blubbern im Kochkessel waren zu hören.

    “Oger haben gejagt Onyx zu Tempelanlage. Onyx hatten Pech mit Pfeilen. Nicht treffen, wo Oger bekommen Probleme. Oger holen Onyx ein und Keule treffen Steinplatten. Onyx müssen aber lassen los Bogen und werden dann böse erwischt von Oger. Landen in Staub und rutschen vor Loch in Boden. Onyx entscheiden lieber sterben fallen in Loch, wie von Keule gemacht Matsch.”

    Ricklen und Jilvie nickten und schienen innerlich sich das zu bestätigen, was sie mit Spuren lesen schon erfahren hatten. Jadewolf schien nun gespannt zu sein, was Onyx über die Tempelruine erzählen würde.

    “Onyx stürzen in Dunkelheit und fallen tief. Landen in Büsche und Farne. Onyx nicht verstehen wieso überlebt. Als werden wach, Onyx bluten und viele Schmerzen an Körper. Liegen da und wissen das sterben bald. Onyx nach Zeit gehört Wasser was fallen in Wasser und hören Stimme wie von Mensch. Er nehmen alle Kraft und kriechen durch Gang zu Geräuschen. Als da sein, dann Onyx staunen. Seien Loch in Decke wo Licht und Wasser kommen. Unten sein große Raum voll mit Wald. Pilze so groß wie Onyx und leuchten wie Erzfackel. Pflanzen was noch nicht gesehen und in Mitte eine Quelle von Wasser so klar, wie Wasser von Eis. Nix haben Onyx schönere gesehen Ort. Waren Wald in Tempel was anders wie Wald hier oben.”, beendete er kurz, um seine nächsten Gedanken zu sortieren, während die Runde sich anblickte und darüber murmelte.

    “Onyx große Durst und kriechen zu Quelle. Da er angegriffen von Pflanzen und fliegen durch Luft. Atmen Gift an Boden ein und verlieren Geist und Körper an Gift. Viele Träume und Onyx sich finden auf Reise zu dunkle Gott. Da er sie gesehen. Seien Mutter von Leben, sein Kind von Mutter. Onyx nicht gefragt. Nur wissen, dass schönste Wesen von Welt. Augen wie fließende Silber und Haare wie Baum. Haut grün wie Leben und Lachen wie Wind in Blättern singen Lied. Sie rufen Onyx und bringen zurück. Onyx erwachen und sie auch da. Sie geben Wasser von Quelle und Onyx trinken. Dann Onyx beginnen zu heilen und zu schlafen lange. Als wach Onyx sein schwach, aber nicht mehr sterben. Zeit gebraucht um finden Weg über Loch in Decke raus. Aber geklettert hoch Liane.”, sagte er und schien das Erlebte noch einmal zu erleben. Natürlich ließ er manche Details aus, aber das war seine persönliche Sache und die hatte jeder hier auch.

    “Onyx sich dann durchgeschlagen durch Sumpf. Ohne viel Kleidung, ohne Waffe. Gesehen haben viele Monster bis Niradh. In Niradh Kraft gesammelt und Kleidung gemacht. Wollen in Norden, aber gejagt von Monster mit tausend Füssen. Sich retten irgendwie auf Baum und sein bei Steinkreis. Da Onyx gefunden von Adler und wir dann gehen in Süden zu Strandlager. Da finden Bogen und Speer und da erleben Chaos von Tooshoo. Wissen das Wilde Jagd beginnen. Onyx dann auch Jagd beginnen. Haben geholfen Leute von uns gegen Sumpfhexe. Geliehen gute Bogen von schlechte Schütze. Dann finden Frejya und Hauptmann und Meister Griffin. Sie helfen Onyx und erzählen was sein, aber gehen in Tempelruine von Zentrum. Onyx warten und dann kommen dunkle Oger. Verstecken und verfolgen Oger. Onyx lernen was Oger tun und sein. Onyx dann genug gefunden raus und sagen zurück zu Niradh und holen morgen Hilfe in Norden. Oger gehen von Ruine zu Ruine. Suchen etwas was Onyx nicht wissen. Das Ende von Geschichte. Onyx brauchen Pause. Dann erzählen was wissen über dunkle Oger. Wir jagen zusammen!”, beendete er seine lange Geschichte und ließ jeden selbst sich damit auseinander setzen oder darüber spekulieren. Onyx musste das selbst erst einmal sacken lassen. Nach Momenten der Stille und des Gemurmels, begann Okam auf Jadewolfs Zeichen hin über deren Jagd zu sprechen.

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    Veteran Avatar von Chala Vered
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    Südöstlicher Sumpf, 3. Tag, früher Morgen - Chala, Valerion, Yarik

    Die Nacht war kurz und ungemütlich gewesen. Zudem hatte Chala sich mit Gedankenspielen über ihre geistige Verfassung ungewollt wachgehalten, bis die Erschöpfung sie schlussendlich doch übermannte. Wenige Stunden später, die Sonne hatte ihr Antlitz noch nicht einmal über den Horizont gereckt, riss Liam sie aus dem unruhigen Schlaf. Glaen war verschwunden und hatte seine gesamte Ausrüstung zurückgelassen.
    „Vielleicht ist er bloß pissen gegangen“, murrte die Aranisaani und hätte am liebsten weitergeschlafen, doch ihr Anführer bestand darauf, dass er bereits mehrere Minuten nach dem Holzfäller Ausschau gehalten hatte. Er war definitiv verschwunden.
    Chala spritzte sich etwas Wasser aus ihrem Wasserschlauch ins Gesicht, um die Schläfrigkeit zu vertreiben, nachdem sie sich erhoben hatte. Der Hüne war ein verlässlicher Verbündeter gewesen, selbst, nachdem sie ihn anfangs verärgert hatte. Ihn an den Sumpf zu verlieren, würde ihr Jagdkommando erheblich schwächen und wenn die Kriegerin ihre ursprüngliche Ausgangslage in Betracht zog, hatten ihre Chancen von Anfang an auf dem absteigenden Ast – oder der fallenden Ranke – gestanden.
    „Wir hätten es wissen müssen“, flüsterte sie verärgert, „Vorauskommando am Arsch.“

    „Bliebt wachsam“, wies Liam sie an, nachdem alle ihre Ausrüstung zusammengesucht hatten.
    Der erfahrene Jäger gab das Tempo vor, wobei er sich in der Mitte aufhielt. Vom Westen, über den Süden umrundeten sie die seltsame Felsformation mit immer größer werdendem Abstand, wobei sich Chala anfangs unangenehm von dem steinernen Affenschädel beobachtet gefühlt hatte. So, als würden die Mulden im Felsen, welche als Augenhöhlen durchgingen, ihr stets folgen. Bald jedoch verschwand ihr Nachtlager im Nebel und sie waren erneut umringt von dichten Schwaden. Die Aranisaani hatte ihr Schwert gezogen, darauf hoffend, dass sie schnell genug reagieren konnte, wenn eine dieser Ranken auf sie zu schnellen sollte. Aber die Hoffnung war schwach. Der Dunst war viel dichter, als am Vortag und sie konnten sich kaum mehr als ein halbes Dutzend Schritte voneinander entfernen, da sie sich sonst aus den Augen verloren. Auch so konnte Chala nur wage erkennen, dass Yarik zu ihrer Rechten ging und Eileen zu ihrer Linken. Neben Eileen sollte Liam laufen und dahinter Selana und Valerion. Shakes hielt sich ganz außen noch neben Yarik auf und musste demnach stets die längste Strecke in einer Runde hinter sich bringen.

    „Kannst du irgendwas Ungewöhnliches hören, Yarik?“, fragte die Kriegerin den Magiekundigen, dessen Antwort dumpf durch den Nebel hallte, als wäre es eine körperlose Stimme, die dort sprach.
    „Ich höre kaum meine eigenen Schritte.“
    „Nebel sollte nicht so sein“, entschied Chala, „Wir finden nie irgendetwas, wenn wir weder sehen noch hören können. Selbst die Luft ist so feucht, dass ich nichts Eindeutiges riechen kann.“
    Niemals hätte sie erwartet, dass etwas so einfaches wie Nebel zu einem derartig großen Problem werden konnte. Doch hier war sie nun und fluchte innerlich über eben diese Bodenwolken.
    „Hier ist was!“, schallte die unterdrückte Stimme von Shakes an ihr Ohr. Sie hielt inne, sowie auch Yarik, doch Eileen lief einfach weiter.
    „Eileen, bleib stehen!“, fuhr die Kriegerin die junge Frau an, die endlich stehen blieb.
    „Was ist?“, fragte sie brüsk.
    „Shakes hat etwas entdeckt! Hast du ihn nicht gehört?“
    „Gar nichts habe ich gehört. HEY Paps! Shakes hat etwas. Sag den anderen Bescheid!“

    Es dauerte länger als vermutet, bis sie sich alle an der Position des Sumpfkrautbauern einfanden. Sie alle wirkten müde und durchnässt, obwohl es seit gestern keinen Regen mehr gegeben hatte.
    „Was hast du gefunden, Shakes?“, fragte Liam und trat vor.
    „Schaut selbst“, erwiderte dieser und deutet vor sich auf den Boden.
    Eine recht offensichtliche Schleifspur war zu sehen, die vom Affenkopf wegführte. Dass sie ihnen bisher nicht aufgefallen war, wollte Chala nicht glauben.
    „Wir sind doch bereits mehrere Male um den Felsen gelaufen. Wieso hat niemand von uns diese Spur beim ersten oder zweiten Mal entdeckt? Viel mehr als den Boden sieht man in dieser Suppe doch eh nicht?“
    „Ich habe fast die ganze Zeit den Boden angeschaut“, meldete sich Selana zu Wort, „Da war keine Spur.“
    „Jetzt ist hier einer“, setzte Liam den Fokus auf das Wesentliche, „Und wenn es eine Chance gibt Glaen zu finden, werden wir sie ergreifen.
    Alle stimmten zu. Es war bedeutend besser einer Spur zu folgen, als weiterhin unnütz die Himmelsrichtungen der Reihe nach abzulaufen.

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    Kämpfer Avatar von Vareesa
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    Niradh, 3. Tag, Abend - Ronja, Vareesa, Kiyan, Ornlu, Onyx + beide Kommandos

    Die ganze Zeit über hatte die Wanderin ganz in ihrer eigenen Gedankenwelt verbracht. Seit dem Angriff der gefiederten Furien hatte sie kaum gesprochen. Hatte immer wieder über den Kreislauf aus Leben und Tod nachgedacht. Darüber, wie schnell alles vorbei sein konnte. Wie einfach es war, Schmerzen zu erleiden. Über jene, die es freiwillig taten, damit andere davon verschont blieben. Und wiederum über jene, die anderen diese Schmerzen zufügten. Ihre Beweggründe... Ihre Niedertracht. Was dahinter steckte... Gab es dafür einen tieferen Sinn? War es nicht angebrachter, im Bewusstsein der Vergänglichkeit jeden Moment in Frieden genießen zu wollen? Dann wieder spannen ihrer Gedanken um ihre große Leidenschaft. Das Anfertigen von Bögen... Jagdwerkzeuge die nur dazu dienten, Leben zu nehmen. War es gerechtfertigt, da über die Harpyien urteilen zu wollen? Wenn sie selbst Urheberin dafür war, solchen Werkzeugen Form zu verleihen? Die Worte des Kriegers gingen ihr durch den Kopf. Sie alle wollten überleben. Den Morgen erleben. Aber schloss das ein, dass man andere Leben nahm um das eigene aufrecht zu erhalten? Vielleicht... Wenn man Teil des großen Kreislaufes war. Tiere agierten auch instinktiv. Fraßen einander auf und ernährten ihre Jungen damit. Aber sie? Die Menschen? In der Lage mit Verstand und Rationalität zu agieren? Andererseits... Jene Menschen des Volkes das sie schon in Silden so herzlich aufgenommen hatte war schon seit Ewigkeiten in jenem Kreislauf verankert. Und ihre Waffen... Die meerblauen Augen wanderten auf das von Leder und Fell umwickelte Bogenholz welches stillschweigend neben ihrem Köcher lehnte. Noch nie hatte sie jemanden vom Waldvolk die Waffe im Zorn erheben sehen. Zumindest nicht der Zorn, wie er die Scheinheiligen Innos' leitete. Jene Menschen, die ohne Skrupel anderen ihre Gesetze aufzwangen, Land beanspruchten und die dort Lebenden unterwarfen oder vernichteten.

    Aber machte es das Waldvolk trotzdem moralisch besser? Vielleicht. Und wo war ihre Rolle in all dem? War es wirklich ein dummes Unglück gewesen, dass sie damals aus der Quelle getrunken hatte? Was war das Endziel ihrer Peinigerin? Wer würde Vareesa sein? Wer wollte sie sein? Immer wieder griff sie sich fester in den Stoff der um ihre Ellbogen lag, wippte dabei durchweg unruhig mit dem Fuß und starrte ins Lagerfeuer. Die Leute um sie herum waren lediglich in einem schwachen Rauschen untergegangen. Ganz weit entfernt. Diese Leute... Ronjas Leute... Vielleicht waren es diese Fragen gewesen, weswegen sie sich schlussendlich bereit erklärt hatte, auf Jilvies Bitte hin mitzukommen. Onyx' Mörder zu finden und zu bestrafen. Und heraus zu finden, wer sie sein wollte. Noch einmal wollte sie es spüren... Dieses lebendige Gefühl, als sie den Harpyien das verdiente Schicksal zukommen ließ. Dieses Gefühl, das befreiend wie es beängstigend war. Das Gefühl von Kontrolle über das eigene Schicksal. Das Gefühl von Macht. Nach Jahren der Unterdrückung denen beizubringen, was eben diese Angst bedeutete, mit der man tagein, tagaus leben musste. Nur... Was dieses Gefühl so erstrebenswert? Vielleicht in Maßen... Sich zu verteidigen... Wenn Tiere ihre Klauen und Zähne zeigten um sich zu verteidigen... Pflanzen ihre Dornen... Warum dann nicht auch die eigenen Mittel nutzen?

    Ob die Druiden je über solche Dinge nachgedacht oder diskutiert hatten? Ornlu? Der Wolf hatte für sie immer nur hart gewirkt. Herablassend gegenüber jenen die Schwäche zeigten... Ein seltsamer Kontrast zu der offenherzigen Art von Maris, dem Löwen. Aber dachte er daran? Wo der eine nur am Gesetz des Stärkeren interessiert schien, war der andere mehr... Menschlich. Und dann waren da ja noch diese anderen... Ryu, der ständig in die Bresche sprang, aber auch hin hörte wenn andere etwas zu sagen hatten... Und dann war da dieser Griffin, offenbar ein Freund des Hauptmannes. Auch an ihm haftete etwas das jedoch weitaus geringer in seiner Wildheit ausgeprägt schien als wenn der Hayabusa einen ansah. Etwas entspanntes, warmherziges. Nicht weniger von dieser urtümlichen Kraft durchzogen als Ryu, aber einfach... Anders. Ob die beiden sich je um diesen so simplen und doch moralisch schattierten, doch ehrlichen Kreislauf Gedanken machten? Und dann war da ja vielleicht noch ein Dritter... Einer, der eigentlich tot geglaubt war. Onyx.

    Es gab also doch noch Hoffnung in diesem irrsinnigen Spiel aus Hatz, Mord und Totschlag... Wohlauf und munter war der Hüne mit dem tief südländischen Teint gewesen.. Dennoch... Etwas war anders an ihm. Die Kapuzenträger spürte es deutlich, bereits als sein Jagdkommando ihn willkommen zurück von den Toten geheißen hatte. Es war schön zu sehen, dass es einem ihrer wenigen, ehemaligen Schüler gut ging. Und... Vielleicht hatte er ja durch das, was er bei ihr damals mitgenommen hatte überlebt? Der Gedanke brachte die Bognerin für einen kurzen Moment zur Ruhe. Spendete Trost und ließ sie leicht aber ehrlich auf lächeln, als Onyx sich am Feuer niederließ und beim Überschauen der Runde kurz mit seinem Blick den ihren streifte. Als der hoch gewachsene Jäger dann davon begann, seine Geschichte zu erzählen, horchte die Wanderin mit einem Mal auf. Eine Quelle? Gift, das durch seine Adern floss? Reise zu... Meinte er Beliar? Unweigerlich dachte sie zurück an ihre Begegnung mit der großen Schlange und dem Sakrileg, dass sie unwissentlich begangen hatte. Sakrileg... Vielleicht waren sich in der Hinsicht die Fanatiker und so mancher Naturgeist nicht unähnlich... Aber dennoch... Onyx schien ähnliches erlebt zu haben und doch viel weniger unter seinem Zustand zu leiden. Nachdenklich tippte Vareesa mit dem mittleren Fingerglied ihres linken Zeigefingers gegen die eigene Oberlippe, während sie auf der unteren leicht herum kaute. Hatte Ningishzida sich ihm in anderer Form offenbart? In den Alpträumen in denen sie bisher zu ihrer Zofe gesprochen hatte, hatte sie auch schon mehrere Gestalten angenommen... Von einer Schlange, einem Hybrid und einem reinen Menschen war bisher alles dabei gewesen. Je nachdem in welch gönnerhafter Laune sie an diesem Tag war... Aber eine grüne Schönheit mit silbernen Augen? Das war neu. Aber wer konnte schon wissen, zu welchen Wahnvorstellungen das Gift in den Adern bei einem Individuum führen konnte. Und doch... Die Bognerin spürte es... Dort, in seinen Adern floss auch eine Art... Gift? Nur mit dem Unterschied, dass es mehr... Verging, statt zu zirkulieren wie in ihrem eigenen Körper. Aber wie verlässlich war dieser Eindruck überhaupt? Sie hatte zwar auf ihren Reisen gelernt, derartige Anzeichen und Ströme zu erkennen, auch aufgrund ihres eigenen Zustandes, aber ob das ganze so verlässlich war bei jemandem wie in Onyx Zustand?

    "Du isst ja gar nichts.", bemerkte eine vertraute Stimme schließlich leise und Vareesa blickte auf, nachdem sie ein leichtes Anstupsen an ihrem Arm spürte. Ronja deutete mit einem Fingerzeig auf den mittlerweile nicht mehr dampfenden Eintopf der nun schon eine Weile unberührt auf dem Schoß der Bognerin ruhte. Sie blinzelte kurz, runzelte die Stirn und schüttelte dann sachte den Kopf. "Oh, achja...", entgegnete die Frau mit den grünen Strähnen, noch immer halb in Gedanken, woraufhin ihre Freundin sie etwas abschätzend anblickte, dabei ihre schürzten Lippen von links nach rechts und wieder zurück wandern ließ. "Mit leerem Magen wirst du uns aber keine große Hilfe sein, Vareesa. Außerdem bist du immer noch verletzt und...". Die Bognerin hob den Finger und legte dessen Spitze an die von Ronjas Nase. Dabei lächelte sie nur resigniert. "Schon gut, ich war gerade einfach erleichtert, dass Onyx noch am Leben ist. Das war... Äh, lähmend. Ja genau!"

    Damit war der Wildfang wohl fürs erste zufrieden, denn mit einem mal war sie wieder damit beschäftigt, sich ihren Platz neben Fridtjof nicht streitig machen zu lassen. Dann war es Ricklen, der nochmal aufstand, gerade als... Okam hieß er? Das Wort ergreifen wollte. In seiner Hand den, zumindest in Vareesas Augen recht massiven Recurvebogen. Massiv deshalb, weil sie als Frau vom Fach sich durchaus vorstellen konnte, unter welcher Spannung dieses Biest von einem handwerklichen Goldstück stehen musste. Und was für ein Einschlag damit möglich sein musste. Nur...

    "Also, bevor wir den Schlachtplan angehen, Onyx... Ich wollte dem Bastard der dich auf dem Gewissen hatte ja deinen Bogen so tief in den Arsch rammen, dass er ihn oben mit seinem letzten Zahn fein schleifen könnte, aber...", allein bei diesen Worten begann Vareesas linkes Auge unkontrolliert zu zucken. "... Ich denke, du wirst das wohl selbst in die Ha... Hey, was soll das!?"

    Mit einer knappen aber nachdrücklichen Bewegung hatte die Bognerin ihrer Freundin die Eintopfschüssel in die Hände gedrückt, war aufgesprungen und hatte Ricklen, der bereits im Begriff war, Onyx seinen Bogen zurückzugeben eben diesen aus der Hand genommen. "Die Sehne ist völlig hinüber!". Demonstrativ hielt sie den Bogen auf Augenhöhe der beiden und auch der Rest der Gruppe blickte sie völlig ungläubig an, hatte sie sich doch bisher eher wortkarg gezeigt. "Ricklen, du führst zwar das Jagdkommando und, was Ronja so erzählt auch wirklich gut, aber Pimmel, Barsch und Sehnenriss! Wenn du nervös bist gnibbelst du an deinem Werkzeug herum als gäbe es keinen Morgen - Tu nicht so! Ich hab' das genau beobachtet! Schau dir das an: Völlig aufgerieben! Das muss entweder abgespannt und neu gedreht werden oder komplett ersetzt...". Vareesa hatte gar nicht bemerkt, wie sie ausgebrochen war aus ihrer Schale, nur um diesen armen, hilflosen Bogen davor zu bewahren, Onyx beim nächsten Schuss die Zähne auszuschlagen. Wenn ein normales Lächeln des Hünen schon aussah wie ein Schlaganfall, wie würde dann ein zahnloses aussehen? Und das alles nur, weil Männer wenn es um ihre Männerfreundschaften ging einfach keine Ruhe fanden! Aber irgendwo zeigte es wohl auch, dass der sonst eher grobschlächtig wirkende Kerl sich um seine Leute sorgte. Aber für die Bognerin zählte in diesem Moment nur, dass sie dieses arme Opfer männlicher Gewalt wieder reparieren musste. Jilvies Mann indessen stemmte die Hände in die Hüften und atmete tief durch.

    "Aller Achtung. Erst eine Harpyie rupfen, dann ewig das Maul nicht aufbekommen und wenn ich einem Totgeglaubten sein Hab und Gut zurück geben will, die Krallen ausfahren. Dieses Mal lass ich dir das noch durchgehen, Harpyien-Töterin.", gab Ricklen schließlich schief grinsend und mit in Falten gelegter Stirn zurück. Offenbar war die Wiederkehr Onyx' und das Schmunzeln seiner Frau Anlass genug, die aufgestiegene Röte gleich wieder abflachen zu lassen und die, wenn auch zweifelhafte, humorvolle Seite des Kommandoführers hervor zu heben. "... Aber nur, weil Onyx gelächelt hat!", warf Ronja dazu ein. "Das reicht an gruseligem Zeug für einen Tag!"

    In Vareesas Kopf ratterte es und sie spürte, wie eine dezente Röte in ihre Wangen schoss. Eigentlich war das so nicht geplant, die Aufmerksamkeit der Gruppe auf sich zu ziehen, aber... Sie konnte doch nicht einfach den Quell fliegender Zähne unberücksichtigt lassen! Ein altes, sildener Sprichwort sagte schließlich nicht umsonst: 'Ist der Waldläufer noch ungeübt, sieht man ihm beim Bogenbiegen alsbald die Zähne fliegen!'

    "Ich... Ähm... Ich geh das eben reparieren... Nach der Jagdbesprechung... Ronja und ich haben übrigens bevor wir los sind noch drei Köcher fertig gemacht. Einer ist zur Hälfte mit Jagdpfeilen, also denen mit Widerhaken und normalen Breitkopfpfeilen gefüllt. Im zweiten sind ein paar Trickpfeile: Blendpulver und Rauch. Zum Glück hatte wir noch ein paar Notvorräte an Steinsalz. Ernsthaft, wer verbraucht den Scheiß in solchen Massen? Naja... Im dritten Köcher stecken dann noch Sägekopfpfeile... Die Idee kam Ronja und mir beim Holz sägen. Die dürften empfindliche Stellen wie Sehnenverläufe gut bedienen. Tja, also... Entschuldigt die grobe Unterbrechung...", murmelte sie schließlich immer kleinlauter und setzte sich, Onyx Bogen noch immer in Beschlag, wieder hin. Ronja indessen reichte ihr wieder die Schüssel und tauschte sie gegen den Bogen aus. "Du isst erst auf!"

    Am liebsten wäre sie im Boden versunken! Oder zumindest in der Schüssel die sie nun so nah vor ihr Gesicht hielt, dass sie gerade so über den Rand in die Runde blicken konnte. Von Verwunderung über Belustigung schien da wirklich alles dabei zu sein. Verdammt, war das peinlich! -Lass nie wieder hungrig den Fachidioten raushängen, Vareesa!-

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    Vor Niradh, 4. Tag, Morgendämmerung, Ogerjagd - Ronja, Vareesa, Onyx und Rest von Ricklens Kommando

    Aufbruch am frühen Morgen. Diese Nacht war für viele wohl eine eher kurze Nacht gewesen. Irgendwie fand schon jeder Platz, aber wenn dann doch jemand mal austreten musste oder Wachwechsel anstand, dann glich es dem Versuch auf Zehenspitzen über heiße Kohlen zu laufen.
    Oben in Niradh waren nur noch die Wölfe des Jadewolfs. Ein Heiler namens Ambrose war vor der Morgendämmerung erschienen und kümmerte sich um den Waldläufer Iun.

    Onyx hingegen war schon marschbereit und hatte noch an die Nacht gedacht. Über die Geschichte der Wölfe und natürlich seine Geschichte. Was war das nur für eine Welt von der sie einfache Menschen so wenig wussten und in der sie bestehen mussten. Ein steter Kampf um das Überleben. Etwas was jene hinter Mauern nicht kannten und erst recht nicht wussten was an so Orten wie Tooshoo so alles hauste.

    Jadewolf war runter gekommen, um dem Kommando noch Jagdglück zu wünschen und zu besprechen was er Mertens noch berichten sollte. Zum Schluss bot er sich gar an zu erscheinen, wenn Iun sicher im Basislager wäre. Nicht nur wegen ihnen, sondern auch wegen dem Kommando des Hayabusa.
    Ricklen stimmte dem natürlich zu, denn so wichtig die Jagd war. So wichtig waren auch die eigenen Leute und es stand fest, dass zur Ogerjagd auch die Suche nach Hayabusa und seinen Leuten gleichzeitig stattfinden sollte.
    Dann blickte der große Wolf Onyx an. Sie hatten in der Nacht noch Worte untereinander gewechselt und sich darüber verständigt, nach der Jagd sich gegenseitig ein paar Fragen zu beantworten. Jadewolf wusste mehr wie andere über das, was im Verborgenen wirkte und war. Onyx wusste nichts. Das wollte er ändern.

    “So! Schön, dass auch endlich alle ihre sieben Sachen beieinander haben und gut gefrühstückt haben. Ich warne euch, ab jetzt zu funktionieren. Dieser Oger ist kein Spaß und wird ein harter Brocken. Wir werden zu den zentralen Tempelruinen aufbrechen. Dort erkunden wir jede verdammte Ecke der Anlage und schauen, ob wir Spuren des Hayabusa Jagdkommandos finden. Gleichzeitig vorbereiten wir einen Hinterhalt. Onyx wird den Oger anlocken und genau da hin bringen, wo wir ihn haben wollen. Alles weitere dazu vor Ort. Wir müssen schauen, was uns für Möglichkeiten sich da anbieten. Onyx erzählt uns nochmal was zum Oger und der zentralen Tempelruine.”, erklärte Ricklen und hatte bei seinen Worten am Anfang niemanden speziell gemeint. Es sollten sich einfach alle angesprochen fühlen und diese Schulklasse auf Abschlussfahrt Stimmung ablegen. Auch wenn niemand von ihnen sowas kannte. Onyx trat vor und hielt seinen Bogen schon in der großen Hand.

    Seinen Bogen wieder zu haben tat verdammt gut. Er war handlicher und genauso tödlich wie der Langbogen, den Vigo zurück zum eigentlichen Besitzer bringen sollte. Er verdanktr Ricklen, dass er ihn überhaupt gefunden hatte und noch mehr Vareesa, dass der Bogen voll einsatzfähig war. Dafür würde sich Onyx noch erkenntlich zeigen.
    Aber auch die Pfeile die, die beiden Bognerinnen speziell für den Oger mitgenommen hatte, waren dem Waldläufer sehr recht. Genau das war nötig! Dazu hatten Ricklen und Jilvie noch spezielle Pfeile dabei, die sie mit Onyx teilten. Wenn sie von seinen neuen Fähigkeiten wüssten, dann würde sie diese Investition in Onyx noch mehr freuen.

    “Tempelruinen sein natürlich gefährlich. Dort Harpyiennest irgendwo und aus Ruine kommen Fledermaus so groß wie fette Katze mit Flügeln. Draußen auch Wesen herum laufen. Onyx gehört Ruf und Spur gefunden von Frosch was groß sein muss wie Ochse. Nicht wissen, ob Feind oder gehören auch zu Jägern. Anlage sein riesig. Werden sehen. Gute Orte für Versteck und suchen Schutz bei Mauer. - Dunkle Oger anders wie normale Oger. Zeigen nicht Schmerz, zeigen nicht Emotion außer für Kämpfen und Vernichten wollen. Oger fehlen Finger an linke Hand und Unterarm verletzt. Sumpfhai hat zugebissen und Oger hat dann totgeschlagen Sumpfhai mit Keule. Oger sein nicht schnelle Läufer, aber hat schnelle Hände für einen Oger. Oger nicht untot. Er lebendig sein. Hat gefressen und hat Geist frei, weil etwas suchen. Auch erkennen Freund und Feind und wenn zu gefährlich für Kampf. Das Onyx beobachtet mit Sumpfhai. Einen erwischt, aber gegen andere Zwei er nicht gehen in Sumpfwasser. Das nicht Idiot. - Wir müssen schaffen das, was immer bei Oger wirken. Kopf ab! So Onyx erlebt bei drei Oger. Pfeile in Kopf und in Gelenke. Schneiden und stechen für blutige Wunde. Sehnen erwischen ist immer gut. Aber sehr schwer, weil sehr dick. Und niemals alleine kämpfen. Geist von Oger einfache Natur. Wir müssen alle von allen Seiten Oger beschäftigen wie Mückenschwarm, dann er nicht finden Fokus. Wenn auf Knien auf dem Boden, das fast schon Sieg. Das sein alles.”, lehrte der Ogerschreck mit der Expertise von drei erfolgreichen, harten Siegen gegen Oger.

    “Dann mal los! Hjarti und Ronja laufen vor. Der Rest folgt. Vareesa zu mir. Ich unterweise dich kurz in den Kommandos meines Jagdkommandos.”
    Jilvie schaltete sich dann ein und bat Ricklen, das mit der einstigen Lehrmeisterin von Onyx zu machen. Ricklen stimmte zu und beobachtete wie Onyx eine Goblinbeere und Snapperkraut sich bereit machte. Was auch immer er damit vor hatte.

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    Waldläufer Avatar von Valerion
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    Südöstlicher Sumpf, 3. Tag, früher Morgen - Chala, Valerion, Yarik

    Die Nacht hatte er in der nähe von Selana verbracht. Sie hatten viel gesprochen, hatten, sich heimlich viel geküsst aber mehr geschah nicht. Es wäre auch zu kurios gewesen und Eileen wäre sicher knallrot geworden. Als die beiden am morgen erwachten, war der Hühne verschwunden. Er war wohl verschleppt worden, da seine Ausrüstung noch komplett anwesend war. Nachdem also schnell das Lager abgebrochen wurde, sich den Schlaf aus dem Gesicht gewaschen hatte, traf man sich um einen neuen Plan zu erstellen. Es sollte um das Gebirge herumgewandert werden, mit immer größeren ringen.

    Valerion verlor schnell, die Orientierung jedoch war etwas neben ihm immer noch der Felsen des Kopfes. Wie viele runden, sie gelaufen waren, wusste er nicht. Ab und zu blickte er zu Selana, deren blick öfters auf den Boden gerichtet war, um irgendwelche Spuren zu entdecken. Der Bärtige bewunderte sie für diese Fähigkeiten aber seine neue Gefährtin war einfach mehr ausgebildeter, als er es wohl war. Vielleicht würde er auch eines Tages solcherlei Fähigkeiten haben, kurz schmunzelte er aber, war danach weiterhin aufmerksam. Aufmerksamkeit war wichtig, den man konnte nie wissen, was im Nebel lauerte.

    Immer wieder vernahm er Geräusche, sah merkwürdige Schatten herumspringen und er musste sich immer wieder zureden, dass alles normal war und er keinerlei Angst haben musste vor den dingen im Sumpf. Doch dann entdeckten sie Schleifspuren und die anderen wären beinahe vor geeilt. Was war hier los, wieso wollte keiner hören oder konnte hören? Sie mussten vorsichtiger sein, das war Valerion klar.

    Doch dann eilte die Gruppe plötzlich weiter, den Schleifspuren hinterher. Selana hielt Valerions Hand fest, damit die beiden nicht verloren gingen, er selber konnte kaum die anderen sehen. Doch aus dem Nebel vernahm man immer wieder Geräusche und die spielenden Schatten. Der Bärtige schaute sich wirr um, entdeckte keinerlei Anzeichen, wo sie eigentlich waren. Hatten sie sich schon wieder verlaufen? Wie konnte das möglich sein? Valerion hatte den Felsen immer direkt neben sich, doch nun standen sie irgendwo im Sumpf. Um alle herum gab es nur dichtes Gehölz und Bäume ohne Ende. Den anderen schien es ebenso zu gehen, den immer wieder wurde sich umgeschaut, die Richtung geändert und plötzlich stießen sie einen lauten ruf aus.

    Die ganze Gruppe stand direkt vor dem Kopf, wo sie auch die weitere Reise begonnen hatten. Kein Anzeichen ihres starken Verbündeten, sie waren entweder wirr durch die Gegend gelaufen oder irgendwas hatte ihnen einen gewaltigen strich durch die Rechnung gemacht. Der Bärtige fluchte laut herum und auch die anderen schauten sich etwas unsicher um. Liam der ihr Anführer war, schaute sich skeptisch um, bevor er sich zur Gruppe umdrehte.

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    Fischjägerin Avatar von Larah
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    Basislager an der Jagdkommandantur, östliche Bruchwälder

    Dritter Tag der Wilden Jagd, Vormittag

    Sie hatte lange überlegt, aber beide Waffen mit sich zu führen, würde sie in den morastigen Untiefen der Bruchwälder zu sehr am zügigen Vorankommen hindern. Mit dem Speer war sie vertraut, während die Hellebarde noch sehr ungewohnt für sie war, nachdem sie erst einmal damit gekämpft hatte. Also hatte sie die junge Runa gefragt, ob es in Ordnung sei, wenn sie die Waffe bei ihnen im Zelt lassen würde. Maris aufgeweckte Tochter fand das voll okay. Also hatte Larah die Waffe wieder in das Tuch eingeschlagen, in dem sie Yared von Thorniara hierher gebracht hatte, und hatte sie sicher in einer freien Ecke verstaut, während die Tochter den Vater holen gegangen war.
    Doch jetzt, als Maris vom Ostrand der Sümpfe sprach, kam ihr plötzlich der Überfall in den Sinn, dem der Kapitän und sie sich auf dem Weg vom Strand hatten erwehren müssen. Ohne ein Wort, nur mit einer kurzen Geste, die um einen Moment bat, eilte sie zurück ins Zelt und tauschte den Speer gegen die Hellebarde.
    „So, jetzt fertig.“, äußerte sie mit einem zufriedenen Lächeln, als sie wieder aus dem Zelteingang auftauchte.
    Maris sah die Fischjägerin überrascht an. Sein rechtes Auge musterte sie aufmerksam, das linke war komplett weiß und schimmerte wie eine riesige gleichmäßige Perle – wertvoll, gar magisch, aber zugleich unnahbar.
    „Wenn es in den Osten geht, ist das hier die passendere Waffe. Yared und ich sind dort vorgestern einer Horde untoter Goblins über den Weg gelaufen – südlich von hier, aber sie flohen Richtung Gebirge.“
    Dann zogen sie los – zunächst über die Stege in Richtung Sumpfkrautplantage.

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    Dr. Spirituum Naturalium  Avatar von Maris
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    Moleratgehege - Mittag des dritten Tages

    Der Sonnenschein war trügerisch. Nach dem Wolkenbruch des Vortages vermittelte er ein Gefühl von Aufbruch und Sicherheit. Doch an diesem Ort war im Moment überhaupt nichts sicher. Das ganze Areal war ein einziges Zeugnis der vergangenen Kämpfe. Die Zäune waren eingerissen, an der Haupthütte waren die Balken der südlichen Fassade gebrochen, wo etwas verdammt Schweres dagegen gefallen sein musste. Vor dem Höhleneingang lagen Kadaver von Molerats, doch sie waren schon mehrere Tage alt. Auch der Höhleneingang sah so aus, wie ihm vom Bericht der Gruppe übermittelt worden war, die am Tag des Ausbruchs ihre Rettungsaktion hierhin gestartet hatte.
    Sana hatte sie zuverlässig gen Norden an der Sumpfkrautplantage vorbei und schließlich zum Moleratgehege geführt, ohne dabei mehr als ein Dutzend Worte zu verlieren. Bis hierhin gab es nichts für sie zu berichten. Ein Trio zerfledderter, korrumpierter Wesen, die vielleicht einmal Ripper gewesen sein mochten, hatte sie aus dem Nichts angegriffen, doch die vereinten Kurzbögen von Frank und Sana, das Schwert von Seamus und die Hellebarde von Larah hatten kurzen Prozess mit ihnen gemacht. Eine Hellebarde – wahrlich eine ungewohnte Waffe abseits der Welt gepanzerter Streiter und großer Kriegsformationen, besonders hier im Sumpf. Doch Maris war es ganz recht, jemanden mit solcher Bewaffnung dabei zu haben. Auch wenn er persönlich sich Angenehmeres vorstellen konnte, als dieses schwere und unhandliche Ungetüm quer durch die Bruchwälder zu schleppen.
    Davon abgesehen waren sie lediglich Zeugen der Veränderung geworden, die die Kämpfe der Natur und der Dunkelheit mit sich gebracht hatten. Stege waren gebrochen, gekippt oder endeten nun in verworrenen Gewächsen. Das Wasser stand nach den Regenfällen an manchen Orten deutlich höher als sonst, weil der Wildwuchs ein vernünftiges Abfließen verhinderte. Doch größere Gefahren oder gar Jagdziele waren ihnen bis dato nicht begegnet. Dass beide Orte verlassen waren, war vermutlich ein gutes Zeichen. Es wäre Wahnsinn gewesen, auf der Plantage oder im Gehege zu bleiben. Und dass sich keine verderbten Kreaturen dort eingenistet hatten, war eine erfreuliche Erkenntnis.

    „Kurze Pause“, ordnete Maris an und kniete am Höhleneingang in der Mitte des Moleratgeheges nieder. Seamus und Larah standen nahebei, während Runa und Frank bereits seiner Anweisung gefolgt waren und es sich auf einem Felsen in der Sonne bequem gemacht hatten.
    „Alles klar da drinnen?“, fragte Seamus, der zu ahnen schien, was Maris da tat. Der zögerte, nickte dann aber bedächtig.
    „Da drinnen ist eine Kraft, eine nicht ganz unbeträchtliche. Aber sie ist nicht korrumpiert. Wir gehen besser nicht hinein. Wir suchen keinen Streit.“
    „Hmm“, brummte Seamus zustimmend, dann wandte er sich ab und gesellte sich zu Runa und Frank. Hund hatte es sich in der Sonne gemütlich gemacht und rollte sich zu Füßen seiner Gefährtin auf dem Boden herum. Gut, sollten sie sich alle die kleine Rast gönnen. Sie hatten noch ein beträchtliches Stück entlang der Hügelkette gen Süden vor sich.

    „Also, was denkst du?“, sagte Maris zu Larah, die immer noch bei ihm stand. „Ein wilder Haufen, was? Naja, das kommt heraus, wenn man eine durch Familienbande verbundene kleine Gruppe mit ein paar versprengten Einzelgängern spickt.“
    Auf dem Weg hierher hatte er ihr bereits ein wenig darüber berichtet, wer sie waren und worin ihre Professionen lagen. Dass Runa seine Tochter war und Seamus sein Schwager. Und, dass er ein Schüler von Jadewolf war.
    „Naja, wir werden schon zurechtkommen. Ich bin ganz froh, dass du noch unserer Gruppe zugeteilt wurdest. Ehrlich gesagt hatte ich vorgestern sogar noch nach einem weiteren Mitglied gesucht. Und mit deinem Speer bist du ein guter Schutzwall für die Gruppe.“
    Maris erhob sich und lud Larah mit einer Geste ein, mit ihm mitzukommen.
    „Kannst dir vermutlich vorstellen, dass ich sehr daran interessiert bin, meine Tochter in Sicherheit zu wissen. Am liebsten hätte ich sie aus dieser Nummer komplett herausgehalten, aber sie hat das Mal. Und einen verdammt dicken Sturkopf, der ein ‚Du bleibst im Lager‘ nicht akzeptiert.“
    Mit einem Seufzer sah er zu Runa hinüber. Dann winkte er ab.
    „Einerlei. Wo kommst du her? Ich bin zwar nicht regelmäßig in Schwarzwasser, aber wir müssen uns bisher immer verpasst haben.“
    Als sie Seamus, Frank und Runa erreichten, rückte Runa ein Stück zur Seite, um den Kreis zu öffnen. Maris nahm das Angebot gern an und ließ sich nieder, ließ aber genug Platz für Larah neben sich.
    „Setz dich und erzähl uns etwas über dich! Wie kommt es, dass du eine so ungewöhnliche Waffe führst?“

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    Veteran Avatar von Onyx
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    Zentrale Tempelanlage, 4. Tag, mittags - Ogerjagd von Ricklens Kommando

    Er fühlte sich sehr mächtig. Berauscht durch die Wirkung der Goblinbeere, die ihm wieder diese Geschicklichkeit und Sicherheit in jeder Bewegung gab. Völlig klar und absolut auf Höchstleistung getrimmt, durch die Wirkung des Snapperkrauts. Er war rastlos und wollte rennen. Rennen so weit ihn die Beine tragen würden.
    Beides zusammen wirkte im Waldläufer und es war gut, diese Sachen abseits der Gruppe einzunehmen, die schon in Stellung auf Onyx wartete.

    Sein momentaner Anblick musste mehr oder minder irritieren.
    Seine Haut ging ins gräuliche langsam über und die Venen im Gesicht traten hervor. Grünlich, fast schon schwarz waren sie und pulsierten mit den Augen des Hünen, die dieses lebendige Grün besaßen und stark schimmerten.
    An Armen und Beinen waren die Venen grün und sprachen sehr für einen hochgradig vergifteten Zustand des Hüters.

    Es war ein Experiment, ein Versuch, beide Wirkungen aufgrund seiner Erfahrungen damit zu kombinieren. Was dabei herauskam war verdammt interessant und Onyx war gespannt was da noch kommen würde. Sein Geruchssinn schien mehr wahrzunehmen und seine Augen sahen besser oder reagierten besser. Doch das war noch nicht klar genug für Onyx, um es als Nebeneffekt zu sehen. Womöglich war es nur der sehr hohe Vergiftungsgrad und sehr aktive Metabolismus des Hünen.

    Mehr Klarheit hatte er aber mit seiner Theorie des wandernden, dunklen Ogers. Er kam und Onyx verspürte durch das Snapperkraut einen hohen Grad an Aggressivität, die er mit der Rastlosigkeit und dem Geschick nun einsetzen musste.

    So zückte er den Pfeil den er für den ersten Schuss geplant hatte und lief sehr schnellen Schrittes los.
    Kaum war er auf zwanzig Schritt heran gekommen, ging er mit einem Knie zu Boden, hob den Bogen spannend mit seinem Pfeil an und entließ das kleine Geschoss, das die Waldläufer Pfeiffer nannten, aus halb gespannter Position.

    Ein schriller Pfeifton ertönte und huschte bewusst am Oger vorbei. Das Zeichen für die anderen. Der Oger zuckte ganz kurz zusammen und sah zu, wie dieser seltsame Mensch in der Rückwärtsbewegung war und einen weiteren Pfeil einspannte.
    Dieses Mal spannte Onyx seinen starken Bogen komplett aus und entließ den Jagdpfeil mit zornigem Blick.
    Der Pfeil schlug im Wanst unterhalb der Brust des Monsters ein und provozierte den Oger.
    Onyx spannte schon den nächsten Pfeil, da stürmte das Ungetüm los. Onyx ließ ab vom Schuss und lief los in Richtung Tempelanlage…

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    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Basislager, 3. Tag, Nachmittag - Nerea

    Reglos saß Nerea auf dem niedrigen Hocker, den man ihr am ersten Tag der Wilden Jagd gebracht hatte. Vor ihr auf dem Tisch lagen nur noch wenige Kräuter und Tinkturen, die sie den Jagdkommandos und Rückkehrern anbieten konnte, doch sie hatte nahezu all ihre Vorräte aufgebraucht und es fehlte ihr an Kraft und Willen zurück in ihre Behausung im großen Baum zu gehen, um Nachschub zu besorgen. Nachschub, den sie Zarra gebeten hatte zu besorgen.
    Ihr Blick war leer, unfokussiert über den mittleren Bereich des Lagers gerichtet, doch sie sah nichts, nahm nicht wahr, was um sie herum geschah. Ihr ganzes Wesen drehte sich um ihre Enkelin, die seit zwei Tagen vermisst wurde, seit die Harpyien sie gepackt und mitgenommen hatten. Wieso nur hatte niemand sie retten können? Warum hatte die Botin sie aufgehalten? Diese fiese Elster hatte ihr die einzige Chance genommen zu retten, was ihr von ihrer Familie übriggeblieben war. Ihr Mann war schon vor Zarras Geburt verstorben und ihre Tochter, Saelind, hatte ihr Leben für das ihrer eigenen Tochter geben müssen. Noch immer saßen die Schuldgefühle in der alten Kräuterfrau tief. Vorwürfe, dass sie ihr eigenes Kind hätte retten müssen, zerfraßen sie. Warum hatte sie nicht mehr tun können? Sie verfluchte ihr eigenes Potential, das sie schon vor Jahrzehnten ausgeschöpft hatte. Sie war nie im Stande gewesen zu heilen wie Ambrose es konnte, hatte nie mehr Magie in sich aufbringen können, als einen Tropfen im Meer der tausend Möglichkeiten. Wenn sie doch nur stärker gewesen wäre, klüger, einfallsreicher, besser. Doch es war zu spät. Sogar jetzt noch im Winter ihres Lebens war sie geplagt von ihrer eigenen Unzulänglichkeit. Sie hatte alles verloren und mit Zarra ging die Geschichte der Familie Rimbe zu Ende. Einst stolze Sippe, verkommen zu einem einzelnen Zweig bar jeglicher Knospen, der keine Früchte mehr tragen würde und mit ihrem eigenen Ableben endgültig den Kreislauf des Lebens durchbrechen und aufhören würde zu existieren. Vielleicht war es besser so, ihre Strafe für Verfehlungen der Vergangenheit und Gegenwart, gestapelt auf all die Sünden ihrer einst stolzen Vorfahren. Und am meisten bereute sie, Zarra niemals all die Dinge offenbart zu haben, die sie zur Hoffnungsträgerin machten. Nerea wollte ihre Enkelin behüten, fernhalten von jenen, die ihr schaden wollten, obwohl sie wusste, dass das Mädchen eines Tages alle Wahrheiten aufgedeckt hätte. Immer wieder hatte die Alte vorgehabt ihr Wissen zu teilen, doch jedes Mal war es der falsche Zeitpunkt, die falsche Stimmung oder der falsche Ort gewesen. Doch all das waren nur hohle Ausreden, die sie jetzt, am Tiefpunkt ihres Lebens, bereuen musste.
    „Ich habe es wohl verdient, oder Mutter?“, flüsterte die Kräuterfrau nahezu apathisch, während ihr Tränen die Wangen hinunterliefen, von denen sie glaubte, bereits alle vergossen zu haben.

    „Nerea!“
    Dumpf nahm sie wahr, wie jemand ihren Namen rief. Was wollte man noch von ihr? Konnte man sie nicht in Ruhe trauern lassen, sich selbst und ihren Lebensweg bedauern?
    „Nerea!“
    Sie war es nicht wert von so vielen Menschen des Waldvolks um Rat gefragt zu werden. Jeder Frau, die sie bei ihrer Niederkunft unterstützt hatte, musste die Mutter selbst an ihrer Seite gehabt haben. Denn sie selbst stellte wohl eher eine Gefahr für die Schwangeren dar, als ihnen zu helfen.
    „NEREA!“
    So penetrant…diese Stimme.
    „Nerea, Zarra ist zurück!“
    „WAS?“
    Desorientiert riss die alte Hebamme den Kopf hoch, suchte nach dem Quell dieses Tropfen Hoffnung, den man ihr anbot. Sie musste nicht lang suchen, denn direkt auf der anderen Seite des Kräutertisches stand Roan, ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
    „Sag das nochmal“, krächzte sie, ein dicker Kloß verengte ihr die Kehle.
    „Zarra ist zurück, komm!“
    Der Jäger umrundete den Tisch, legte ihr einen Arm stützend um die Schulter und half ihr auf. Sie war wackelig auf den Beinen, hatte zwei Tage lang nichts essen können. Ihre Augen waren von dunklen Rändern umrahmt, verquollen und rot von der flüssigen Trauer.
    Jetzt jedoch mischte sich Erleichterung in ihre zuletzt eindimensionale Gefühlswelt, flutete den dunklen Hort im Innern ihres Geistes mit Licht. Roan führte sie zum westlichen Rand des Lagers. Langsam kamen sie nur voran, da ihre alten Knochen sie nicht vergessen lassen wollten, wie sehr sie vernachlässigt worden waren. Doch die schmerzenden Gelenke waren in diesem Moment irrelevant. Alles was zählte, war der weiße Haarschopf, den sie zwischen einem halben Dutzend Wächtern und Helfern erkannte, die sich stets im Lager aufgehalten hatten.
    „Zar…ra!“, versuchte die Großmutter ihre Enkelin zu rufen, doch die Stimme versagte ihr.
    „Zarra!“, übernahm Roan stattdessen und erlangte die Aufmerksamkeit des Mädchens.
    Sie war abgerissen, Kratzer und tiefere Wunden verunstalteten ihr sonst so reines Äußeres. Der Stoff an ihrem Leib war kaum mehr als Kleidung zu erkennen und ihr Haar war durchsetzt von Blättern und Ästen. Doch trotz all dem strahlten ihre türkisenen Augen zwischen all dem Schmutz hindurch und ein Lächeln erhellte ihr Gesicht, als sie ihre Oma entdeckte.
    Überschwängliche Freude darüber, ihre Enkelin wiederzusehen, durchflutete Nerea, sie löste sich von Roan, der zwar protestierte, doch einsah, dass er die Alte nicht zurückhalten konnte. Die lange Zeit der Ungewissheit und Sorge war vorüber und sie konnte ihre Enkelin endlich wieder in die Arme schließen. Das Mädchen drückte sie ebenso fest, doch keiner von beiden sagte ein Wort. Die Umarmung sprach mehr, als sie mit ihren Stimmen ausdrücken konnten.

    Zarra
    Geändert von Das Waldvolk (24.04.2024 um 10:05 Uhr)

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Zentraler Sumpf, Tempelruine, 3. Tag, fast Mittag, Freiya, Ryu, Griffin vs. ?

    Freiya hustete und würgte. Sie griff sich an den Hals, aber ertrug die Berührung nicht, stützte sich stattdessen wieder mit der zweiten Hand auf. Sie versuchte zu atmen, aber jeder Atemzug durch ihre geschundene Kehle tat weh. Sie hatte die Augen für einen Augenblick geschlossen und kämpfte mühsam einen Weinanfall nieder. Trotzdem tropften Tränen auf ihre Hand. Freiya blieb sitzen in dieser Haltung. Sie hörte, wie Griffin etwas sprach, verstand es aber nicht. Sie vernahm auch leise die Kampfgeräusche von Ryu und den Fledermäusen von Draußen im Gang.
    Erst nach einer Weile, als ihr Atem wieder ruhiger ging, öffnete sie die Augen und wischte sich die Tränen weg. Sie wusste nicht, was es gewesen war, das Griffin hatte die Hand zurückziehen lassen. Aber sie hatte verdammtes Glück gehabt!
    Ihr Hals schmerzte immer noch, ebenso ihre Muskeln. Sie nahm einen Schluck aus dem Wasserschlauch, auch, um ihre Kehle zu besänftigen, doch es fühlte sich immer noch sehr unangenehm an. Dann blickte sie auf.

    Griffin stand im Schatten, wieder zärtlich das Gesicht seines Gegenübers in den Händen. Diesmal erkannte Freiya nicht Berlewin oder überhaupt eine andere Person, sondern mehrere Leute in einem Körper. Immer wieder im Wechsel: Sie erkannte Ronja, aber auch Kisha und Vareesa, als nächstes Jilvie und sogar Mama Hooqua! Als könnte der Zauber, der hier über ihnen lag, sich nicht entscheiden, wen er darstellen wollte.
    Freiya war sich sicher, dass sie zum Spielball irgendeiner Macht geworden waren. Sie war froh, dass die beiden Männer am Leben waren, ganz im Gegensatz zu dem, was diese Jun-Erscheinung ihr hatte weismachen wollen. Aber Griffin musste doch erkennen, dass das ein Zauber war? Ein fauler Trick? Wieso erkannte er es nicht? Er war doch – gar nicht richtig er selbst gewesen. Als stünde er unter einem Bann. Aber wozu? Was war das Ziel dieses Tricks? Ihre Waffen? Schätze, das sie nicht dabei hatten? Ihre Leben? Ihr … Freiya fiel die Szenerie von vor dem Tempel ein … die Warane … Ihr Blut?
    War es das, was wer auch immer wollte?

    Langsam stand Freiya auf. Was für ein cleverer Plan! Sie voneinander zu trennen und ihnen dann Trugbilder vorzugaukeln, um sie zu verwirren und zu schwächen! Einzeln hatten sie kaum eine Chance und nun war Griffin diesem Zauber verfallen.
    Sie beobachtete wieder, wie er da im Schatten mit diesem Wechselbalg stand. Er flüsterte und brummte, ein wohliger Ton erklang, der zu ihr herüber getragen wurde. Dann nahm er die Gestalt bei sich an die Hand.
    „In Tooshoo bist du in Sicherheit!“, sprach er und zog die Person hinter sich her. Doch sobald Griffin dieses Etwas ein Stück ins Sonnenlicht gezogen hatte, zog jenes seine Hand mit einem Fauchen zurück. Freiya runzelte die Stirn. Griffin wandte sich sofort um und Sorge und nicht enden wollende Entschuldigungen gingen auf das Zauberwesen nieder. Die Rothaarige indessen war sich sicher, dass sie verbranntes Fleisch roch. Das war … merkwürdig.
    Sie blickte auf ihre Hände und hielt sie ins Sonnenlicht. Doch nichts geschah. Wie sie ihre Hand so ins Licht hielt und die wärmenden Strahlen ihre Haut streichelten, fiel ihr die Fackel wieder ein. Das Feuer … Ein Ruck ging durch sie. Verdammt, sie musste jetzt handeln. Aber wie? Hilfe holen von Onyx? Oder Jadewolf oder Ricklen und Jarvo? Sie waren zu weit weg. Es würde zu lange dauern. Sie musste sich selbst helfen!
    Aber wen sah Griffin da?
    Die Jägerin schlich näher, doch sie konnte keinen Namen aus Griffins Mund vernehmen. Was wusste sie über ihn … wer würde ihn so in den Bann ziehen? Diese Myra fiel ihr als Erstes ein. Und dieses Mädchen … Eleonore! Aber vielleicht auch Zarra? Oder seine Mutter? Oder eine Schwester? Verdammt! Sie hatte nicht viele Möglichkeiten. Eigentlich hatte sie nur einen Versuch …

    Auf leisen Sohlen lief sie zum Eingang der Halle und blickte zu Ryu, der immer noch mit einem schier nie enden wollenden Strom an Fledermäusen beschäftigt war. Snapperkacke. Wahrscheinlich versuchte jemand ihn müde zu machen. Das einzig Gute daran war, dass er abgelenkt war und dem Zauber hier in diesem Saal nicht verfallen konnte und sie am Ende auch noch angegriffen hätte.
    Freiya atmete durch. Sie musste es wagen. Und würde zu einem Plan greifen müssen, der ihr in allem, das sie ausmachte, zutiefst widerstrebte. Aber so wie es aussah, war es ihre einzige Chance. Es musste funktionieren, sonst waren sie verloren.

    Langsam näherte sie sich Griffin und der Person, die da bei ihm war. Sie hob die Hände, doch wie sie nah genug an den beiden dran war, drehte er sich zu ihr um.
    „Verschwinde, falsche Hexe, du wirst mir nichts mehr einflüstern, ich werde sie beschützen vor dir!“, knurrte er feindselig. Dabei verdeckte er das Etwas hinter seinem Rücken.
    „Du … ihr habt nichts zu befürchten. Verzeih mir, dass ich nicht sehen konnte, was du gesehen hast. Ich war blind. Ich war … “ es kostete sie einiges an Überwindung, die folgenden Wort auszusprechen, „eifersüchtig. Sie ist so wunderschön. So klug. Schau mich nur an … Ich wollte nur … deine … Liebe.“
    Sie schluckte. Sie hasste es. Sie wollte vor Scham und Wut im Boden versinken.
    Griffin sah sie verächtlich an, zögerte aber. Freiya nutzte die Chance und trat auf ihn zu, dann flüsterte sie: „Ist sie nicht wunderschön? Du hattest Recht! Aber ich kann sie kaum richtig sehen … überall diese Dunkelheit! Sollten … sollten wir uns nicht alle an ihrem Anmut erfreuen? Ryu, er steht draußen vor der Tür, er würde sie gar nicht sehen können!“
    Griffins Augen wurden groß, als hätte er eine Offenbarung.
    „Du hast Recht, wir alle sollten sie so sehen.“
    „Dann lass sie uns sehen“, sagte Freiya eifrig nickend.
    „Das werde ich … was soll ich tun?“
    Freiya deutete nach oben: „Bring die Sonne zu uns und lass sie erstrahlen!“
    Er drehte sich zu dem Schatten, der immer noch hinter ihm stand, um und nahm die Hände einer schrecklich verzerrten Ronja-Kisha-Gestalt: „Ich bin gleich wieder bei dir, mein Licht! Fürchte dich nicht. Die rothaarige Hexe wird dir nichts tun.“
    Die Schreckensgestalt wollte etwas erwidern, doch Griffin war so schnell, dass er schon im nächsten Augenblick verschwunden war.
    Freiya lief ihm einige Schritte hinterher. Ob er ihr verzeihen würde, dass sie ihn so angelogen hatte? Gesetzt, dass sie überhaupt je hier lebend rauskämen … Sie hätte sich am liebsten die Zunge abgewaschen, so schäbig fühlte sie sich ihrem bärtigen Freund gegenüber ob der Lüge.

    Noch einmal warf sie einen Blick zum Eingang, die Geräusche von dort verrieten, dass Ryu immer noch mit den Fledermäusen zugange war. Verdammt, sie musste sich beeilen … sie musste –
    „Freiya!“
    Sie schloss die Augen.
    Jetzt begann es also. Die letzte Runde des großen Zaubers. Sie musste stark sein. Sie durfte sich nicht überlisten lassen! Es war ihre einzige Möglichkeit, diesem Alptraum zu entrinnen! Sie musste sich dem stellen, was da nun auf sie wartete.
    „Freiya. Mein Engel.“
    Als sie sich umdrehte, traf der Zauber sie mit voller Wucht. Alles, was sie eben noch gedacht hatte, war wie fortgeblasen. Denn da stand er. Er wartete halb im Schatten auf sie, doch sie erkannte ihn sofort. Konnte jedes Detail seiner Herrlichkeit ausmachen, sein Gesicht, seinen Blick, seine Haare, seine Statur. Wie vor nicht allzu langer Zeit auf Lyrcas Lichtung stand er da in einem Waffenrock und mit den seltsam anmutenden Waffen am Gürtel, deren Bedeutung sie bereits versucht hatte zu entschlüsseln.
    Mit weichen Knien ging sie zu ihm. Flog hinüber in den Schatten und fiel in seine Arme.
    „Endlich …“, hauchte sie und konnte nichts mehr anderes ansehen als ihn. Vergessen war ihr Vorhaben, vergessen war Griffin, vergessen war Ryu. „Ich habe so lange auf dich gewartet …“
    „Ich weiß. Hier bin ich endlich!“
    Sie blickte hoch zu ihm und ihr Körper reagierte augenblicklich. Sie hob ihre Hand und strich ihm zärtlich eine Haarsträhne von der Stirn. Sie ließ die Finger sein Haar hinabgleiten und wickelte die Haarsträhne darum. Sie brauchte ihren Kopf nicht, um sich zu erinnern. Ihre Hände wussten, was zu tun war. Fasziniert sah sie ihn an, nicht fähig, etwas zu sagen. Dabei sah sie nicht, dass er etwas zu perfekt und schön war. Sah nicht, dass hinter seinen Augen eim rotes Glühen wartete. Bemerkte nicht, dass seinem betörenden Duft eine abstoßende Note beigemischt war.

    Etwas im Hintergrund donnerte und bebte mit einem Mal. Eine Ecke in Freiyas Geist regte sich, die sich nicht regen durfte. Der Schwarzhaarige zog die Stirn kraus und blickte hinter sie. Aber sie nahm sein Gesicht und drehte es wieder zu sich.
    „Kümmere dich nicht um die anderen“, raunte sie. „Sie müssen weg bleiben. Sonst würden sie dir weh tun.“
    „Sie brauchen dich nicht“, erwiderte er und sah sie eindringlich an.
    Die Rothaarige schüttelte den Kopf: „Nein.“
    „Aber du brauchst mich!“, sagte er und seine Mundwinkel zuckten zufrieden.
    Sie nickte und lächelte.

    ***
    Ein großartiges Gefühl der Zufriedenheit hatte den Puppenspieler gepackt. Wie einfach es war, diese Menschen zu manipulieren! Ein Blick in ihre Herzen und er zeigte ihnen, was sie sehen wollten. Was sie sehen mussten! Wie herrlich dumm sie doch waren! Er konnte sich nicht dran erinnern, wann er das letzte Mal so viel Spaß hatte!
    Es war ihr Fehler gewesen, in sein Reich zu kommen. Hier herrschte er. Er hatte den Harpyien gezeigt, wer der Herr im Hause war und sie ihres Platzes verwiesen, damit er sich ungestört ausbreiten konnte. Nichtmal dieser hässliche Krötengeist hatte es hier rein gewagt. Aber diese törichten Menschen waren in seine Falle gelaufen wie Mäuse zum Speck!

    Nun, was würde er tun? Das Spiel mit dieser Frau gefiel ihm. Er hatte sie an seinen Strippen wie eine Marionette, sie würde alles tun. Und er ließ sie tanzen! Dabei bemerkte sie nicht, dass der Sand ihrer Lebensuhr aufgehört hatte zu rieseln.
    Er müsste sich aber auch um den Krieger mit den Echsenaugen kümmern. Im Moment beschäftigten seine Untergebenen ihn. Dass dabei Kreatur um Kreatur ums Leben kam, kümmerte ihn nicht. Das war nur lästiges Beiwerk in einem Kampf, den er gewinnen würde.
    Den Dicken, den würde er sich aufheben – für schlechte Zeiten! Mit ihm würde sich noch ein bisschen beschäftigen.
    Oh, wenn sie nur wüssten … Was freute er sich schon auf ihre Gesichter, wenn sie erkannten, wer da zum Todestanz geladen hatte!
    Es gab kein Entkommen mehr für diese Narren! Sie waren alle seine Spielzeuge, sein Essen … Oh ja, sie waren sein Meisterwerk!

    Seine Hände wanderten am warmen Körper seines Opfers hoch und runter. Weiche Haut, straffes Fleisch, warmes Blut, das erwartete ihn. Er konnte seine Lust kaum zügeln. Doch noch nicht! Ihm kam noch etwas anderes in den Sinn. Die Menschen mochten es, wenn man mit ihnen spielte. Dann war der Schreck schließlich noch größer!
    Er würde erst seinen Spaß mit ihr haben. Und dann ihr Blut trinken.
    ***

    Eine neue Woge überkam Freiya und sie fühlte eine unbekannte Hitze in sich aufsteigen. Sie drängte sich ihm entgegen, strich fordernd über seinen Nacken und drückte ihr Becken gegen seins. Alles, was ihre Gedanken jetzt noch beherrschte, war der unbändige Wunsch, ihn aus diesem Waffenrock zu holen, zu Boden zu sinken und all die Sachen zu tun, die sie von ihm aus ihren Träumen kannte. Sie drückte ihr Gesicht gegen seinen Hals und blickte zu ihm auf. Seine Hände strichen über ihren Körper und jedes feine Härchen an ihr richtete sich auf.
    „Ich will dich, jetzt“, kam es ihr heiser über die Lippen. Im Hintergrund war weiterhin ein Donnern und Beben zu vernehmen, als würde jemand den Tempel abreißen.
    „Alles, was du wünschst, mein Engel“, raunte er und ließ den Kopf sinken, hin zu ihrem weißen, entblößten Hals, den sie ihm entgegen beugte. Mit Genugtuung und einem prickelnden Verlangen am ganzen Körper beobachtete sie, wie er sich siegessicher ihrer Haut näherte. Als er seine Lippen öffnete, entblößte er lange spitze Zähne, wie sie kein Mensch besaß.
    „Eins aber … musst du mir noch verraten“, flüsterte sie und er hielt inne.
    „Was immer du wünschst“, sagte er, in seiner Stimme Ruhe, keine Spur von Ungeduld.
    „Deinen Namen“, sagte sie und nahm sein Gesicht in ihre Hände, damit er sie ansah.
    Überrascht blickte er sie an.
    „Meinen … Namen?“
    Freiya nickte und sah ihn immer noch voller Faszination an.
    „Ich erinnere mich nicht mehr an deinen Namen“, wisperte sie.
    Er schien einen Augenblick zu überlegen, dann aber ließ er den Kopf wieder sinken, näherte sich ihr und murmelte:
    „Das spielt jetzt keine Rolle. Wir haben uns endlich wieder. Alles andere kann warten.“
    Er war ihr so nah, sie fühlte seinen Atem auf ihrer Haut und es machte sie wahnsinnig!
    Sie strich ihm fordernd über die Brust, ließ ihre Hände nach unten wandern. Sie sah verführerisch zu ihm auf und biss sich auf die Unterlippe. Ihr linke Hand fand seinen Gürtel.
    „Das dachte ich mir …“, hauchte sie. Ihre rechte Hand glitt seinen Oberschenkel hinauf und fand etwas … Längliches.
    Etwas Kaltes.
    Etwas Scharfes.

    Mit einem geistigen Gewaltakt und einer blitzschnellen Bewegung riss Freiya den Rabenschnabel, der an seinem Gürtel hing, nach oben und jagte das spitze Ende ihrem Gegenüber in die erstbeste Stelle, die sie treffen konnte. Die scharfe Spitze traf ihm am Nacken und blieb stecken. Ein Brüllen ertönte und sofort verzerrte das Bild des Schwarzhaarigen. Schwarze Adern pulsierten plötzlich über seine Haut, dunkle Ringe lagen um seine Augen. Freiya aber ließ nicht los, zog stattdessen an dem Rabenschnabel und damit diese Kreatur nach vorn ins direkte Sonnenlicht, das durch die immer größer werdenden Löcher der Decke fiel. Löcher, deren Ursprung das Beben und Donnern waren: Griffin.
    Als die Kreatur ins Sonnenlicht fiel, brüllte sie sofort abermals auf. Ihre Haut begann zu qualmen und schlug hässliche Blasen. Alles, was Freiya zuvor gesehen hatte, verschwand: das Gesicht und das Haar ihres einstmaligen Liebsten, der Waffenrock, der Gürtel mit den Waffen dran, selbst der Rabenschnabel. Stattdessen schien diese Gestalt zu wachsen und aus ihrem Rücken brachen große, lederne Schwingen hervor. Statt eines menschlichen Gesichts war da auf einmal eine längliche Schnauze und wilde, rote Augen.
    Sämtliche Zauber verloren mit einem Schlag ihre Wirkung. Die Kreatur wand sich rasend vor Schmerz, bis sie sich endlich aufrichten konnte und in den Schatten flüchten konnte.

    Auf einmal wurde es still in der Halle. Mit Entsetzen sah Freiya das Monster, welches ihnen die ganze Zeit etwas vorgegaukelt hatte in der Dunkelheit stehen, während sie im Sonnenlicht saß.
    „WIE KANNST DU ES WAGEN, DU NICHTIGE KREATUR!“ donnerte seine Stimme.
    Freiya ging in die Knie. Sie atmete heftig, sah dann aber auf die rot leuchtenden Augen, die sie aus der Dunkelheit heraus anstarrten.
    „Du hättest mit ihm anfangen sollen, nicht mit Jun!“, schrie sie ihm entgegen. „Ich hab dich durchschaut! Dein Spiel ist beendet. Dein Zauber durchbrochen!“
    „DAFÜR WIRST DU STERBEN!“, dröhnte es.
    Eine Druckwelle drückte sie nieder, nahm ihr die Luft zum Atmen. Freiya hielt sich den Hals, die Augen geweitet. Plötzlich ließ das Gefühl nach. Als Nächstes spürte sie zwei Hände auf ihren Schultern, eine Hand links, die andere Hand rechts. Sie sah Beine aus ihren Augenwinkeln und blickte nach oben.
    Sie blickte in zwei Gesichter.
    Griffin.
    Ryu.
    Klare Geister blickten sie an. Vertraute Augen, grün und orangefarben, ihr zugewandt.
    Augenblicklich schossen Freiya die Tränen die Augen.
    Es war wirklich vollbracht, der Zauber war gebrochen. Sie fühlte sich so erschöpft. Es war ein unfassbar schwieriger Akt, ein Gang auf Messers Schneide gewesen, einerseits nicht komplett dem Zauber dieser Bestie zu verfallen und sich anderseits nichts anmerken zu lassen. Es war nicht ihr Spiel gewesen, nicht ihre Regeln, aber sie hatte sich drauf einlassen müssen. Wie Ryu es Vareesa erklärt hatte.
    Die beiden Männer richteten sich auf und nahmen den nackten Mann mit dem Fledermauskopf und den Flügeln ins Visier. Freiya konnte die Wut, die in ihnen aufstieg, fast greifen. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Jetzt gab es nur noch den Sieg oder Niederlage. Leben oder Tod.

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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Zentrale Tempelanlage, 4. Tag, mittags - Ogerjagd von Ricklens Kommando

    “Feuer!”, erklang Ricklens Stimme aus dem Verborgenen, als Onyx in einem atemberaubenden Tempo auf den steinernen Platten gesprintet kam. Der Oger war dicht hinterher gewesen und hatte gerade wütend die Keule gehoben, weil der Waldläufer diesem entkommen war.
    Sieben Pfeile aus verschiedenen Positionen rund um den Oger kamen aus Verstecken geschossen oder von Schützen, die hinter einer Mauer hervor kamen.

    Alle trafen das Ungetüm. In den Rücken, Brust und die Seiten. Jilvies Pfeil traf unterhalb des Halses und Ricklen vollführte einen meisterhaften Schuss mit einem der Spezialpfeile. Der Pfeil mit langer Sägekopfspitze jagte in den Bizeps des linken Ogerarmes und trat mit hässlicher Wunde wieder aus.
    Dann packte er seinen Speer und wurde zum Nahkämpfer, während Vareesa und Ronja mit ihrem Bogen seine flankierenden Wächterinnen wurden.

    Hjarti brüllte Flüche in der Sprache der Nordmarer und kam mit Fridtjof hervor. Auf der Gegenseite waren es Kjal und Kiyan als Duo das mit Schwert und Speer angreifen würden.
    Einzig Jilvie und Onyx blieben als meisterhafte Fernkämpfer im Hintergrund und hatten ihre Aufgabe.

    “Lasst uns tanzen!”, rief Ricklen und attackierte mit seinen zwei Schützinnen frontal, während der Rest es ihnen gleich tat.
    Ronja feuerte einen Pfeil ab, Vareesa lief zur Seite und Ricklen zog den Fokus des Ogers auf sich. Von hinten kamen Hjarti, Kjal und Kiyan, nachdem Fridtjof einen Pfeil abgefeuert hatte und näherten sich dem Oger.
    Der wiederum bemerkte sie, schlug sich die Pfeile vom Körper ab und schlug mit der Keule nach ihnen. Er stampfte auf, bekam einen Pfeil von Vareesa ab und zuckte dann zusammen, als Ricklen seinen Speer in die Wade des Ogers jagte.

    Wütend schlug er um sich. Ricklen pfiff alle zurück und die Schützen legten Pfeile an. Die Nahkämpfer liefen mit ihnen als Schutz mit, während sie alle im Uhrzeigersinn begannen, um den Oger zu kreisen und Lärm zu machen. Diesen Moment nutzten dann Jilvie und Onyx.

    Sie schoss einen weiteren Sägekopfpfeil ab, der jedoch in die geschützte Schulter einschlug und den Tierschädel splittern ließ, der da befestigt war.
    Es war Onyx der dem Oger nah kam und aus vollem Lauf erst einen Pfeil mit Säckchen abschoss. Das platzte auf der Brust des Ogers und ließ feines Steinsalz frei. Der schlug um sich und schloss die Augen, während Onyx dann einen Jagdpfeil aus der Nähe abschoss und dieser wuchtig und schmatzend in den Kiefer des Ogers einschlug.

    Wie zu erwarten war dieser zähe Bastard dann nicht tot, sondern machte was jeder machen würde, der gerade nichts sieht. Wild um sich schlagen und brüllen.
    Alle freien Schützen eröffneten das Feuer und die Nahkämpfer hielten sich bereit, als der Oger die Augen öffnete und los stampfte.
    Mit Wut und Wucht ging er auf Kiyan und Kjal los.
    Beide ergriffen die Flucht, als der Boden erzitterte. Die Frauen unter ihnen liefen seitlich hinterher und feuerten, während Hjarti und Ricklen mit den Speeren hinterher eilten und ausholten, um die Speere zu werfen.

    Ein wichtiger und geplanter Moment.
    Nicht alle Pfeile trafen. Ricklens Speer traf nicht richtig und Hjartis Speer steckte tief im Schulterblatt des Ogers. Der haute mit der Keule hinter sich und bekam dann fast Hjarti zu fassen, der seinen Speer greifen wollte.
    Kiyan sprang von hinten hinzu und bohrte den Orkspeer in die Seite des Ogers, während Kjal alles riskierte und mit Schwert und Schild eine klaffende Schnittwunde in die schon verletzte Wade des Ogers schlug. Sein Schild rettete ihn dann vor dem Schlimmsten, als der Ogerarm nach Kjal schlug und das Schild mitsamt Kjal nach hinten beförderte.

    Fridtjof packte Kjal schnell und ohne Schild zogen sie sich mit Kiyan zurück.

    Ricklen und Hjarti ohne ihre Speere hielten Abstand. Ein Moment der Gefahr der durch einen Moment eines sehr grellen Lichts und den Wort “Blitz!” abgelenkt wurde. Vareesa hatte gezaubert!

    Fast alle hatten sich rechtzeitig abgewandt und nutzten die wenigen Sekunden, die sich nun boten.
    Onyx zückte mit der Ruhe eines Meisterschützen einen Sägekopfpfeil und nahm Ziel, als er anlegte und seinen Starkbogen begann mit aller Kraft und dem erhöhten Geschick zu spannen. Er atmete ein, blinzelte und atmete mit dem Entspannen der Sehne aus. Der Pfeil zischte durch die Luft…

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    Fischjägerin Avatar von Larah
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    Am Moleratgehege, nördliche Bruchwälder

    Dritter Tag der Wilden Jagd, Mittag

    Der direkte Bohlenweg war verhältnismäßig gut in Stand und sie kamen zügig voran. Doch der Verfall zeigte sich bereits wenige Schritte abseits des Hauptweges. Um mit der Nase auf diese Tatsache zu stoßen, dafür hatte es noch nicht einmal der halbverwesten Ripper bedurft, die sie aus dem dichten unwegsamen Unterholz der Mangroven angegriffen hatten.
    Larahs kam mit ihrer Hellebarde besser zurecht, als sie zunächst befürchtet hatte. Sie war sehr froh um das Axtblatt, das die Stangenwaffe vom simplen Speer unterschied, und auch tatsächlich für das zusätzliche Gewicht, das ihren Hieben die notwendige Wucht verlieh. Es war ein sehr befriedigendes Gefühl, die morschen Knochen der massigen untoten Raubtiere mit sattem Schmatzen und Knirschen zu durchschlagen und aufzubrechen. Speer oder Saufeder waren die richtigen Instrumente, um ein Tier aus Fleisch und Blut zu erlegen, doch die unbeseelten Leiber hätten sich kaum davon beeindrucken lassen.
    Kurz vor Mittag erreichten sie bereits den östlichen Rand des ehemaligen Schwarzwassers. Larah war eigentlich überzeugt, ihr Herz eigentlich nie an die Siedlung um den Riesenbaum gehängt zu haben, trotzdem empfand sie eine Enge in der Brust, als sie die eingesunkenen Plattformen und die in sich zusammengesackten Hütten sah. Dass der Sumpf sich den verlassenen Lebensraum zurückholte, war nicht was sie traurig stimmte, aber sie hatte einige der Leute gekannt, die früher hier gelebt hatten. Nun konnte sie nur hoffen, dass sie alles überlebt und eine neue Heimat gefunden hatten, wo es ihnen gut erging.
    Sie verweilten nicht dort, sondern eilten nur hindurch, Sana und Hund hinterher, die sie zielstrebig zum verlassenen Moleratgehege führten.

    Auf Maris augenzwinkernde Aufforderung, seine Rasselbande zu beurteilen, antwortete Larah nur mit einem Schmunzeln.
    „Die letzten sieben Winter habe ich auf dem Festland verbracht.“, gab sie erst die kurze Antwort auf seine Frage ihrer Herkunft, bevor sie die längere anfügte, „Meine Eltern und Geschwister leben an der Westküste von Gorthar, südlich der Lande der Pferdlords. Sie gehören dort zum Waldvolk des Things von Cymria. Es ist ein großes Thing mit vielen Sippen, die über ganz Westgorthar bis in den Südosten nach Gal Ran verstreut leben. Die Sippe meiner Eltern lebt auf Booten an der Küste und auf den Flüssen, die aus dem Landesinneren kommen. Sie folgen die meiste Zeit über den Fischschwärmen, fischen und treiben auf den Flüssen und in den Küstenorten Handel.“
    Kurz ließ sie ihren Blick nach einer passenden Sitzgelegenheit schweifen, bevor sie sich kurzerhand auf der obersten Querlatte eines noch stehenden Teils des stabilen Gehegezauns niederließ und die Beine übereinander schlug, die Hellebarde auf ihrem Schoß.
    „Im Waldvolk des Things von Cymria ist es üblich, dass man als Frau mit Erreichen der Mündigkeit die eigene Sippe verlässt. Entweder heiratest du in eine Sippe ein oder du hast ein so großes Talent, dass eine Sippe dich bittet, ihren Schwur zu leisten. Doch ich war weder eine herausragende Kriegerin, noch erwählte mich die Natur zur Sehenden – von einem anständigen Mann, der nicht bereits vergeben war, gar nicht zu sprechen.“ Larah konnte nicht verhindern, dass sie die Augen leicht verdrehte, als sie an die aufdringlichen Annäherungsversuche manch eines unverschämten Kerls am Rande der jährlichen Beltanefeierlichkeiten zurückdachte. „Also blieb ich drei Winter ohne Sippe, bis ich mich aufmachte und Gorthar hinter mir ließ. So kam ich mit meinem Proa schließlich vor mehr als zehn Wintern nach Tooshoo. Als die Echsenmenschen des Weißauges kamen, reiste ich schließlich weiter nach Myrtana.“
    Die anderen hatten bereits begonnen Brot, Trockenfleisch und frisches Obst auszupacken und zu sich zu nehmen. Doch Larah beschloss ihre Geschichte zu Ende zu erzählen und erst dann selbst ein paar Bissen aus ihrem Proviant zu sich zu nehmen. Nur einen Schluck aus ihrem Trinkschlauch nahm sie gleich, bevor sie fortfuhr.
    „Die letzten Winter hat mir dann die Rattensippe in Silden Obdach gegeben und Jodas hat mir den Kampf mit Stangenwaffen beigebracht. Dort war ich auch als mich das Mal erreichte und, wenn Yared mich nicht nach Argaan gebracht hätte, hätte es vermutlich mein Leben genommen.“
    Larah hielt für einen Moment in ihrem Bericht inne und sah nach Westen, wo sich der Riesenbaum über den Wipfeln der Mangroven in den Sonnenschein erhob.
    „Dieses nette Werkzeug“, sie senkte kurz ihren Blick zu der Waffe auf ihren Knien, “hat er mir in Thorniara besorgt - Standardausführung der myrtanischen Armee. Gegen Untote ist es nützlicher als ein einfacher Speer und da ich den Speerwurf noch nicht so beherrsche, büße ich auch keine Reichweite ein.“ Sie grinste spitzbübisch.

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    Veteran Avatar von Onyx
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    Zentrale Tempelanlage, 4. Tag, mittags - Ogerjagd von Ricklens Kommando

    …und jagte sehr präzise unterhalb des rechten Handgelenkes durch das Fleisch. Sehnen und Knochen zu zerrissen und splitterten. Der Oger ließ die bisher einhändig geführte Keule fallen und besah sich den Pfeil und seine Pranke, die nicht mehr alle Finger normal zum Greifen nutzen konnte. Ein wichtiger Treffer des Meisterschützen.

    So packte er Oger nun mit beiden schon nicht mehr gut funktionierenden Händen die Keule und beschrieb damit auch den Anfang vom Ende. Das Kollektiv agierte auf den Treffer furios. Ricklen gab das Kommando auf den rechten Arm zu feuern, rollte sich vorwärts ab und vorbei am Oger und packte seinen Speer, um dann mit einem Schlag Hjartis Speer frei zu schlagen. Das Kunststück lag dann sogar, dass er nicht getroffen wurde, als der Oger mit der Keule nach diesem schwang.

    Ronja, Fridtjof und Vareesa verschossen eine Salve Pfeile in den Ogerarm, bevor Jilvie mit ihrem Jagdpfeil einen Kopftreffer landete.
    Schlag auf Schlag ging es dann zu, als die Nahkämpfer ihre ‘Mückenstiche’ setzten.. Hjarti war es, der mit seinem Nordmar-Speer einen Stich oberhalb der seitlichen Hüfte setzte und durch Drehen der zweischneidigen Speerspitze eine blutige, klaffende Wunde schuf, bevor er sich schnell zurückzog. Kiyan und Ricklen beschäftigen indes den Oger und ließen damit Kjal die Gelegenheit ohne Schild noch einmal mit dem Schwert die Wade zu attackieren. Ein weiterer, tiefer Schnitt durchtrennte das Fleisch und alle schwirrten wieder vor und hinter dem Oger umher.

    Ricklen ergriff die Gelegenheit und befahl sich zu formieren. Speerträger traten vor und die Schützen traten dahinter, um zu feuern.
    “Er soll kommen! Dann laufen wir und teilen uns gleichmäßig auf! Ronja du bist letzte Frau! Schieß was das Zeug hält, Mädchen!”, war die Order des Kommandoführers.
    Der Oger kam und sie setzten sich in Bewegung. Pfeile flogen, während Jilvie und Onyx sich schon positionierten und besondere Pfeile hervorholten.
    In der Rückwärtsbewegung feuerten Ronja und die anderen ihre Pfeile ab. Nicht alle trafen, aber das sollten sie auch nicht. Sie sollten den Nahkämpfern Raum geben, sich zu verteilen und dem Oger in die Flanke zu fallen. Vareesa drehte sogar ab und schien magisch etwas vorzubereiten, doch wurde die Zeit zu knapp, als der Oger schon in ihre Richtung kam, weil sie nicht in Bewegung war.
    Onyx und Jilvie feuerten dann im selben Moment mit Rüstungen durchbrechenden Pfeilen in den Rücken des Ogers. Diese schlugen tief durch den Torso des Ogers und man vernahm ein Rasseln in seiner schwerfällig werdenden Atmung.
    Dem Oger blieb nun nur die Nahkämpfer auseinander zu treiben, während er von vorne mit Pfeilen gespickt wurde und von hinten Jilvie und Onyx näher kamen.

    Mit gekonnten Doppelschüssen jagten sie ihre Pfeile in den Ogerrücken, dass er fast schon wie ein Igel aussehen mochte. Der Oger brüllte auf, drehte sich und machte einen erstaunlich schnellen Satz nach vorne. Er schlug nach Onyx, der aber verdammt geschickt nach hinten auswich und dann an der ausholenden, verletzten, linken Pranke zick-zack-mäßig unelegant vorbei huschte.
    Es war dann ein Bild für seine langjährigen Jagdgefährten, als er für sie untypisch mit solch einem Antrittstempo am Oger vorbei lief, dass man fast glauben konnte, dass Onyx während seiner Abwesenheit in einem Sprint-Trainingslager für Hünen war.

    Und nun glich es wie Ameisen, die sich auf eine fette Raupe stürzten. Onyx und Jilvie jagten dem Oger ihre Jagdpfeile in den Schädel. Ronja verschoss ihren vorletzten Pfeil und Vareesa jagte einen großen Pfeil in den dicken Nacken des Ogers.

    Kiyan, Ricklen und Hjarti attackieren mit ihren Sperren und rammten sie dem Oger ins Kreuz und in die Seite. Hoher Blutverlust setzte beim Oger ein und als Kjal mit seiner Klinge endlich die Wade durch hatte, war der Oger am Boden. Sein Bein konnte sein Gewicht nicht mehr halten und so ging er auf ein Knie und stützte sich Blut speiend mit dem linken Arm halbwegs ab.

    Nun gab es kein Halten. Pfeile jagten in den Ogerkörper und die Speere jagten in den Leib. Kiyans Speer schlitzte dem Oger den Wanst auf und Ricklen durchbohrte den Hals. Hjarti trieb seinen Speer in Richtung Herz und alle Schützen feuerten noch einmal ihre Salve ab. Der Oger schwankte und kippte mit dem Oberkörper vor.
    Kjal setzte dann die finalen Hiebe. Mehrmals trieb er die scharfe Waldläuferklinge durch den Nacken und schlug dem Oger den Kopf ab.

    Jubelschreie aus adrenalingeladenen Menschen ertönten, während sich eine riesige Blutlache über den sandsteinartigen Boden ergoss.

    “Was für ein Brocken! Verdammter Bastard! Das haben wir super gemacht Leute!”, sagte Ricklen mit Stolz in der Stimme und den Anstrengungen des Kampfes im Gesicht.

    “Onyx…ist dir übel? Du schaust scheiße aus…und deine Augen… ”, sagte Hjarti und begutachtete den Hüter wie alle anderen auch.

    “Alles gut. Nicht fragen weiter!”, brummte oder besser knurrte der Hüter eindeutig und hatte noch nicht genug. Das Snapperkraut war Ursache für seine Aura aus Aggressivität und Rastlosigkeit. Er zog die Pfeile aus dem Ogerkörper und trat dann gegen den Kopf.

    “Was zur Hölle ist das?”, quiekte Ronja angewidert, als aus dem Kopf des Ogers kleine, blutegelhafte Viecher krochen. Pechschwarz und in einer Zahl die unmöglich schien. Wo waren die alle drin gewesen? Im Hirn?
    Sie krochen aus dem Kopf und saugten und suhlten sich im Blut des Ogers.
    “Parasiten…ob die das mit dem Oger gemacht haben?”, fragte Kjal und trat auf einen von denen.
    “Bleibt fern davon! Vielleicht können sie springen oder so ein Scheiß! Hjarti! Schnaps her! Und Jilvie mach bitte ein Feuer. Ronja, Vareesa helft ihr und sammelt Feuerholz. ”, befahl Ricklen und begann selbst Holz zu sammeln und es auf den Ogerkörper zu werfen. Kurzerhand waren alle dabei mitzumachen, denn was auch immer das war - es war besser, wenn es tot war. Das verstand ein jeder Jäger, der irgendwann einmal einen stinkenden Kadaver vorfand, den nicht einmal die Aasfresser annagten.

    Onyx spürte sogar, dass da etwas falsch war. Etwas was nicht in die Natur gehörte. Das war sogar einfach, denn wenn er sich konzentrierte spürte er jedes Tier auf gewisse Art. Hier jedoch war keine Verbindung. Jilvie kam mit dem gewünschten Feuer und Hjarti musste zusehen, wie Ricklen den ganzen Schnaps aus Nordmar über den Ogerkopf kippte und diesen anzündete. Die Gruppe ging dann vorsichtig an den Ogerkörper und zog noch die sehr vielen Pfeile heraus. Dann legten sie Holz drumherum und Fridtjof holte erst dann Lampen- oder auch Fackelöl aus seinen Rucksack hervor. Hjarti hätte ihn und Ricklen umbringen können. Doch so war es nun und besser das Zeug, wie Salz und Puderzucker.

    Ricklen entfachte das Feuer und eine schwarze Rauchwolke zog auf.
    “Wir taufen ihn den bösen, fetten Igel.”, meinte Jilvie und wich einem der Egel bewusst aus, während Onyx da weniger Sorge hatte und mit seinen dicken Stiefeln es beendete. Alles zischte und es stank nach brennendem Blut. Doch es war richtig so. Hjarti spießte den ausgebrannten Ogerkopf auf und besah ihn sich wie der Rest.
    “Ich weiß nicht was das war. Aber er ist tot und das was da drin war auch - das zählt. Ich ziehe mal die Hauer…”, meinte der Nordmarer und holte eine Zange hervor.

    Am Ende war der Ogerkopf auf Hjartis Ripperspieß aufgespießt und alle bekamen einen Hauer vom Oger. Eine nette Erinnerung. Hjarti nahm sich Zwei, wegen seinem kostbaren Nebelgeistschnaps.
    Onyx hingegen begann dieses Mal klüger zu handeln. Er verspeiste einen Krötenwurzpilz, während die Gruppe mit etwas Abstand zum brennenden Kadaver Rast machte. Natürlich erntete er seltsame Blicke, doch alles musste seine Zeit haben. So auch dieses Geheimnis.

    So langsam begann seine Haut krötenartig zu werden und er das Gift abzubauen, was Ronja wohl sehr unheimlich fand. Vor allem als er sie aus grün schimmernden Augen anblickte.
    Onyx hingegen machte sich nichts daraus, hörte wie die anderen über den Kampf sprachen, sich lobten, aber auch andere und Kiyan laut Ricklen seine Feuertaufe bestanden und damit in sein Kommando aufgenommen war.

    “Wehe du hängst zu viel mit dem Rudel von Jadewolf ab. Hier ist deine neue Familie. Glaub mir!”, waren Ricklens Worte und dann machte er typisch seine Runde zu jedem im Kommando. Wechselte Worte, fragte wie es ging und gab Ratschläge oder diskutierte über Manöver oder den Oger selbst. Er war der beste Anführer für ein Jagdkommando. Bedacht, ging voran und wusste ganz genau wie seine Leute tickten und wie man selbst einen Hjarti entgegen trat, damit der die Autorität Ricklens respektierte.

    Als er zu Onyx kam, sagten die Blicke alles. Sie würden reden, wenn sie unter vier Augen waren. Ricklen wusste sehr gut was Onyx konnte und was nicht. Manches heute war anders und das hatte er natürlich bemerkt.
    Onyx stand auf und bewegte sich dann ein wenig. Er wollte patrouillieren, während die anderen noch ruhten.
    Dann hielt er nach ein paar Schritten und sah die Olvara - die Silberäugige - wie sie da zwischen den Bäumen schritt und um sie tanzte. Wie sie das Ogerblut an den Händen hatte und es an die Bäume schmierte. Wieso tat sie das? War das alles geplant gewesen? Onyx sah ihr noch kurz zu, dann lächelte sie mit ihren pechschwarzen Zähnen und verschwand.
    So wie sein Vergiftungsgrad gesunken war und seine äußere Erscheinung nicht mehr so unheimlich durch fahle Haut und hervortretende Venen wirkte. Er ging weiter und dachte nach.
    Die Rache war vollendet und der Kreis der mit dem Oger begann, endete hier und jetzt mit dem Oger. Was kam, wusste nur das Schicksal. Das Schicksal war alles.

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    Zentrale Tempelanlage, 4. Tag, mittags - Ogerjagd von Ricklens Kommando

    Kiyan atmete aus und ihm war, als würde die Last von Tagen oder gar Wochen der Anstrengung von den Schultern gleiten wie ein schwerer Mantel. Dabei waren seit der Geistaustreibung erst vier Tage vergangen, vier Tage, in denen er die Freiheit genießen konnte, diese jedoch auch verteidigen musste.
    „Du hast deine Feuertaufe bestanden, Einauge“, hatte der blondhaarige Waldläufer mit breitem Grinsen gesagt und ihm auf die Schulter geklopft, „Willkommen in meinem Kommando, Kiyan!“
    Worte, die für den Gortharer so viel mehr bedeuteten, als sich der Jagdmeister vorstellen konnte. Selbst unter dem Kommando des Hauptmanns, als Wächter von Tooshoo, hatte es Tage gegeben, in denen sich der Einäugige wie ein Fremdkörper gefühlt hatte, wie ein Auswärtiger, der nur die Kleidung des Waldvolkes trug, aber kein wirklicher Teil von diesem war. Mit der Teilnahme an der Jagd jedoch, der Hatz mit den Wölfen und dem Kampf gegen den Oger … ihm war, als hätte er wahrlich eine Prüfung bestanden, einen Prozess, der ihn zur Klinge des Waldvolkes geschmiedet hatte. Wenn sich Kiyan nun umsah, sah er Brüder und Schwestern, sah das gleiche Erkennen in ihren Augen. Ihm waren Dinge zuteilgeworden, die das Herz des Waldvolkes darstellen, seiner Geschichte und Mythen. An der Seite von Druiden und Hütern gestanden, Waldläufern und Jägern. Und er hatte sich als würdig erwiesen.
    Das Geschenk des Jadewolfes war auch ein Zeichen dessen gewesen. Der alte Waldläuferbogen Ornlus, eine Gabe aus den Tagen Sildens, als das Waldvolk noch wirklich dem Namen nach in den Wäldern Myrtanas hatte hausen müssen, bedrängt von Rebellen der Königstreuen auf der einen Seite und den orkischen Invasoren auf der anderen. Ehrlich hatte der Druide zugegeben, dass seine Tage als Bogenschütze wohl gezählt waren. Sprachlos war der Jäger gewesen, als er das Geschenk angenommen hatte. Bis dato hatte er gedacht, Ornlu schätze ihn zwar als zähen Burschen, der die Geistaustreibung überlebt hatte und an der Jagd teilnahm, mehr aber auch nicht. Der Bogen … dieser Vertrauensbeweis hatte ihm gezeigt, dass der Wolfsdruide wohl mehr in ihm sah.
    Kiyan erinnerte sich an seine Antwort auf die Frage des Mannes, wie es seinem Geist ergangen war: „Es war … seltsam, Jadewolf“, hatte er langsam und leise geantwortet, „bis zu dem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, das mein Geist, mein Verstand … angeschlagen war. Wie eine Schlange, die sich gerade aus ihrem alten Schuppenkleid gelöst hatte. Verwundbar, nein, verwundet. Aber so … die Wolfsseele hat Stärke gebracht, Klarheit. Ich habe anfangs gekämpft, wahrscheinlich eine Art Schutz vor … nun, dem was mir zuvor passiert ist. Aber je länger der Wolf meinen Geist stützte, umso sicherer wurde ich, umso klarer sah ich. Ich ging in seiner Wildheit und Kraft aus und selbst jetzt, ohne seine Seele … ist davon ein Teil geblieben. Die Wolfsseele hat einen Heilungsprozess unterstützt, der so viel länger gebraucht hätte … oder nie eingetreten wäre.“
    Erneut atmete Kiyan durch. Er war erschöpft. Aber nicht auf eine Art und Weise, die schwach war, auf eine, die sich schlecht anfühlte, sondern auf eine positive Art. Müde, ja, aber mit klarem Geist und wachem Verstand.
    Während sie also nun die Überreste des Ogers verbrannten, der von irgendwelchem Parasiten befallen war, konnte Kiyan nicht anders, als herzhaft zu lachen. Befreit und sorgenlos. Er hob den Speer, reckte ihn in die Richtung, in der der Weltenbaum Tooshoo lag.
    „Für Tooshoo!“, rief er aus, „Für den Baum! Für unser Volk!“
    Die anderen Jäger stimmten ein. Denn darum ging es letzten Endes auch bei dieser Jagd. Um ihre Heimat, um ihre Leute. Denn in der dunkelsten Nacht waren sie die Schatten in den Wäldern, die für Schutz sorgten. Die Verteidiger des Waldvolkes.

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    Abenteurer Avatar von Zarra
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    Basislager, 3. Tag, Nachmittag

    Fest grub Zarra ihre Finger in die Kleidung ihrer Großmutter. Schlamm und Blut drückte sie in den Stoff, doch es kümmerte sie beide nicht. Die Erleichterung, dass sie wieder beisammen waren, überwog alles andere.
    „Ich hatte solche Angst“, flüsterte die Weißhaarige in die Schulter ihrer Oma, während sich Tränen in ihren Augen sammelten.
    Tränen des Schmerzes, als sie nach langer Anspannung fühlte, wie sehr geschunden ihr Körper war.
    Tränen der Überforderung, weil all das, was hinter ihr lag, sie beinahe gebrochen hätte.
    Tränen der Wut, darüber, dass sie ihrer Großmutter Sorge bereitet hatte und dass sie nicht in der Lage war, für sich selbst zu kämpfen.
    Tränen der Erleichterung, dass alles wieder gut war.
    Sie schluchzte herzzerreißend und glitt langsam zu Boden, bis sie auf den Knien aufkam. Nerea, die ebenfalls schwach auf den Beinen war, konnte sie nicht halten und musste von ihr ablassen.
    „Du bist wieder hier, in Sicherheit“, raunte die Kräuterfrau mit belegter Stimme und machte eine lange Pause, ehe sie aussprach, was sie beschäftigte, „Doch wie?“

    Die Alte spürte, dass etwas anders war. Etwas an Zarra hatte sich in der kurzen Zeit verändert. Und sie meinte damit nicht ihre zerrissenen Kleider und all die Verletzungen, um die sie sich schnell würden kümmern müssen. Just in diesem Moment war sie sehr verletzlich, doch es war nicht wie zuvor. Vor Beginn der Wilden Jagd hätte sie sich zurückgezogen, hätte kein Wort zu den anderen sagen können, die sie in Empfang genommen hatten. Vielleicht wäre sie sogar nicht ins Basislager gekommen, sondern hätte in Tooshoo Zuflucht gesucht. Doch irgendwie hatte sie es vollbracht aus der entgegengesetzten Richtung zum Lager zurückzufinden. Es waren weder der Hauptmann, doch dessen Gefährten zu sehen und auch sonst schien niemand Zarra begleitet zu haben. Wie also hatte sie es geschafft zu entkommen? Hatte man sie gerettet und dann in Richtung des Jägerturms geschickt? Das wäre sehr verantwortungslos gewesen, doch leider musste Nerea zugeben, dass ihr gleich mehrere Leute einfielen, denen sie ein solches Verhalten zutraute. Ärger begann in ihr aufzusteigen, Ärger allein über die Möglichkeit, dass es so abgelaufen sein könnte.

    Allmählich beruhigte sich das Mädchen, auch wenn ihr Körper nach Ruhe schrie. Je mehr Zeit verging, desto mehr sehnte sie sich nach der betäubenden Kraft des Schlafes. Allerdings ahnte sie, dass ihre Großmutter sie nicht würde ruhen lassen, ehe ihre Neugier befriedigt war. Ja, sie war eine herzensgute Frau und liebte ihre Enkelin abgöttisch, doch sie pflegte stets zu sagen, dass Erinnerungen frisch erzählt werden sollten, um sie besser bewahren zu können. So ganz hatte die Weißhaarige das nie verstanden, doch zumindest wusste sie, dass sie würde erzählen müssen, was ihr widerfahren war. Doch da waren all diese Leute um sie herum. Konnte sie wirklich…
    Reiß dich zusammen!, schalt sie sich selbst, als sie im Begriff war in alte Muster zu verfallen.
    Sie war nun stärker als zuvor, auch wenn es sich nach dem Gegenteil anfühlte.
    „Ich störe nur ungern“, erklang die zaghafte Stimme eines jungen Jägers, der etwas in der Hand mit sich zog, „aber wo hast du den Dachs gefunden?“

    Zarra verlor für einen Moment das Gleichgewicht und wäre beinahe vorn über gestürzt. Beinahe hätte sie den Dachs vergessen, den sie fallen hatte lassen, als die Wächter sie entdeckt hatten. Ihr wurde seltsam heiß und die Röte kroch unter die Kruste aus Dreck und Blut in ihr Gesicht. Die Kratzwunde auf ihrer Wange begann schmerzhaft zu pochen, als das Blut durch die lädierten Adern strömte.
    „Er hat Bisswunden an der Kehle, doch solche habe ich noch nie gesehen“, fuhr der Jäger fort und mit jedem Wort wünschte Zarra sich, dass er die Klappe hielt.
    „Zeig mal her“, schaltete sich eine Jägerin ein, die deutlich erfahrener wirkte, „Hmm, ich kenne kein Tier, das solche Wunden hinterlässt. Auch die Kratzspuren sind seltsam, kaum tiefer als die oberste Hautschicht.“
    Die Augen der Jäger richteten sich auf die am Boden kniende Weißhaarige, die etwas ratlos wirkte. Sie konnte unmöglich von dem Wolfsgeist erzählen und auch nicht, dass sie es war, die dem armen Grimbart die Kehle mit ihren Zähnen herausgerissen hatte, als sie in einer Art Rausch war. Doch wie erklärte sie den Leuten und allen voran ihrer Großmutter, was geschehen war?
    „Ich fand ihn so auf meinem Weg ins Lager. Er lag am Ausgang seines Baus und…ehm…“, sie stockte, senkte den Blick, als sie den Blicken der Umstehenden nicht mehr standzuhalten vermochte, „…ich dachte wir verschwenden keine Nahrung.“
    Fragende Blicke wurden getauscht, die Geschichte wirkte wenig plausibel. Doch keiner wollte die offensichtlich völlig entkräftete Jugendliche anzweifeln – zumindest nicht in diesem Moment.
    „Genug der Fragen“, brach Nerea die Spannung, „Komm Zarra, wir schauen, ob ein Heiler zugegen ist. Wenn nicht versorge ich deine Wunden und du ruhst dich erstmal aus.“
    Die Art, wie die Kräuterfrau es sagte, ließ keinen Raum für Widerworte und tatsächlich war das Mädchen sehr froh um die Ausrede, welche ihre Oma ihr verschaffte.
    „Ich bin so müde, Oma“, unterstütze sie die eigene Flucht aus dieser Situation.
    „Ich weiß, Liebes. Roan? Hilfst du uns zwei Frauen zu einer Schlafstätte?“
    „Natürlich“, antwortete der werdende Vater sofort und bot den beiden Rimbes seine Arme an.
    Dankbar nahmen sie sie und ließen sich von ihm zu einem der Zelte führen.

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    Kämpfer Avatar von Yarik
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    Irgendwo im Sumpf... Irgendwann am 3. Tag... Chala, Valerion, Yarik

    „Scheiße!“, rief Shakes aus, „Wie kann das sein?“
    „Vielleicht sind wir irgendwo abgebogen, ohne es zu merken?“, schlug Selana vor, „Ich meine, bei dem Nebel...“
    „Nein, verdammt!“, fauchte Shakes, „Die Spur hat vom Felsen weggeführt, da bin ich mir sicher, und dann ging sie einfach die ganze Zeit geradeaus! Was für eine verfluchte–“
    „Shakes, beruhig dich!“, unterbrach Liam den aufbrausenden Sumpfkrautfarmer, „Wir sind alle angespannt, und die Situation ist beschissen, also ist es umso wichtiger, dass wir ruhig bleiben einen klaren Kopf behalten!“
    Shakes seufze. „Jaaa… ja, hast ja recht. Aber was machen wir jetzt? Die Spur ging einfach geradeaus und hätte uns weiter vom Felsen wegführen müssen, statt wieder zurück, oder?“ Er sah sich um und die anderen nickten bestätigend. Selbst Selana, die anfänglich zögerte, weil sie wohl noch an der Hoffnung festhalten wollte, dass sie sich einfach nur zufällig verlaufen hatten. Yarik hingegen war sich mittlerweile sicher, dass nichts von all dem zufällig geschah.
    „Schritt für Schritt“, sagte Liam, „Sehen wir uns erst einmal hier am Lagerplatz um.“
    Vorsichtig, die Waffen kampfbereit erhoben, betrat die Gruppe den Platz, an dem sie die Nacht verbracht hatte. Es dauerte nicht lange, bis Eileen etwas entdeckte: Eine Schleifspur, die von Glaens Schlafplatz in den Sumpf führte…
    „Die… die war heute Morgen noch nicht da! Oder?“ Selanas Stimme bebte und sie presste sich schutzsuchend an Valerion, der ihr einen Arm um die Schulter gelegt hatte und versuchte, sie zu beruhigen.
    Liam schüttelte den Kopf. „Nein. Die hätten wir gesehen. Auf jeden Fall!“
    „Sie sieht… frisch aus“, merkte Eileen leise an und kniete sich hin, fuhr mit den Fingerspitzen über die aufgewühlte Erde, „Als wäre er gerade eben erst…“
    Sie ließ den Satz unbeendet und blickte über die Schulter zu den anderen. Ihr blasses, von blonden Haaren gerahmtes Gesicht verschwand beinahe schon im Nebel, obwohl Yarik kaum zwei Schritte entfernt stand. Für einen kurzen Moment sagte niemand etwas, bis Liam endlich das Schweigen brach. Er versuchte, entschlossen zu klingen, konnte aber ein leichtes Zittern in seiner Stimme nicht gänzlich verbergen: „Wir haben also wieder eine Spur. Egal wie… wo sie herkommt. Wir folgen ihr, bis wir Glaen gefunden haben. Und dann verschwinden wir von hier, zurück zum Lager.“
    „Und wenn wir ihn nicht finden?“, fragte Chala unumwunden, „Wir können nicht riskieren, von der Dunkelheit überrascht zu werden.“
    Liam warf ihr einen verärgerten Blick zu, aber der Einwand hatte seine Berechtigung.
    „Wir suchen, bis die Sonne im letzten Drittel steht. Dann brechen wir auf.“
    „Und wo steht die Sonne jetzt?“, knurrte Chala, „Wie spät ist es überhaupt? Wie lange waren wir schon unterwegs? Zwei Stunden? Vier?“
    Sie hatte Recht. Der Nebel tauchte alles in ein milchiges Zwielicht. Sie sahen sich um, aber niemand konnte sagen, auf welcher Höhe die Sonne stand. Es konnte noch immer Morgen sein oder schon später Nachmittag.
    Liam schüttelte langsam den Kopf. „Wir haben noch Zeit! Und wir werden Glaen nicht einfach so zurücklassen! Los jetzt, je eher wir ihn gefunden haben, umso eher können wir hier weg!“ Damit drehte er sich um und stapfte los, so dass den anderen keine Wahl blieb, als ihm zu folgen.

    Erneut folgten sie der Spur in den Sumpf. Schweigend und dicht beisammenbleibend, die Waffen gezogen und kampfbereit. Die einzigen Geräusche waren die, die sie selbst verursachten, während sie durch den Morast wateten. Alles klang gedämpft und verzerrt im dichten Nebel, dessen Präsenz von Stunde zu Stunde nur noch drückender, noch erstickender zu werden schien.
    Yarik versuchte, sich auf andere Sinne zu konzentrieren als auf seine Sicht und sein Gehör – aber sein Gespür für die Magie schien so blind zu sein wie seine Augen. Die Korruption, die Verderbnis, sie war einfach überall. Es war die magische Äquivalenz zu völliger Dunkelheit. Und je mehr er sich konzentrierte, je mehr er versuchte, die Dunkelheit zu durchdringen, um irgendetwas zu erkenne, um so mehr drang die Dunkelheit in ihn, bohrte sich mit körperlosen Klauen in seinen Verstand, erfüllte ihn mit dumpfer Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, so dass ihm am Ende nichts anderes blieb, als zu versuchen, die Magie gänzlich auszublenden, um sich ihrem Einfluss zu entziehen.

    Sie marschierten seit… Minuten? Stunden?, …als Liam die Hand hob zum Zeichen, dass sie stehen bleiben sollten. Der Waldläufer deutete mit der Schwertspitze auf eine Stelle am Boden: „Ein Toter.“
    „Glaen?“
    Liam schüttelte den Kopf. „Nein. Dafür liegt er schon zu lange hier.“
    Er kniete sich hin und nahm den Leichnam genauer in Augenschein. Eileen stand hinter ihrem Vater und sah ihm mit einer gewissen morbiden Faszination zu, wie er das Gesicht des Toten vorsichtig von Schlamm und Algen befreite. Die darunter zum Vorschein kommende Haut war weiß und wächsern, aufgedunsen und vollgesogen mit Wasser. Schnecken, Maden und Würmer krochen träge darauf herum, sammelten sich in der Mundhöhle und auf den weißen, sich verflüssigenden Überresten der Augäpfel.
    „Kennst du ihn?“, fragte Yarik. Liam schüttelte den Kopf.
    „Der Kleidung nach könnte er schon einer von uns gewesen sein“, mutmaßte Shakes, „Aber… keine Ahnung. Vielleicht auch nur ein Reisender?“
    „Papa, da drüben!“, rief plötzlich Eileen und deutete auf einen nahen Baum, oder besser auf das, was zwischen den knorrigen Wurzeln lag: Ein verkrümmter Körper.
    „Und hier… hier ist auch einer!“, meldete sich Chala zu Wort.
    „Hier auch!“ – „Und hier! Scheiße…“
    Der Nebel schien sich ein wenig zu lichten, aber nur, um den Blick auf eine Szenerie des Grauens freizugeben: Überall um sie herum lagen Leichen. Sie lagen halb vergraben im Schlamm, versenkt im Wasser, verborgen zwischen Sträuchern und Wurzelwerk.
    „Macht euch bereit!“, rief Liam. Er musste es nicht zweimal sagen. Nach ihrer Begegnung mit der verfluchten Vettel und ihren untoten Gefolgsleuten wusste jeder, was er meinte. Die Gruppe bildete einen Kreis, jeder hielt seine Waffen bereit und wartete darauf, dass die Toten sich erheben würden.
    Sekunden vergingen, wurden zu Minuten…
    Aber nichts geschah. Die Toten blieben tot, ihre wachsweißen Gesichter starr und regungslos.
    „Kommt schon… kommt her, verdammt nochmal!“, knurrte Shakes. Doch die Toten reagierten nicht. Und genau das machte es nur noch schlimmer. Wenn sie aufgestanden wären und angegriffen hätten – Zombies waren unangenehme Gegner, aber man konnte sie bekämpfen. Man konnte ihnen die Gliedmaßen abhacken und ihre Schädel einschlagen. Sie waren greifbare Feinde.
    Diese Toten jedoch… Die lagen nur da und starrten sie aus blinden Augen an. Ihre Gegner waren nur Nebel und Schatten – wie sollte man gegen Nebel und Schatten kämpfen?
    Nach einigen Minuten, die sie voller Anspannung auf einen Angriff gewartet hatten, der nie kam, gab Liam den Befehl zum Weitergehen. Die Spur auf dem Boden war noch immer deutlich sichtbar, und der Nebel war ein wenig zurückgegangen – niemand zweifelte inzwischen noch wirklich daran, dass es die Absicht des Nebels gewesen war, ihnen auf diese Art die Toten zu enthüllen. Die Toten, die ab jetzt ihre Begleiter blieben. Egal wo man hinsah, sobald man ein wenig genauer hinschaute, entdeckte man einen Leichnam. Jedes Mal schien der Leichnam einen anzustarren…

    Und schließlich fanden sie Glaen.
    Eileen entdeckte ihn zuerst und stieß einen entsetzen Schrei aus. Liam blieb stehen und nahm seine Tochter in die Arme, während er selbst fassungslos auf den Anblick starrte, der sich ihnen bot.
    Glaen hing in der Krone eines alten, knorrigen Baumes. Seine Arme waren ausgebreitet, dicke, dornenbesetzte Ranken hatten sich um seine Handgelenke geschlungen und hielten ihn fest, während seine Füße frei in der Luft hingen. In regelmäßigen Abständen tropfte Blut von seinen Zehen in einen kleinen Tümpel zwischen den Wurzeln, der bereits dunkelrot gefärbt war.
    Von Glaens Körper war… zerfetzt. Seine Haut war so brutal aufgerissen worden, dass sein rohes Fleisch und seine Muskeln offenlagen. Seine Eingeweide hingen in glitschigen Schlingen um seine Füße, der Knochen seines linken Schienbeins ragte zersplittert aus der blutigen Masse heraus, ebenso wie einige seiner Rippen.
    Aber das schlimmste war sein Gesicht. Nicht, weil es entstellt worden wäre – es war unverletzt geblieben, als einziger Teil seines Körpers. Und so hatte es den unglaublichen Schmerz, die Pein und die Verzweiflung bewahrt, die Glaen in den letzten Minuten seines Lebens hatte erdulden müssen. Es war eine verzerrte Fratze, eine Maske der Angst und der Qualen.
    Liam drehte sich langsam zu den anderen um, wobei er noch immer Eileen im Arm hielt, die leise schluchzte. Er war blass und bewegte die Lippen, als wollte er etwas sagen, brachte aber keinen Ton hervor.
    Nicht, dass es nötig gewesen wäre. Ihnen allen war klar, dass die Regeln sich geändert hatten. Dass sie nicht mehr die Jäger waren, sondern die Beute.
    Dass sie nur noch versuchen konnten, zu überleben.

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    Zentraler Sumpf, Tempelruine, 3. Tag, fast Mittag, Freiya, Ryu, Griffin vs. der nackte Fledermann

    Das war es also? Der Grund für all dies? Dieser kleine, wertlose Wurm? Diese hässliche Missgeburt? Dieser schlechte Scherz der einem kranken Kopf entsprungen sein musste? Diese degenerierte, kleine Made die sich an den Wunden und der Furcht anderer nährte wie der schäbigste Parasit... Wie oft hatte er seine Opfer den Horror durchleben lassen, dem er sie ausgesetzt hatte? Wie oft hatten sie all die leidvollen Erinnerungen, die Zweifel und den tief vergrabenen Selbsthass schmecken müssen? Wie oft war seine dreckige Pranke an den Hinterkopf seiner Opfer geglitten um diesen mit aller Gewalt in den Abgrund zu pressen der nur zu freudig entgegen starrte. Dieses verdorbene, niederträchtige Aß... Wie konnte er sich nur erdreisten, einem Wyvern... Einem Wesen, das so weit über ihm in der Nahrungskette stand einen derart geschmacklosen Streich zu spielen!?

    "Sterben, hm?", äußerte Griffin tonlos. Nur knapp verzog er den Mundwinkel nach oben, die Augen zu Schlitzen verengt, während er die Beute nicht aus den Augen lies. Dieser Moment eines grotesken Grinsens. Angewidert und doch ironisch belustigt über die großen Worte, die der Wurm zuvor noch Freiya entgegen gebrüllt hatte. Ja, auch sie hatten diese Verzerrung gehört die sie schlussendlich hatte erwachen lassen. Grifins Gesicht stand unter völliger Anspannung. Seine Augen waren leer. Wie die eines gebrochenen Mannes. Einer der nichts mehr hatte für das es sich zu leben lohnte. Aber der eben genau so lebte: als gäbe es nichts mehr zu verlieren. Gezeichnet von Dreck, Blut, Tränen, Reue, Ohnmacht und Wut. Die Art von Mann, die selbst dem gestandensten Krieger Respekt und Vorsicht abverlangten. Erfüllt von der Urkraft einer Wildheit die damit drohte, ganze Gebirgsketten zu verwüsten.

    Sarkany hingegen schwieg. Stattdessen hielt er den ledernen Fetzen den er der Beute zuvor aus den Schwingen gerissen hatte mit einem Arm in das Licht der so schmerzlich vermissten Sonne. Doch wo die Wärme auf seine von frischem Blut bedeckte, behandschuhte Hand fiel, erreichte die Wärme den Wyvern nicht. Selbst das langsam verdampfende, in eine zähflüssige Masse zerfließende Stück der Schwinge ließ ihn nicht einmal zucken. Da war lediglich der Blick mit dem er die Beute fixierte. Dieser alles aussagende Blick. Der Blick eines Apex Prädators der dem des anderen Kriegers in nichts nach stand. Aber sie würden nicht fressen. Nein. Sie würden nicht jagen. Auch das wäre vermessen gewesen. Wieder ertönte die Stimme dröhnend in den Köpfen der beiden. Versuchte erneut, die Realität zu verdrehen und ihre Geister zu pervertieren, doch all die Illusionen und Zauber waren nur noch Schall und Rauch. Verdampft und vergoren wie jenes Gift, das er in ihren Herzen freigesetzt hatte. "Ihr niederen Krea...!", doch ihren Satz zu beenden gelang der Beute nicht einmal. Die Zeit für Provokationen und Spielchen war nun vorbei. Die Linke Griffins und die Rechte Ryus trafen im nächsten Moment einem Rammbock gleich die Schnauze des Manipulators und sendeten ihn mehrere Meter durch die Luft, sodass er sich noch einige Male nach dem Aufprall auf dem harten Steinboden überschlug bevor sein Weg einen Halt fand.


    "Sterben...", wiederholte Griffin manisch, der auf seine zuckenden Fingerknöchel blickte und wieder dieses schnellebige, selbstironische Grinsen zeigte. "Ohja..."

    ***

    Diese Unwürdigen! Wie konnten sie es wagen, Hand an seinen perfekten Körper anzulegen!? Wie konnte diese niedere Hexe es wagen, seine wundergeschön gewebten Illusionen und Welten des tiefsten Verlangens aller in solche Scherben splittern zu lassen! Alle die Netze aus Lug, Trug und Furcht die er so sorgfältig gewoben hatte! Zerstört! Vernichtet mit nur einem Wimpernschlag dieser roten Bestie! Und nun waren ihre Lakaien frei! Marschierten zwischen Licht und Schatten auf ihn zu. Taten so, als wäre er nicht einmal eine Bedrohung! Sie... Sie machten sich über ihn lustig! Ihn, den Herren der Welten! Das konnte er nicht dulden! Das WÜRDE er nicht dulden! Zuckend versuchte er, seine Klaue zu heben. Zu schreien und seine Lakaien zu rufen! Sie sollten sich um den Schmutz kümmern, dann würde er regenerieren können! Ganz sicher! Doch etwas ließ ihn inne halten. Die Kralle in die Richtung der zwei Fleischsäcke gerichtet, verschluckte er im nächsten Moment seine eigene, wohltuende Stimme. Denn das, was dort auf ihn zuschritt... Diese zwei... Sie... Sie waren anders... Sie wandelten zur Hälfte im Licht. Zur anderen in den Schatten der Ruine. Und was der Herr der Welten dort erblickte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren... Waren das ihre wahren Gesichter!? Von garstigen Schuppen und zotteligem Fell bedeckt!? Mit Reißzähnen in den Mäulern und Krallen an den Händen!? Wie konnte das sein!? Was waren diese... Diese... Dinger!?

    ***

    Dumpfe Schläge hallten durch die Ruine. Immer wieder prallten Fäuste, Füße, Knie und Ellbögen gegen die degenerierte Beute. So eine erbärmliche, schwache Kreatur. So niederträchtig und feige. Ohne die Zauberei war dieses Ding nichts weiter, als ein Spielzeug. Nicht einmal wie eine Maus für eine Katze... Schlicht... Ein Nichts. Vielleicht waren es auch die Verbrennungen, welche dieses Ding durch die Sonne erlitten hatte. Den Schmerz. Und immer wieder, vergebens, versuchte sie ihnen neue Zweifel einzupflanzen. Ihnnen weiszumachen, dass das was die da taten keinen Zweck hatte. Keinen Sinn. Dass er von dem Ort, an den er zurückkehren würde schlimmeres kannte. Von dort gestärkt zurück kommen würde. Irgendwann, als der nackte Bastard zu Boden gesunken war und vehement zu röcheln begann, schaute Ryu auf und zu Griffin hin. Der Blick des Hayabusa hatte sich nicht im geringsten erweichen lassen, doch als er das unterschwellige Schluchzen und unkontrollierte Zucken schwindender Beherrschung in jedem Muskel seines Waffenbruders erkannte, begann er zu verstehen. Die Fassade war am Bröckeln... Griffin wusste, dass sein Herz keine Genugtuung im Richten dieser Kreatur finden würde. Und dennoch... War er an der Seite seines Waffenbruders gewesen. Bereit entgegen seinem trotz all der Last die auf seinem reinen Herzen lag, zu tun wonach der Stolz des Wyvern schrie. Tief atmete der Hüter durch und schloss die Augen. Gerade, als der breitschultrige, gebrochene Mann zum nächsten Schlag ausholen wollte, stellte sich der Schwertmeister gegenüber seines Bruders. Wie all seiner brachialen Kraft beraubt, gaben seine Knie nach und der einst so stolze Südländer sank nach vorne, den schwachen, kaum von einem Kind zu unterscheidenden Schlag gegen die Brust seines Freundes führend. Und so schwach dieser Schlag auch war, so sehr traf er den Templer ins eigene Herz. All die zuvor gesehenen Bilder... All die Illusionen die die Bestie ihm gezeigt hatte. So pervertiert und falsch sie auch aussahen... Sie trugen eine nie ausgesprochene Wahrheit in sich, die auch Ryu's Seele mit einem unsäglichen Schmerz füllte. Das was da vor ihm kniete... Dieser arme, gebrochene Mann der jeden Tag um einen Sinn kämpfte... Er war das Ergebnis der Taten des Hayabusa... Kurz schaute er in die Richtung in der die völlig erschöpfte Freiya kauerte. Sie war es. Dieses mal wirklich... Verraten durch jene kleine Narbe auf ihrem Schulterblatt.

    Eine Erinnerung, so klein und scheinbar unbedeutend, dass sie der Beute entgangen war. Trotz all der Kreisläufe, die der Hayabusa durchleiden musste. Trotz den falschen Dingen, die so lange korrigiert und richtig gebogen wurden, bis es sich real anfühlte. Trotz dem Moment, an dem er aufgegeben, sich hatte fallen lassen. Dem Moment, in dem sein gesamter Körper und Instinkt sich hatten aufgebäumt und zur Wehr gesetzt... Während sein Geist in die tiefe, undurchdringliche Schwärze gefallen war, die die falsche Myra ihm immer und immer wieder eingeflößt hatte. Doch dieses eine, kleine Detail... Diese letzte, falsche Sache die ihm in den Sinn gerufen hatte, dass es da eine Sache gab die immer richtig war... Die fehlende Narbe, die den Templer erinnert hatte, dass es eines gab, dass nie gelogen hatte: Kämpfen! Und wo sein Geist im Nebel lag, waren es seine Instinkte die ihn geleitet und hatten richtig entscheiden lassen. Die ihn hatten durchhalten lassen, während Freiya, die richtige Freiya es geschafft hatte, sie alle erwachen zu lassen. Und nun... Kurz blickte der Hüter zu der grotesken, bereits blau und grün geprügelten Gestalt die dort den lächerlichen Versuch machte, davon zu kriechen. Unter anderen Umständen hätte der Wyvernkrieger nur hämisch gelächelt, doch dieses Mal standen die Dinge anders.

    Lange atmete Ryu aus und kniete dann links ab. Für einen kurzen Moment schloss er die schluchzende Pfütze von Mensch, die auf den Namen Griffin hörte in seine Arme. Wie schon damals in der Kommandantur, nur dieses mal mit der Zuneigung echter, tröstender Freundschaft und Liebe. Tief atmete er durch, als er das Gesicht im Schopf seines Waffenbruders vergrub. "Es ist vorbei, Bruder. Es ist vorbei... Aber bitte... Halte mir nochmal den Rücken frei... Atme durch... Hör mir zu...". Um sich der Aufmerksamkeit seines Gegenübers mehr zu versichern, löste er langsam die Umarmung, behielt seinen Griff jedoch noch sanft aber fokussierend im Nacken Griffins. Dieser erwiederte die kleine Geste und mit zittriger Bewegung, führten beide ihre Stirnen aneinander. "J-Ja... Ich... Ich lass... Ich lass dich... N-Nicht hängen... B-Bruder...", bestätigte er, ankämpfend gegen all die Last die ihn zu erdrücken drohte. Und auch Ryu nickte, sein Atem etwas stockender. Es tat weh, Griffin so zu sehen. Doch es fackelte auch etwas an, tief in seiner Magengegend. Aber das musste warten... "Freiya braucht dich... Geh zu ihr. Beschütze sie vor allem, was hier noch herum kriecht... Verstehst du?", der breitschultrige Südländer nickte mehrfach apathisch. "Gut... Gut... Sei ihr Schild... Du kannst das. Ich weiß, auf dich ist Verlass. Dein Bruder vertraut dir."

    Zittrig atmete Griffin durch, versuchte Worte zu finden und seine von salzigen Tränen verklebten Augen zu öffnen. Den Blick des Hayabusa zu suchen. "A-Aber du... Ich muss dir... Den Rücken freih-ha...", der Templer schüttelte nur den Kopf, festigte kurz den Griff im Nacken seines Freundes und lächelte schwach. "Wo ein Schild verteidigt muss ein Schwert richten. Ich werde das Schwert sein. Und du hältst mir den Rücken frei, in dem du auf Freiya achtest... In Ordnung... Hüter?".

    Der Südländer zögerte, hielt inne und atmete mehrere Male tief ein und wieder aus. Ryu spürte, wie er sich beruhigte, sein Geist einen Moment der Stille zu finden schien. Dann nickte er, zögerlich, aber doch in stiller Bestätigung. Beim Lösen seines Griffs, klapste der Templer seinem Waffenbruder noch einmal sachte auf die Wange. "Tut mir leid, dich hier rein gezerrt zu haben, aber... Es ist gut, dass du an meiner Seite bist. Bruder."

    Mit diesen Worten stand Sarkany wieder auf. Nun konnte seine volle Aufmerksamkeit dieser kriechenden Verschwendung von Atemluft gelten. Für das was nun kommen würde wollte der Hüter sowohl Griffin als auch Freiya bewahren. Hastigen Schrittes verkürzte sich die Distanz zwischen Wyvern und Beute, bis die Klaue des Hüters schließlich den Wurm am Nacken packte. Doch entgegen der brüderlichen Geste die er seinem Freund zuteil hatten werden lassen, war es ein grobes hinauf Reißen. So, dass er ihn regelrecht über den Boden schleifen konnte. Hinein in die Dunkelheit aus der er geboren wurde. Und zum ersten Mal war es, dass Sarkany bewusst mit der Beute sprach. Seine Stimme bebte. Jenes Gefühl in den Tiefen seines Magens war bereits wieder hinauf gekocht. Die unsägliche Wut und der alles verschlingende Zorn des Prädators. Aber für all die Kreisläufe, die er hatte durchleben müssen... All das Leid... All die Scham und den Selbsthass... Würde er diese Kreatur aus dem Reiche Beliars etwas lehren. In jener Halle angekommen, in der Ryu zuvor gedacht hatte, Myra gefunden zu haben waren sie angekommen. Mit einem gewaltigen Ruck schmetterte er die Bestie frontal gegen die nächste Säule und fixierte sie dort. Bedrohlich nahe, mit dem Knurren einer Bestie näherte er sich dabei zunächst dem knorpeligen Loch an der Seite, die wohl das Ohr der Beute darstellen sollte. Knurrend. Drohend und mit einer gewissen Häme in der Stimme, klangen die Worte eindringlich. "Du liebst die Furcht... Das Leid... Hm?"

    Unfähig, ihm in die Augen zu starren, knurrte der Wurm nur etwas das annähernd krächzend klang, als wollte er darüber spotten, was mickrige Sterbliche ihm schon anhaben konnten. Etwas, das mit einem Schlag seiner Stirn gegen die Säule beantwortet wurde. "Wesen wie du... Ihr kennt nur den Schmerz, den ihr anderen zufügt... Die Angst, an der ihr euch ergötzt... Aber heute...". Mit einem reißerischen Ruck zog er den Kopf der Bestie zurück in ihren Nacken, trat dabei auf die Klaue die nach oben schnellen wollte und blockierte die andere mit einem donnernden Schlag der deren Handgelenk knackend gegen die Säule presste. "Heute lernst du, dass wir Menschen diese Dinge überwinden können... An ihnen wachsen und erstarken... Und ich werde dich lehren...", nun war es Sarkany, der, die Zähne bleckend und fast schon vorfreudig grinsend in die Augen seiner Beute stierte. "... Was es heißt, einen Wyvern zu fürchten..."

    Ob es die restlichen Spuren der Verderbnis war, die sein Organismus nach und nach abbaute oder die schmerzliche Erinnerung an ein früheres, von Leid und Korruption geplates Leben... Aber der Hass, der den Hüter zu seinen nächsten Taten antrieb drohte damit, alles zu verbrennen. Die nächste Stunde war erfüllt vom Geschrei der Fledermausbestie und dem alles dominierenden Brüllen eines Wyvern.

    Später...

    Ryu saß da. Die Handgelenke auf seine Knie gelehnt und mit dem Rücken an einer der Säulen, die er zuvor noch für den Terror genutzt hatte, den er die mittlerweile tote Bestie gelehrt hatte. Inmitten von zerrissenen und der von der Sonne verbrannten Fetzen lag, einzig noch halbwegs erkennbar, der verbeulte Schädel dieser Kreatur. Was für ein passendes Ende für einen so niederträchtigen Dämon... Vernichtet zu werden im Antlitz dessen was ihm einst die meiste Wonne in seinem unheiligen Dasein beschert hatte. Was hatte er noch gesagt, als sich ihre Augen getroffen hatten? Dass er wiederkommen würde? Dass die sterbliche Hülle nur ein Sack aus Knochen und Fleisch war den er jederzeit wieder annehmen konnte? Vielleicht würde sich das Wesen künftig überlegen, ob die Schmerzen sterblicher Grenzen es wert waren, sich am Leid anderer zu laben. Aber alles in allem... Fühlte sich Ryu leer. So unglaublich leer. Müdeblickten die glühenden Augen hin zu der verdorrten Baumwurzel die dort ein Skelett in ihre Umarmung geschlossen hatte. War das der Träger für die Illusion die Myra war? Natürlich... Wieder einmal hatte es nur das schlechteste in ihm hervorgerufen wenn es um sie ging. Erst war es die Suche nach Freiya die er im Bruchteil eines Atemzuges aufgegeben hatte, dann hatte er Griffin vergessen. Dem er so vieles schuldete. So vieles genommen hatte. Dieser Traum im Traum... Selbst wenn die Intentionen dahinter andere waren... Sie hatten trotz allem die traurige Erkenntnis in Ryu hinterlassen, dass all die guten Intentionen wenn es darum ging, andere zu führen am Ende nur Leid für die brachte, denen er nahe stand. Nur um sie im nächsten Moment für den Schatten einer Vergangenheit zu verlassen die niemals ihm gehörte.

    Und Freiya... Der Dämon war ihm aufgetaucht im Moment seines Bruches. Als der Hayabusa im letzten Kreislauf die Nerven verlor, hinauf in die vor Leben strotzende Baumkrone geflüchtet war... Nur um... Zu verschwinden. Aber Freiya dort hatte sie gewartet. Warmherzig und sanft lächelnd. Bereit ihn aufzufangen. Ihm zuzusprechen, dass sie nicht auf ihn verzichten wollte. Dass sie erkannte, dass er mehr war als das, was Griffin und Myra ihm Glauben machen wollte. Dass sie ihm nah sein wollte. Und er war eingeknickt. Hatte sich fallen lassen in Anbetracht ihrer geröteten Lippen. Der Art, wie sie sich ihm genähert und Zuflucht gespendet hatte. Seine Schülerin... Seine Freundin und Jagdgefährtin... Die er versprochen hatte zu beschützen. Ein Versprechen, das er in dem Moment gebrochen hatte, in dem er sie zurück gelassen hatte. Es war so falsch... Und fühlte sich doch so gut an. Nur um sich mit all seinen Instinkten dagegen zu wehren. In einem halb bewussten Zustand in die Fratze jenes Dämons zu blicken, der nun in Fetzen vor ihm lag. Fest gesaugt an der Schulter des Hüters, nur um unter einem Aufschrei zurück zu weichen und in den Nebel der Nacht zu tauchen, als Sarkany ihm das Stück seiner Schwinge entrissen hatte. Das Stück das dort saß, wo er zuvor über die Schulter der falschen Freiya gestrichen hatte. Dort, wo jene Narbe fehlte die er damals auf dem Übungsplatz der Wächter gefühlt hatte. Ironisch... Narben zeigten am Ende des Tages eben doch, wer man war. Nur was, wenn unter all den Narben irgendwann jene Person verschwand die man selbst war?

    Bevor er sich wieder in Philosophien und endlosen Strömen der Gedanken verlor, schloss Ryu die Augen und atmete scharf durch. Dann stand er auf und schlurfte unsicher in Richtung des Skelettes. Wie meditativ es da saß... Die Beine überkreuzt und die eine Hand in die andere gelegt. Ob man die verlorene Seele hier platziert hatte? Ob sie sich freiwillig einst geopfert hatte um den zu jener Zeit sterbenden Baum zu nähren? Sicher gab es solche Dinge unter den Druiden. Stumm starrte er auf das knöcherne Haupt. In der Hoffnung, wenigstens eine Antwort auf die vielen Fragen zu erhalten die ihn heimsuchten. Warum war der Dämon, nachdem er ihn ertappt hatte zurück geschreckt? Warum die Aussage, dass Gift und Schwefel in seinen Adern fließe? Weil er Sarkany war? Aber worin lag der Sinn von Worten die ein Illusionist sprach? Sicher sollten sie nur verwirren. In die Irre führen. Trotzdem...

    Noch einmal kreisten die Gedanken des Templers an das erlebte. Dann, wie ferngesteuert, wanderte seine Rechte in eine der schmalen Taschen an seinem Gürtel. Erneut kniete er hinab, den Blick auf die Hände der Gebeine gerichtet. "Ich verdiene das beides nicht...", stellte er schließlich mit derselben schmerzenden Erkenntnis in der Stimme fest, die ihn schon zuvor getroffen hatte. Dann öffnete er die nach unten gedrehte Hand und ließ den getrockneten Lavendelzweig und die Kirschblüte in die Hand des stummen Wächters fallen. Noch eine Weile verharrte er so. Wog ab, ob es nicht doch die letzten Spuren von Verderbnis und Korruption waren, gegen die sein Körper sich mit aller Kraft gewehrt hatte. Die Sicherheit kam jedoch schnell. Nun galt es, die anderen auf zu sammeln und nach Hause zu bringen. Ryu fasste einen Entschluss: Diese Form der wilden Jagd würde die letzte sein. Wie das zu bewerkstelligen war stand noch in den Sternen. Aber eine Nacht wie diese... "... Nie wieder."

    Als der Hüter dorthin zurück kam, wo er Griffin und Freiya gelassen hatte, setzte er ein erschöpftes Lächeln auf. Sie mussten nicht wissen, wie es ihm ging. Die Dinge waren in Ordnung. Sie waren, wie sie nun einmal waren. Doch stand das Lächeln im Kontrast des von oben bis unten besudelten Templers und ließ Griffin, der wohl mittlerweile wieder einigermaßen zu sich gefunden hatte, nur die Augen aufreißen. "Beim Schläfer, Ryu! Was... Was hast du getan? Wo ist der Rest von dem Biest? Ist das...", Ryu nickte. Der Südländer stutzte. "... Du... Bist du?". Abermals nickte der Templer. Die einfache Frage versteckte doch so viel mehr. In den Anfängen ihrer Zeit mit ihrem 'Zustand' hatten sich die beiden oft diese Frage gestellt um zu prüfen, ob sie gerade nicht 'die anderen' waren. Angesichts der optischen Verfassung, in der sich der Hüter befand auch kein Wunder. Aber, so wie Griffin Bestätigung hatte, war er direkt bei seinem Waffenbruder und schloss in in die massigen Arme. "Ich hab' mich dran gehalten! Ich hab' sie beschützt, Ryu! Ich...", stammelte der bullige Südländer ohne wirklich Acht auf die ächzenden Knochen seines Freundes zu geben. Dieser wedelte nur mit einem Arm herum, klopfte, wie bei den Übungen im waffenlosen Kampf am haarigen Arm seines Freundes ab und schnappte nach der Freilassung erst einmal energisch nach Luft. "Das... Puh... Hast du... Huh...", der Schwertmeister schniefte kurz und blinzelte. Dann schaute er auf und nickte zufrieden und boxte ihm sachte gegen die Brust wo er seine Faust einen Moment an dem Punkt ruhen ließ, wo Griffins Herz kräftig und energisch schlug. "Ja. Du bist nicht davon gelaufen. Du bist geblieben als ich dich am meisten gebraucht habe, Bruder. Danke."

    Und dann, hinter dem breiten Kreuz seines Freundes, trat auch Freiya hervor. Oder eher... Stolperte. Man konnte an ihren blassen Wangen und dem trüben, geröteten Augen erkennen, welchen Preis das alles von ihr abverlangt hatte. Und trotzdem waren ihr Erleichterung und die Freude über das Wiedersehen schier ins Gesicht gemeißelt. Und so sehr es den Hüter auch mit Erleichterung und eben jener Freude des Wiedersehens, des Überlebens erfüllte... So sehr der Wunsch auch in ihm verankert war, ihren Blick zu halten und nur daraus all ihre Fragen zu lesen die eines Tages einer Antwort bedurften... Er schaffte es nicht. Doch gerade, als der Blickkontakt unter unruhig wandernden Augen des Hüters zu brechen drohte, legte sich eine Pranke um Freiya, die andere um Ryu. Und mit einem Mal befanden sich alle drei in einer engen Gruppenumarmung. Aber wehren... Lag allen Dreien nur mehr als fremd. Stattdessen suchte der Hayabusa zögerlich mit seiner Rechten entlang des Rückens der roten Snapperin. Ein beruhigter Seufzer entfuhr ihm, als er die so unscheinbare Unregelmäßigkeit unter dem Stoff ihres Oberteils spürte. Es war richtig. Endlich. Aber...

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    Veteran Avatar von Chala Vered
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Irgendwo im Sumpf->Affenkopf, irgendwann am 3. Tag - Chala, Valerion, Yarik

    Ein grotesker Anblick bot sich ihnen, wie Glaens völlig entstellter Körper mit einem stummen, schmerzerfüllten Schrei auf den Lippen, hoch über ihren Köpfen, aufgeknüpft an einem massiven Ast, baumelte. Die zahllosen Leichen um sie herum, dieser Friedhof der Unglücklichen und Verschollenen, hatte einen neuen Leib dazugewonnen und die Lebenden einen treuen Gefährten verloren. Doch so sehr der Verlust des Holzfällers auch schmerzte – selbst Chala sah die Schwächung des Jagdkommandos als erheblich an – durften sie nicht unachtsam werden, sich nicht den Gefühlen hingeben, die bereits Eileen zu übermannen drohten, welche sich an den Körper ihres Vaters klammerte. Die bisher stoisch wirkende Jägerin erwies sich eben doch als junge Frau, die ihre Sporen noch zu verdienen hatte. Sporen? Irgendetwas an diesem Wort regte das Interesse im Innern der Dunkelhäutigen, doch sie konnte den Finger nicht darauflegen.
    Überleben stand nun an oberste Stelle und ihr Spähauftrag war längst nicht mehr mit Aussicht auf Erfolg gesegnet.
    „Kehren wir zum Lager zurück und berichten, was wir gefunden haben“, schlug Selana vor, was sie alle dachten, „Es braucht mehr, als uns, um diesem Nebel zu trotzen.“
    „Wir können Glaen nicht einfach hier lassen“, widersprach Eileen, die sich nicht traute noch einmal die Gebeine des Hünen anzuschauen.
    „Er hängt weit über uns“, stellte Valerion nüchtern fest.
    „Ein Wunder, dass wir ihn bei dem Nebel überhaupt entdeckt haben“, steuerte Shakes einen überraschend cleveren Gedanken bei.
    „Jetzt, wo du es sagst…“, begann Yarik den Faden des Sumpfkrautbauern aufzugreifen, „Es wirkt so, als würde uns der Nebel zeigen wollen, was er getan hat, seine Beute präsentieren.“
    Düstere Aussichten, die die Stimmung des Kommandos weiter trübte.

    „Was für eine Kreatur kann Nebel beherrschen?“, fragte Liam niemand bestimmten, sein Mut war gebrochen und so sehr er seine Tochter schützend an sich drückte, so sehr brauchte er auch ihre Nähe für sein eigenes Wohl.
    „Das sollten andere herausfinden“, warf Chala ein, was zustimmendes Gemurmel erntete.
    „Aber…Glaen?“, versuchte Eileen erneut darauf hinzuweisen, dass sie ihn nicht hier verrotten lassen konnten.
    Niemand reagierte darauf, obwohl sie alle wussten, dass es wenig Sinn hatte den Hünen vom Baum zu holen. Es würde viel Zeit erfordern und auch ihr Tempo verringern, wenn sie ihn mitschleifen mussten.
    „Sein Geist ist bereits fort. Dieses Stück Fleisch, ist nicht Glaen“, flüsterte die Aranisaani, die sich an eine Überzeugung ihres eigenen Volkes erinnerte, laut genug, dass man sie so gerade noch verstehen konnte.
    „Das ist barbarisch…Ich“
    Doch noch ehe die junge Frau weiterprotestieren konnte, drückte ihr Vater sie fester.
    „Wir werden ihn holen, sobald wir wissen, was es mit diesem Nebel auf sich hat“, versprach er und schien für den Moment die Zustimmung seiner Tochter zu erlangen, „Hat jemand einen Vorschlag, wie wir dieser trüben Suppe entkommen?“

    Ein unwillkürliches Rascheln ließ sie alle herumschnellen, Waffen gezogen und bereit sich den Monstern zu stellen, welche im Nebel wandelten. Yarik beschwor eine Lichtkugel, deren Schein jedoch lediglich von den dichten Schwaden reflektiert wurde und sie mehr blendete, als dass sie half. Wenige Augenblicke später ließ er sie wieder verschwinden. Liam und Eileen hatten sich voneinander gelöst, beide starrten achtsam in dieselbe Richtung, doch es rührte sich nichts weiter.
    „Sieht jemand etwas?“, fragte Shakes angespannt, eine Sichel in der Rechten.
    „Nein, nur diesen verfluchten Nebel“, antwortete Valerion.
    Sie allen waren sich sicher, dass sie etwas gehört hatten. Es war offensichtlich, dass sie mit ihrer Besprechung nicht weiterkommen würden. Sie mussten raus aus dieser Suppe und zwar so schnell wie irgend möglich.
    „Wenn wir lang genug in eine Richtung laufen, sollten wir auch irgendwann dem Nebel entkommen“, nahm Yarik das Gespräch wieder auf, um es einem schnellen Ende zuzuführen.
    „Das hat bisher ja auch so gut geklappt“, nuschelte Chala, wobei sie hoffte, dass niemand sie hörte.
    „Wenn wir der Spur zurück folgen…“, überlegte Shakes laut.
    „…landen wir wieder am Affenkopf“, beendete Liam den Gedanken, doch schien er nicht zu erkennen, wie ihnen das weiterhelfen sollte, „Vermutlich“, legte er noch nach und stöhnte im Anschluss ratlos.
    „In welche Richtung schaut der Affenkopf?“, fragte Chala, während eine Idee in ihren Gedanken Form annahm.
    „Zum Meer“, erwidere Liam nachdenklich, ehe sich sein Gesicht aufhellte – zumindest vermutete sie es, da sie ihn nur schemenhaft erkennen konnte, „Nach Süden! Und wenn wir…“
    „…von dort aus nach Norden gehen, sollten wir dem Nebel entkommen können“, schloss die Aranisaani ihren Plan ab.
    „Das könnte funktionieren, aber auch dann wissen wir nicht, ob wir wirklich geradeaus laufen“, beteiligte sich Eileen nun auch endlich an der Ideenschmiede.
    „Wir haben im Moment keinen besseren Plan. Wenn wir am Affenkopf sind, wissen wir zumindest wo wir uns befinden."

    Damit war es entschieden und jene, deren Magen stark genug waren, schauten sich ein letztes Mal nach Glaen um. Chala nahm den Anblick in sich auf und schwor sich, nicht so zu enden, wie der Hüne, der ihr mehr als einmal den Rücken freigehalten hatte.
    Näher als zuvor mussten sie hintereinander herlaufen. Die Sicht wurde schlechter und die Kriegerin hätte schwören können, dass es bereits wieder dunkel wurde. Doch da sie nicht einmal einschätzen konnten, ob der Himmel klar oder wolkenverhangen war, war es müßig darüber nachzudenken. Die Welt um sie herum war in ein gespenstisches Grau getaucht und es fühlte sich fast so an, als hätte der Dunst ein Eigenleben, als wollte er sie mit seinen feuchten Armen umschließen und gen Boden ziehen, wo sie mit den anderen Leibern liegen sollten. Alles, was jetzt zählte, war, dass sie zum Affenkopf kamen, um von dort den Weg Richtung Norden einzuschlagen.
    Ihre Stiefel versanken mit jedem Schritt im schlammigen Untergrund, während sie der Schleifspur folgten, die sie zu Glaen geführt hatte. Die verwesten Leichen um sie herum folgten ihnen mit ihren leeren Blicken, straften sie mit Verachtung, dass sie ihren Kameraden an diesem verfluchten Ort zurückließen. Einige der Leiber sahen aus, als wären sie kürzlich aus der Erde gehoben worden, gestört im ewigen Schlaf, zu dem ein seelenloses Konstrukt verdammt war.
    Die Luft war erfüllt vom Geruch faulender Vegetation und dem süßlichen Duft der Verwesung gepaart mit dem wilder Blumen, die irgendwo im Verborgenen blühten. Das einzige Geräusch war das schmatzende Geräusch ihrer Füße im Matsch und das gelegentliche Platschen im Wasser, wenn ein Fuß zu tief in eine verborgene Pfütze trat. Kein Vogelruf war zu hören und auch kein weiteres Rascheln im Unterholz.

    Ihr Ziel war noch nicht in Sicht, aber sie wussten, dass sie nahe sein mussten. Das Zeitgefühl verließ sie zwar ohne die Sonne als Indikator und doch spürten sie es in ihren Knochen. Die Energie des Schlafes verging allmählich und das fehlende Frühstück machte sich bemerkbar.
    Die Jäger bewegten sich mit einer Mischung aus Vorsicht und Eile. Jeder von ihnen trug die Last der Erwartung, das zu finden, was sie suchten, oder auf das zu treffen, was sie zur Beute auserkoren hatte. Doch in diesem Moment, umhüllt vom Nebel und der Stille des Sumpfes, schien ihr Vorhaben, diesem Gefängnis ohne Wände zu entkommen, unwirklich, fast wie im Traum, der sie mit jedem Schritt weiter in die Ferne schob. Es lud dazu ein die Gedanken wandern und die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche außer Acht zu lassen. Ein Schritt vor den andern, die Augen stets wachsam, doch ohne Sicht fühlte es sich zwecklos an in den wabernden Dunst zu spähen.
    Agaga e, Ta’ita’i mai ma Puipui mai le Leaga o lo’o Faoa i lenei Taufusi“, murmelte Chala, während sie dem Rücken Yariks folgte, dessen Stab immer wieder in die feuchte Erde stieß.
    „Wir sind da!“, rief Liam plötzlich und unerwartet von der Spitze der Gruppe.
    Tatsächlich schälte sich die ikonische Felsformation bald schon aus dem Nebel und sie alle atmeten erleichtert auf. Jeder von ihnen war sich sicher, dass sie wieder auf Abwege geleitet wurden, doch sie hatten es ohne Zwischenfall geschafft. Jetzt mussten sie nur noch in die Richtung des Affenhinterkopfes gehen und sie würden bald diesen Albtraum hinter sich haben.
    „Kurze Pause, trinkt etwas und nehmt euch Rationen, die ihr unterwegs essen könnt. Wir werden nicht wieder Halt machen, ehe wir am Lager sind“, wies der Anführer sie alle an und legte jedem von ihm nach der Reihe die Hand auf die Schulter.
    Er spürte Hoffnung und wollte seine Kameraden daran teilhaben lassen. Doch der schwache Funke erlosch ebenso schnell, wie er entflammt worden war.
    „Wo ist Eileen?“, fragte Liam leise und als niemand antwortete schrie er, „WO IST EILEEN?“
    „Sie lief hinter Shakes, oder?“, fragte Yarik.
    „Nein, sie sollte am Ende der Gruppe gewesen sein, hinter Selana“, erwiderte dieser.
    „Ich dachte sie sei vor Chala gewesen?“, fragte die junge Frau, welche sich dicht neben Valerion hielt.
    „Nein, vor mir war Yarik“, gab die Aranisaani zurück.
    Unruhe flammte auf und jeder meinte, dass Eileen nicht vor oder hinter ihm oder ihr gelaufen war. Die Gemüter erhitzten sich. Doch es änderte nichts daran, dass sie ein weiteres Mitglied ihres Jagdkommandos verloren hatten. Eileen war fort.
    Geändert von Chala Vered (27.04.2024 um 12:07 Uhr)

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