Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Seite 1 von 8 12345 ... Letzte »
Ergebnis 1 bis 20 von 152
  1. Beiträge anzeigen #1 Zitieren
    Abenteurerin Avatar von Johanna
    Registriert seit
    Sep 2023
    Ort
    Stewark
    Beiträge
    92
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Johanna ist offline

    Stewark #3

    Johanna grinste schelmisch. "Die Wette gilt!"
    Und noch bevor ihr letztes Wort die trockene Luft zwischen den völlig überfüllten Regalen erfüllte, war Skaeggs bereits auf und davon. Das Durcheinander verschluckte ihn wie ein gefräßiges Monster und ließ sie allein mit ihrem Entdeckerdrang zurück.
    Sie trat in den Gang, den sie sich auserkoren hatte, und ließ die Fingerspitzen über die rissigen Lederrücken uralter Folianten streifen, über Einmachgläser mit konservierten, kleinen Abscheulichkeiten und über verwitterte Überreste von Waffen, die einst der strahlende Stolz eines großen Kriegers - oder einer Kriegerin - gewesen sein mochten. Johannas Augen leuchteten bei dem Gedanken, welche lange und wechselhafte Geschichte dieser taubeneigroße Stein mit der stilisierten Vogelgravur vor ihrer Nase wohl gehabt haben mochte, bevor er in diesem Regal gelandet war. Einen Moment lang war sie versucht, den Stein zu wählen, um den Spitznamen zu ehren, den Meve ihr gegeben hatte - die Elster. Doch so schnell wollte sie sich dann doch nicht festlegen, denn es gab hier noch so viel mehr zu entdecken. Wie viele verschiedene Welten mochten sich an diesem Ort wohl auftun? Wie viele Menschenleben mochten all diese Gegenstände gekreuzt haben?
    Johanna erreichte das Ende des Ganges, stellt dort angekommen aber fest, dass er eine scharfe Biegung einschlug und sich noch weiter fort schlängelte. Es war ihr bei den vorigen Besuchen hier nicht so sehr aufgefallen, aber dieser Laden war von innen deutlich größer, als er von außen wirkte. Vielleicht spielten ihr die Enge und die Fülle an kuriosen Objekten aber auch einen Streich.

    "Ein Holznagel?" Sie war vor etwas stehen geblieben, das nach wenig mehr aussah als einem einfachen Pflock aus Holz, wie man ihn zum Fügen von Gerüsten, zum Befestigen von Zelten oder - wie sie sich nicht ohne Stolz an eine Erzählung von Rudra erinnerte - zum Spalten von Fels verwenden mochte. Seine Spitze jedoch war auf ungewöhnliche Weise verdunkelt, fast als wäre sie in eine zähe Flüssigkeit getaucht worden - gleichzeitig aber auch, als wäre das Holz verkohlt worden. Fasziniert fuhr sie über das alte, rissige Holz. Dieses Ding wirkte, als läge es seit Jahrhunderten an diesem Ort!
    "Ah, der Pflock von Dastan dem Kundigen", brummte eine in die Jahre gekommene Kehle in ihrem Rücken.
    Johannas Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. "Gerrick! Ich hab dich schon gesucht!", rief sie, ohne sich umzudrehen. "Du musste dir wirklich abgewöhnen, die Leute so zu überraschen, wenn du Kundschaft willst!"
    "Dich schreckt meine Anwesenheit jedenfalls nicht", stellte der alte Händler fest.
    "Beim dritten Mal nicht mehr, nein", entgegnete sie schmunzelnd. Nun wandte sie sich schließlich doch noch zu ihm um. Der Alte trug die gleiche weiße Kutte und die gleiche Schiebermütze wie immer.
    "Was hat es mit diesem Pflock auf sich?", fragte sie. Gerrick gab einem Brummton von sich und hob eine Hand zu dem alten Holzutensil.
    "Es heißt, Dastan habe damit vor vielen Generationen einen Dämonenfürsten erledigt. König Ethorn I. selbst soll ihm, seinem besten Jäger, diese Aufgabe gegeben haben, als Dastan um die Hand der jüngsten Tochter des Königs anhielt. Er fand die Kreatur schließlich in den größten Tiefen des Weißaugengebirges in völliger Schwärze. Drei Tage und drei Nächte soll er gegen die Kreatur gekämpft haben, bis der Stahl seiner Klinge vor Müdigkeit brach. Also griff Dastan nach einem Pflock, den die Erbauer der Stollen einst zurückgelassen haben mussten, und trieb ihn dem Dämon in die Leere in seiner Brust, an der jedes gewöhnliche Wesen ein Herz getragen hätte. Den Pflock brachte Dastan als Beweis mit zurück unter das Licht der Sonne. Die Essenz des Dämons soll aber immer noch in Teilen daran haften. Was sagst du, meine junge Suchende?"
    "Ich sage, dass du dir mindestens die Hälfte davon spontan ausdenkst!", sagte sie und kicherte.
    Gerrick machte sich nichts aus ihrem harmlosen Spott. "Also nicht", konstatierte er. "Dann solltest du weiter suchen, bis dich das richtige Kuriosum findet."
    Und so plötzlich, wie er gekommen war, verschwand Gerrick wieder zwischen den Regalen.
    "He, warte!"
    Doch es kam keine Reaktion.
    "Hmm." Johanna zuckte die Schultern und schritt weiter. Sie konnte sicher noch etwas Besseres finden.

  2. Beiträge anzeigen #2 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Syrias
    Registriert seit
    May 2007
    Beiträge
    765
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Syrias ist offline
    Syrias musste lächeln. War er damals auch so energisch gewesen, als er den Umgang mit dem Schwert bei Aurelion erlernen wollte? Er konnte sich kaum noch daran erinnern, so lange war es schon her. Damals schien das Leben noch einfacher gewesen zu sein. Die Orks hatten geherrscht und die Hierarchie war simpler gewesen. Aber eines war ihm von damals im Kopf geblieben, doch dies würde er einfach Meve selbst aufs Auge drücken. Er hatte nicht die Zeit, sich auch noch darum zu kümmern. Oder konnte er vielleicht...?
    "Um deine Ausdauer und Kraft musst du dich selbst kümmern. Lauf durch Stewark, schlepp Steine, mach Leibesübungen... Das überlasse ich komplett dir. Wir sind hier nicht bei der Armee, tägliches Exerzieren gibts nicht." Der Waffenschmied wies zum Durchgang in den Innenhof. "Komm mit."
    Der Innenhof war von hohen Steinwänden eingezäunt, unterbrochen von einem einzelnen Tor, welches in Richtung der Stadt zeigte. Es gab einen Verschlag, in welchem das Holz lagerte, welches sie zum anzünden der Esse benutzten. Direkt daneben war die Kohle gelagert, beides trocken und vor der Witterung weitestgehend geschützt. In der Mitte des Hofes war ein einzelner Holzstamm aufgebaut, darum etwas Sand verteilt. Ein weiterer Durchgang führte zum Lager der verschiedensten Materialien, die Syrias und Taron verwenden mussten. Erz, Stahlrohlinge, alles was das Schmiedeherz halt brauchte.
    Mit kurzem Wink wies Syrias auf die Kohlen und das Holz. "Wenn du nen Anreiz brauchst, wir können immer jemanden gebrauchen, der Holz hackt oder Kohlen schleppt. Aber das is deine Entscheidung."

    Damit ging der ehemalige Söldner Richtung Mitte des Hofes und wies Mewe an, sich ihm gegenüber hinzustellen.
    "Das wichtigste zu Beginn: der Stand." Syrias schob sein linkes Bein etwas nach hinten, während sein rechtes Bein etwas nach vorne ragte. Beide Knie dabei waren leicht gebeugt, die Füße fest am Boden fixiert. "Versuch es selbst."
    Syrias lies Meve ihren Versuch seiner Haltung einnehmen, bevor er anfing, um sie einmal herum zu gehen. Kritisch musterte er sie, bevor er seine Hand auf ihre Schulter legte und sie einfach schubste. Meve torkelte ein, zwei Schritte zurück und blickte ihn leicht säuerlich an. Der ehemalige Söldner lächelte leicht.
    "Deswegen ist der Stand so wichtig. Wenn du nicht fest am Boden bleibst, kann dich selbst der dümmste Rotrock einfach umwerfen. Versuchs nochmal. Ich korrigier dich."

  3. Beiträge anzeigen #3 Zitieren
    Abenteurer Avatar von Kisha
    Registriert seit
    Jul 2023
    Ort
    Torgaan
    Beiträge
    86
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Kisha ist offline

    Im Kräutergarten

    Diese Stille - diese wunderschöne, schreckliche, ihr jeden Irrtum und Fehler in ihrer Verbindung zu den Vizuka mit schonungsloser Klarheit offenbarende Stille! All die Illusionen, auf denen sich ihre Einstellung gegenüber der Pflicht als Sikyo ya Roho gespeist hatte, all die Vorurteile und voreiligen Schlüsse lagen in Trümmern. Kishas Augen sahen längst nichts mehr hinter dem Schleier aus Tränen. Einzig ihr Geist hörte noch. Und er hörte Nichts. Denn diese Pflanze war Nimya - reines und unverfälschtes Schweigen.

    Und dann war da diese Stimme, die das Schweigen durchbrach. Sanft und fürsorglich sprach sie eine Warnung aus. Ein Tonfall, wie ihn nur eine sorgende Mutter anzuschlagen wusste. Zarte Hände ergriffen mit vorsichtiger Bestimmtheit die ihren und zogen sie von der Pflanze fort. Kisha blinzelte die Tränen beiseite und sah voller Verwirrung in das Gesicht der Frau, deren gereifte Schönheit sie bis ins Mark beeindruckte. Und sie war tatsächlich eine Priesterin?
    Kishas Daumen strichen über die Handrücken von Aniron, während sie ihrem Ziehen nachgab, doch als ihr bewusst wurde, wie unpassend es sich anfühlte, mit ihren schwieligen Händen einer Schmiedin über die der zarten Priesterin zu fahren, ließ sie ab.
    "Sie ist Nimya. Die Vizuka schweigen in ihrer Nähe", murmelte Kisha, sah kurz zu der blauen Königin und kaute sich auf der Unterlippe herum. Sie war immer noch völlig überwältigt von dem, was ihr die Stille über sich verraten hatte.
    "Ich bin Kisha. Ich komme von den Kizalongwe auf Torgaan."
    Kisha fiel Aniron um den Hals und drückte sie mit einer Intensität, die schwer zu ertragen war und dennoch nicht einmal im Ansatz die Heftigkeit ihrer Emotionen einzufangen mochte.
    "Aaras wollte mich zu einem Wassermagier bringen, weil ich bei euch in eurer Jumuiya bleiben und von euch lernen will", sagte sie, ohne Aniron loszulassen. "Ich will lernen, das Flüstern der Vizuka für mich zu nutzen und eure uchawi wie das Feuer auf der Hand selbst zu machen."

    Schließlich ließ sie doch noch von Aniron ab und wischte sich die Tränen aus den Augen. Dieser Tag war eindeutig viel zu intensiv.
    "Ich möchte gerne aufgenommen werden als..." Sie blickte um Rat suchend zu Aaras. "Novizin war das Wort, richtig?"

  4. Beiträge anzeigen #4 Zitieren
    Lehrling Avatar von Skaeggs
    Registriert seit
    Nov 2023
    Ort
    Stewark
    Beiträge
    18
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Skaeggs ist offline

    Gerricks Kuriositätenladen

    Wie lange war Skaeggs hier drinnen bereits unterwegs? Er konnte es nicht genau sagen. In all den überfüllten Regalen, Kisten und Vitrinen fand man immer wieder neue Objekte, die einen in ihren Bann zogen. Die nächste Frage war, ob er hier so einfach den Ausgang wieder finden würde? Der Kuriositätenladen schien von außen nicht sonderlich groß zu sein, doch im Inneren offenbarten sich einem immer wieder neue Gänge und Wege.
    “Hoffentlich wartet Johanna nicht bereits auf mich.”, murmelte der Nordmarer vor sich hin. Dieser Ort bot so viele Geheimnisse und Mysterien, die man niemals alle würde lüften können. Skaeggs war sich sicher, dass jeder Besuch mit immer neuen Eindrücken und Entdeckungen aufwarten konnte. Er konnte sich auch nicht vorstellen, dass der alte Gerrick über jedes Stück in seinem Laden genauestens Bescheid wusste, er müsste ein unglaublich großes Wissen um all diese Artefakte angesammelt haben, unmöglich könnte ein einzelner Mensch all diese Informationen im Gedächtnis behalten!

    Inmitten zweier über mannshoher Regale, die bis unter die Decke des Ladens voll mit Büchern besetzt waren, stand ein einzelnes, verstaubtes Weinregal, dessen Fächer größtenteils leer, aber vereinzelt mit trüben Glasflaschen bestückt waren. Es wirkte völlig deplatziert zwischen all den alten Folianten. Ein seltsamer Geruch stieg dem Nordmann in die Nase. Es roch .. salzig ..
    “Sind das Seepocken?” Neugierig ließ er seine Finger über das rissige und aufgequollene Holz des Weinregals fahren. Es wirkte viel mehr wie Treibholz, das, wer weiß wie lange im Meerwasser gelegen hat. Hier und da fanden sich Kolonien von Seepocken oder kleine Fetzen von Seegras und Algen. Vorsichtig griff Skaeggs nach einer der Flaschen und wollte sie aus seiner Nische herausziehen, doch bot diese erstaunlich viel Widerstand. Mit einem Ruck löste sich die Flasche aus ihrer Umklammerung von getrocknetem Seegras, Kalkablagerungen und Pocken. Sie war unerwartet schwer, offensichtlich befand sich tatsächlich noch ein flüssiger Inhalt in diesem gläsernen Gefäß. Doch es war unmöglich zu sagen, ob es sich um die ursprüngliche Befüllung handelte, oder um stinkendes, abgestandenes Meerwasser. Verschlossen war die Flasche jedenfalls nur mit einem Korken, der jedoch fest im Flaschenhals steckte und keinerlei Flüssigkeit nach außen sickern ließ.

    Als er die Flasche wieder zurück legte, fiel ihm eine kleine hölzerne Schatulle auf, die ebenfalls in eines der Fächer des Weinregals gelegt worden war. Anders als das Holz, das es umgab, war die Oberfläche des Kästchens kaum angegriffen. Ob es den gleichen Ursprung hatte wie das Regal und die Flaschen? Kritisch wog der Schmied die Schatulle in seinen Händen hin und her und bewunderte die kunstvoll eingravierten Muster darauf. Aus dem Inneren hörte man es rascheln und kratzen beim hin und herbewegen. Neugierig hob er den Deckel an und fand einen silbern glänzenden Anhänger samt Kette im Inneren. Der Anhänger war schwer und ungewöhnlich groß - er umfasste etwa den Durchmesser eines handelsüblichen Kompasses. Die Form glich einer Herzförmigen Muschel und präzise, kunstvolle Gravuren zierten das Objekt. Es waren die Konturen eines weiblich anmutenden Gesichtes erkennbar. Den Anhänger selbst konnte man vermutlich aufklappen, so schien er jedenfalls aus zwei aufeinanderliegenden Teilen zu bestehen, die mittels eines simplen Mechanismus miteinander verschlossen waren.
    “Das ist es!”, beschloss Skaeggs zufrieden und legte den Anhänger zurück in die Holzschatulle. Mit einem siegessicheren Grinsen im Gesicht und seiner Beute in der Hand, machte er sich nun also auf den Rückweg. Aber wo war er nochmal hergekommen? Die Wege sahen alle auf ihre Weise einander zum Verwechseln ähnlich und gleichzeitig Grund verschieden aus!

    Viel länger wollte er Johanna jedoch nicht warten lassen, schließlich hatte er absolut keine Ahnung, wie lange er durch den Laden geirrt ist. Spontan entschied er sich für einen Weg, bog zwei mal Links ab und einmal Rechts, als er am Ende des Ganges den Thresen aus dem Eingangsbereich wiedererkannte. Dahinter saß der Ladenbesitzer, der Skaeggs bereits erwartungsvoll zu sich herüber winkte.

  5. Beiträge anzeigen #5 Zitieren
    Krieger Avatar von Aaras
    Registriert seit
    Mar 2007
    Beiträge
    477
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Aaras ist offline

    Im Kräutergarten

    Aaras war sichtlich erleichtert, dass die Priesterin seinem Hilferuf gefolgt war und Kisha vor Schlimmerem bewahrt hatte. Im Nachhinein betrachtet, hätte er die Dunkelhaare wohl auch einfach von der Pflanze wegzerren können, doch Aniron hatte hier weitaus mehr Feingefühl gezeigt als er es hätte in dem Moment aufbringen können.

    Geduldig hörte er dann den Ausführungen Anirons zu dieser sonderbaren Pflanze zu, als auch Kishas Anliegen. Im Grunde war hiermit schon alles Wichtige gesagt, auch wenn die Stimmen, die die Dunkelhaarige hörte, noch immer Rätsel aufgaben.
    „Genau!“, stimmte Aaras der jungen Frau zu und schaute dann zu Aniron hinüber, um ihr noch ein paar zusätzliche Details zu geben: „Kisha hatte mir gegenüber zudem erwähnt, dass sie bereits mit Sila im Tempel gesprochen hatte. Der Ursprung der Stimmen, der Vizuka, könnte magischen Ursprungs sein, weshalb die Wächterin sie überhaupt erst zu uns geschickt hat. Das Erforschen der Stimmen würde ihr von großer Hilfe sein und wohlmöglich ein tieferes Verständnis der Magie als Ganzes hervorbringen.“, fügte der Rotschopf an und konnte sich schwer zurückhalten seine bisherigen Beobachtungen und Theorien vorzutragen. Mit dem Blick und einer kurzen Geste zur Blauen Königin fuhr er fort:
    „Anhand dessen, was wir gerade erlebt haben, liegt die Vermutung nahe, dass die Vizuka tatsächlich magischer Natur sind. Kisha ist offensichtlich sehr empfänglich für sie und wurde deswegen wohl auch stärker von der Blauen Königin beeinflusst. Wenn die Pflanze Magie aufsaugt und Kisha dies direkt als Schweigen der Vizuka wahrnimmt, so bin ich mir ziemlich sicher, dass Kisha Magie in gewisser Weise hören kann. Aber...das ist nur eine Theorie!“, beendete er seine Schlussfolgerungen und blickte dann zu Kisha und anschließend zu Aniron.
    „Wie auch Sila, so will auch ich mich für die Aufnahme von Kisha in die Reihe der Novizen aussprechen. Die Erforschung der Vizuka wäre eine große Bereicherung für jeden Wassermagier und wohl noch wichtiger; für sie selbst!“, gab er sich als Fürsprecher. Wohlwissend, dass die Priesterin durchaus in der Macht stand Kisha hier und jetzt aufzunehmen..

  6. Beiträge anzeigen #6 Zitieren
    Abenteurerin Avatar von Johanna
    Registriert seit
    Sep 2023
    Ort
    Stewark
    Beiträge
    92
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Johanna ist offline

    Gerricks Kuriositätenladen

    Je länger sie durch die verwinkelten Gänge des Kuriositätenladens streifte, desto verwirrender wurden die ausgestellten Objekte in den Regalen. Bald schon stieß Johanna auf die Zähne eines Heiligen, der vor Jahrhunderten als Missionar den Märtyrertod gestorben war, auf das Bruchstück eines Dracheneis (so sagte es zumindest der völlig vergilbte Zettel, der darin lag) oder die zersplitterten Fragmente eines Schwertes, das einem verlorenen Königshaus zugeschrieben wurde, dessen Namen sie noch nie zuvor gehört hatte. Jedes Mal, wenn sie auf ein interessanteres Objekt stieß, stellte sie sich die Frage, ob sie es nicht einfach nach vorn mitnehmen sollte – vermutlich würde sie den Ort, an dem sie es gefunden hatte, niemals wiederfinden! Letztlich beschränkte sie sich aber darauf, zu staunen und weiterzuziehen.
    Dann aber fand sie etwas, das ihren Blick augenblicklich auf unerklärliche Weise einfing und nicht mehr losließ. Ihre Augen ruhten auf den großen, dunklen Augenlöchern einer uralten Maske. Das dunkel angemalte, glatt geschliffene Holz trug die Form eines länglich verzerrten Gesichts, dessen Konturen mit feinen, geschnitzten Linien nachgezeichnet waren. In der Mitte prangte eine einfache, kantige Nase, der Mund war ein unheimliches, viereckiges Loch, an dem regelmäßige Einkerbungen entfernt an Zähne erinnerten. In Johanna regte sich eine kuriose Mischung aus Abscheu und Neugier, und sie wurde das Gefühl nicht los, die tief liegenden Augen beobachteten sie auf die gleiche Weise.
    Sie sah sich um, ob Gerrick erneut hinter einem Regal hervorgesprungen kommen würde, um ihr eine wilde Geschichte zu diesem Fundstück zu erzählen, doch diesmal wurde sie enttäuscht. Wo war der Kerl, wenn man ihn einmal brauchte? Johanna zuckte mit den Schultern und nahm die Maske aus dem Regal. Sie war leichter als gedacht, und obwohl sie aussah, als wäre sie tief im Zerfall begriffen, machte sie doch einen robusten Eindruck in ihrer Hand.
    „Bist du mein Kuriosum?“, fragte sie die dunklen Augenhöhlen. Selbstredend erhielt sie keine Antwort.
    „Lass mich durch deine Augen sehen.“
    Johanna führte die Maske zu ihrem Gesicht, legte sie auf, und plötzlich geschah…
    Nichts. Es geschah rein gar nichts. Sie lachte über ihre eigene, überzogene Erwartungshaltung und nahm die Maske wieder herunter.
    „Ich glaube, wir werden jetzt trotzdem gemeinsam vorgehen, weißt du das?“ Immerhin hatte sie gefühlt bereits mehrere Stunden mit ihrer Suche zugebracht. Wer wusste schon, ob Skaeggs überhaupt noch da war?

    Johannas Irrwege waren zahlreich, und nicht nur einmal wurde sie das Gefühl nicht los, an ein und demselben Regal mehrfach vorbeizukommen, wo sie vorher noch der Meinung gewesen war, ein einmal hinter sich gelassenes Regal niemals wiederzufinden. Schließlich jedoch spie sie die Enge des Ladens wieder aus, und sie fand sich vor der Ladentheke wieder, an der Gerrick und Skaeggs miteinander sprachen.
    „Ah, die junge Suchende hat ebenfalls den Weg aus der Sammlung gefunden“, rief der Alte vergnügt und winkte sie heran. Johanna folgte anstandslos und legte, am Thresen angekommen, die Maske darauf nieder – direkt neben einer alten Holzkiste.
    „Oh, ein besonderes Stück!“, konstatierte Gerrick. „Die Maske von Hoka dem Seelenfänger.“
    Johanna verschluckte sich an ihrer Spucke. Mit heftigem Husten wandte sie sich ab, bis ihr Hals sich von der unbedachten Tat erholt hatte. Dann trat sie wieder zu den beiden Männern und fragte in empörtem Tonfall: „Dem was!?“
    „Seelenfänger“, erwiderte Gerrick in freundlich trockenem Tonfall, als hätte sie ihn tatsächlich nicht korrekt verstanden.
    „Es heißt, vor Jahrhunderten herrschte ein Mann namens Hoka über die Insel Torgaan. Er verachtete die Götter und ihre Taten, und deshalb schwor er jedem Tod und Verdammnis, der die Mächte der Götter – die Magie – nutzte. Seine Maske trug er stets, wenn er sich in der Öffentlichkeit zeigte. Es hieß, er konnte seinen Geist durch sie so sehr konzentrieren, dass er den Willen seiner Opfer steuern und ihre Seelen durch einen einzigen Blick nehmen konnte und aus ihnen einen für jede Magie undurchdringlichen Schild schuf, der ihn unverwundbar machte.“
    Sie schüttelte sich, als ihr ein nur allzu unangenehmer Schauer über den Rücken lief. Beklommen starrte sie in die dunklen Augenhöhlen der Maske.
    „Was geschah mit ihm?“, fragte sie.
    „Er starb durch eine Eislanze.“
    Einen Moment lang kehrte Stille ein in Gerricks Kuriositätenladen. Dann brach das Lachen aus Johannas Mund hervor. Mit Tränen in den Augen stützte sie sich auf den Thresen und fächelte sich Luft zu. Das war einfach zu albern. Gerrick sah sie derweil völlig ungerührt an.
    „Für dich nur 50 Goldstücke“, sagte er.
    „Im Ernst?“ Johanna hatte sich immer noch nicht ganz von ihrem Lachanfall erholt und japste immer wieder. „Für die Maske des Seelenfängers? Ein Unikat?“
    „Das Mitbringsel eines Abenteurers aus den Ruinen des Königspalastes in Setarrif. Sie war eher Beifang. Und wer zahlt schon ein Vermögen für eine magische Maske, die nicht magisch ist?“
    Da traf er allerdings einen validen Punkt.
    „Weißt du was? Ich nehme sie“, sagte Johanna mit einem Lächeln. Sie zog ihren Goldbeutel hervor und zählte die nötigen Münzen ab. Und zum Schluss legte sie noch eine obendrauf.
    „Und die ist für die netten Geschichten.“
    „Fakten.“
    „Aber natürlich.“ Sie wandte sich Skaeggs zu und deutete auf die kleine Kiste. „Was hast du gefunden? Zeig mal her!“

  7. Beiträge anzeigen #7 Zitieren
    Mamka  Avatar von Aniron
    Registriert seit
    Aug 2007
    Ort
    Dresden
    Beiträge
    7.489
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Aniron ist gerade online
    Kisha also. Die Torgaanerin machte einen außergewöhnlichen Eindruck auf Aniron. Es brauchte Aufmerksamkeit, um ihren Worten gänzlich folgen zu können, schien sie doch hin und wieder in einen regionalen Dialekt zu verfallen, in dem es andere Begriffe gab, als sie auf dem Rest der bekannten Welt genutzt wurden. Doch Aniron war ergriffen von Kishas Emotionalität und obwohl diese Frau sie in eine schraubstockartige Umarmung genommen hatte, die ihr sämtliche Luft aus den Lungen gedrückt hatte, empfand sie sofort ein großes Mitgefühl.
    Interessiert hörte sie Aaras‘ Ausführungen zu, nachdem Kisha sie wieder losgelassen hatte und als er geendet hatte, nickte die Wehmutter.
    „Das könnte in der Tat sehr lehrreich sein, nicht nur für Kisha, sondern für uns alle. Jemand, der Magie über das Gehör wahrnimmt, hatten wir noch nie in unserer Gemeinschaft. Ich stimme dir auch zu, Aaras, dass, nach dem, was wir gesehen haben und du und Kisha geschildert haben, es hier tatsächlich um eine magische Angelegenheit geht. Wir sollten deine Theorie dazu weiter verfolgen.“

    Anirons Blick wanderte zu Kisha zurück, die immer noch aufgewühlt neben ihr stand. Wie gerne hätte Aniron ihr einfach eine kühlende Hand auf die Stirn gelegt, aber nun, da klar war, dass Kisha empfindlich auf Magie reagierte, wollte die Priesterin die Torgaanerin dem nicht einfach aussetzen. Kisha würde einiges zu verarbeiten haben.
    „Kisha, willkommen in Stewark und in der Gemeinschaft des Kreis des Wassers. Wenn du möchtest, dann kannst du ein Teil unserer, wie nanntest du es, Jumuiya werden. Das bringt aber einige Pflichten mit sich: So musst du dich am gemeinschaftlichen Leben beteiligen und Aufgaben des täglichen Bedarfs erledigen, so etwas wie Fegen, Beschaffung von Vorräten, Botengänge, Putzen. Es besteht auch die Möglichkeit, hier im Kräutergarten zu helfen oder, falls du ein Handwerk ausübst, dich damit nützlich zu machen. Es gibt viele verschiedene Aufgaben und wir erwarten eine gewisse Selbstständigkeit bei der Erfüllung. Im Gegenzug dazu erhältst du hier ein Dach über den Kopf, Kleidung, ein Bett und immer eine Mahlzeit. Unsere Bibliothek steht dir natürlich offen wie auch all unserer Lehren. Du wirst die Lehren Adanos‘ erhalten und kannst, mit genügend Neugier, Köpfchen und Geduld sogar bis zum Magier ausgebildet werden. Der Oberste Wassermagier heißt Tinquilius, er ist der wichtigste Mann in unserer Gemeinschaft, aber jeder, der sich uns anschließt, ist wichtig für uns.“

    Bei den letzten Worten hatte sie kurz zu Mera gesehen, dann aber wanderte ihr Blick wieder zu Kisha:
    „Also, was meinst du, möchtest du?“
    Kisha nickte:
    „Das will ich!“
    „Wunderbar, Kisha, dann bist du ab jetzt Novizin im Kreis des Wassers. Aaras wird dich zu unserer Adeptenvorsteherin bringen. Sie wird dir eine Novizenrobe geben und einen Platz zum Schlafen in einer der Novizenkammern zeigen. Auch sonst wird sie dir noch alle wichtigen Orte im Haus der Magier zeigen.“
    „Danke, danke, danke, danke!“, erwiderte Kisha und fiel Aniron abermals um den Hals. Die Wehmutter versteifte sich kurz, aber diesmal fiel die Umarmung nicht ganz so fest aus. Dennoch war Aniron erstaunt von der Kraft der Frau. Als sie von Aniron abgelassen hatte, zog Kisha Aaras in Richtung des Hauses zurück und Aniron musste kichern. Dann aber wandte sie sich zu Mera:
    „Möchtest du nicht mitgehen und dir ebenfalls endlich eine Novizenrobe holen?“

  8. Beiträge anzeigen #8 Zitieren
    Abenteurer Avatar von Mera
    Registriert seit
    Aug 2023
    Beiträge
    60
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Mera ist offline
    Mera hielt sich stark im Hintergrund, während die fremdartige Frau auf Aniron einstürmte. Worte schienen aus ihr zu sprudeln wie aus einer unerschöpflichen Quelle. Irgendwo aus ihren Tiefen entströmten ihre Worte und brachen sich Bahn um an die Oberfläche zu kommen. In der Gegenwart und im Vergleich mit einer solchen Frau fühlte sich die Setarriferin wie ein unterirdischer See. Dunkel und still daliegend, doch aus dem selben Wasser bestehend wie die frisch sprudelnde Quelle. Für kaum eine Person sichtbar, ruhig und tief.

    Aufmerksam verfolgte sie das Gespräch, in dem Kisha fremdartige Worte einstreute wie Gewürze. Sie gaben ihr einen Hauch der Exotik, machten es zum Teil schwer, ihrem Gedankenfluss zu folgen und doch konnten sie fast immer verstehen, worauf sie hinauswollte. Die Quintessenz, so wie Mera es verstand, war, dass sie Magie hörte. Es verwirrte Mera. Danee konnte trotz ihrer Blindheit die Magie sehen, als Ströme und Flüsse – wie konnte sie dann gleichzeitig Laute oder Stimmen sein, so wie Kisha von den Kizalongwe sie hörte? Ruhig und in sich gekehrt begann sie das Gespräch in den Hintergrund ihrer Gedankenwelt zu verschieben und versuchte zu verstehen, wie die Magie sich so unterschiedlich manifestieren konnte. Vielleicht war es das, was für die Personen wichtig war? Kisha schien gerne und viel zu reden, und sie hörte die Magie. Und Danee, die blind war und die Welt der Sehenden nicht (mehr) kannte, konnte sie vor ihren geistigen Augen sehen. Konnten wieder andere sie vielleicht riechen? Spüren? Oder auf ganz andere Art und Weise wahrnehmen, die ihr völlig fremd war?

    Jäh wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als sie merkte, dass Kisha und der rothaarige Mann gegangen waren und Aniron kicherte, ehe sie zu ihr sprach. Mera verstand die Worte. Jedes einzelne fand in ihrem Vokabular Platz, doch die Kombination derjenigen schien ihr mit einem Mal fremd, nicht real.

    „Möchtest du nicht mitgehen und dir ebenfalls endlich eine Novizenrobe holen?“

    Eine Novizenrobe? War ihr erster Gedanke. Warum sollte sie denn eine Novizenrobe holen? Sie war keine Novizin, sie war ein Niemand. Mera ohne Heimat. Für wen sollte denn die Robe dann sein?
    Langsam dämmerte es ihr, dass Aniron tatsächlich sie selbst meinte. Die Robe sollte für sie sein. Oder? Konnte sie wirklich so verwegen sein anzunehmen, dass sie für sie sein sollte? Es grenzte für sie fast an Arroganz so zu denken. Warum sollten sie sie aufnehmen wollen? Sie war nichts und konnte nichts.
    „Mir? Eine Novizenrobe?“ fragte die Setarriferin mit Unglaube in ihrer Stimme.
    „Aber ich bin doch kein Novize...“ begann sie anzusetzen, ehe sie die ganze Tragkraft von Anirons Worten begriff.
    „Ich? Novizin?“ stammelte sie unbeholfen, dankbar, ungläubig, fassungslos, verwirrt. Ihre Augen weiteten sich. Das konnte unmöglich wahr sein! Sie musste sich verhört haben, doch der Ausdruck in den Augen der Wehmutter verriet, dass sie es vollkommen ernst meinte.
    „Aber… Danee… Feuernesseln!“ stotterte sie weiter und blickte sich hilflos um. Sie sollte doch Feuernesseln holen. Deswegen war sie doch hier! Weil die alte Heilerin ihr aufgetragen hatte, die Pflanzen zu suchen. Sie wartete sicher schon. Sie war hin- und hergerissen, wollte gleich Aaras und Kisha hinterherrennen, gleich in die Heilkammer zu Danee.
    Unentschlossen stand sie auf der Stelle, ehe sie sich an die Wehmutter wandte.
    „Kannst du… vielleicht… Danee.“ Sie fühlte sich nicht wohl bei der Bitte. Es war nicht an ihr, jemanden wie Aniron darum zu fragen, doch die Freundlichkeit, die ihr in diesem Haus bisher gezeigt wurde, gab ihr die Zuversicht, dass es für dieses eine Mal in Ordnung war.
    „Kannst du Danee bescheid geben? Ich will nicht, dass sie warten muss.“ bat sie also die Wehmutter, die freundlich nickte, ehe sie schnellen Schrittes zu der Tür eilte, in die Kisha und Aaras verschwunden waren.

  9. Beiträge anzeigen #9 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Na-Cron
    Registriert seit
    Jul 2023
    Beiträge
    192
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Na-Cron ist offline
    Mit langsamen, fast schon vorsichtigen Schritten ging Na-Cron durch die Gänge des Hauses der Magier, den Blick tief in das dicke Buch versenkt, welches er vor sich hielt. Nur ab und zu hob er den Kopf damit er sicher gehen konnte noch immer auf dem richtigen Weg zu sein. Er war auf der Suche nach der Wassermagierin Aniron, da er in diesem wirklich spannendem Werk etwas entdeckt hatte, was ihn verwirrte.
    Auf den ersten Blick war an dem Buch nichts auffälliges, ein dicker Wälzer, in Leder eingebunden. Den Seiten und der leicht ausgeblichenen Tinte zufolge vermutlich schon älter. Es behandelte verschiedene Arten von Pflanzen, Kräutern, Blumen... so ziemlich alles, was es in der Natur anscheinend gab.
    Na-Cron hatte herausgefunden, dass verschiedene Schreiber und Magier sich über die Jahrzehnte mit den verschiedensten natürlichen Vorkommnissen von Magie und deren Verbindung zu weltlichen Ressourcen auseinander gesetzt hatten. Magie in Verbindung mit Metallen, angebliche magische Tränke aus ganz einfachen Kräutern, die Auswirkungen der Mondzyklen in Bezug auf das Balzverhalten von Scavengern, welche vorher den Alchemievorrat des Schriftstellers gefressen hatten (Ein sehr verwirrendes Werk, musste Na-Cron zugeben)... Und jetzt eben das hier: "Die bezaubernde Flora der vier Königreiche - Ein Leitfaden zu magischen Pflanzen".

    Und genau deswegen suchte der Novize nun Aniron, schließlich hatte sie sich, als Na-Cron sie kennen gelernt hatte, als Kräuterfrau vorgestellt. Oder irgendwas in der Art, auf jeden Fall was mit Pflanzen. Und wer war besser geeignet um ihm in dieser Hinsicht seine Frage zu beantworten?
    Der Novize war sich bei einigen Büchern, unter anderem auch diesem hier, nämlich nicht sicher, ob der Inhalt wirklich korrekt war. Das bestimmte Kräuter und Pflanzen bei der Heilung helfen konnten? Natürlich, dass wusste er. Das andere entsprechend gefährlich waren weil sie giftig waren? Auch das war ihm bekannt.
    Aber das sie Menschen auf magische Art und Weise besser machen konnten? Das klang doch eher nach dem Fiebertraum eines Sumpfkrautsüchtigen.

    Die plötzliche Veränderung der Luft um Na-Cron herum und das mangelnde Gefühl von schützendem Stein um ihn herum liesen Na-Cron aufschauen. Erfreut blickte er sich um, atmete den leichten Duft der verschiedensten Pflanzen um ihn herum ein. Anscheinend hatten seine Füße ihn richtig geführt, er befand sich im Kräutergarten. Und den Göttern sei Dank, da war sogar Aniron, die Wassermagierin.
    Na-Cron blickte an sich herunter, schaute sich seine Novizentracht an. Vorzeigbar, befand er. Er bürstete sich mit der einen Hand noch einmal versuchsweise den restlichen Staub der Bibliothek ab (Er verbrachte eindeutig zu viel Zeit darin) und schlug dann das Buch zu. Er musste sich bemühen, Der Wassermagierin angemessen gegenüber zu treten. Schließlich war er ja nicht mehr einfach nur jemand simples, der versehentlich in das Haus der Magier eingedrungen war. Nein, er war jetzt Novize. Und als solcher musste er sich schließlich respektvoll gegenüber allen Wassermagiern verhalten.
    Er ging näher an Aniron heran, klemmte sich dabei das Buch unter den Arm und rieb sich nervös die Hände. Verdammt, das sollte er lieber lassen! Stattdessen nahm er wieder das Buch in die Hände und hielt linkisch vor sich, wusste nicht so ganz wohin damit.
    "Wassermagierin Aniron? Verzeiht die Störung, aber hättet ihr kurz Zeit für eine schnelle Frage? Es gibt da etwas, was ich nicht ganz verstehe... oder vielleicht übersteigt dies auch einfach meine geistigen Fähigkeiten. Aber da es um Pflanzen und Kräuter geht, dachte ich, ich frage da mal lieber jemanden mit der entsprechenden..."
    verdammt, warum musste er jetzt grade ins Stocken geraten? Wie war das verdammte Wort noch mal? Exikutive? Exkrement? Exitus? Expelliarmus? Denk nach, du Idiot!
    "Expertise." Ja, das war das richtige Wort, befand Na-Cron zufrieden.
    "Es geht um etwas, was ich in diesem Buch hier" Na-Cron hielt den dicken Wälzer demonstrativ, fast schon abwehrend, vor sich "gefunden habe. Da steht, dass es magische Pflanzen gibt. Wartet, ich suche die Seite nur eben schnell..." murmelte Na-Cron, während er hektisch in dem Wälzer blätterte. Warum hatte er sich kein Lesezeichen mitgenommen? Oder das Bändchen verwendet, welches am Einband herunter baumelte? So wurde das nichts mit dem angemessenen Auftreten.

  10. Beiträge anzeigen #10 Zitieren
    Mamka  Avatar von Aniron
    Registriert seit
    Aug 2007
    Ort
    Dresden
    Beiträge
    7.489
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Aniron ist gerade online
    Mit einem Lächeln sah Aniron Mera hinterher.
    Wie gut, dass die hunge Frau sich in ihrer Unsicherheit den Ruck gegeben hatte, um das einzig Richtige und Vernünftigte zu tun. Aniron war sich sicher, dass Mera im Kreis des Wassers sehr gut aufgehoben war. Ebenso wie Kisha. So viele neue Gesichter, die ihre Gemeinschaft in der letzten Zeit aufgesucht hatten und nun Teil davon geworden waren. Es waren merkwürdige Zeiten. Als ob ein kühler, doch erfrischender Wind vom Meer her einmal durch das Haus der Magier fegte und den Staub der letzten Jahre durcheinander wirbelte.
    "Ist das dein Plan, Herr?", fragte Aniron in die Abenddämmerung hinein. "Ich bin sehr gespannt, wen du da alles zu uns gebracht hast."
    Dann seufzte sie und sah sich um. Sie ließ ihren Blick schweifen über die Pflanzen, die sie eben noch Mera vorgestellt hatte. Ihre Gedanken wanderten zu Maris und Runa und mit einem kurzen Gebet bat sie Adanos um seinen Segen für die Reise der beiden. Dann dachte sie an die Gespräche, die sie eben noch geführt hatte. Erst mit Mera und dann mit Kisha und Aaras. Da lag einiges an Arbeit vor ihnen. Wunderbare, lehrreiche Arbeit. Gerade fühlte sie sich nach dem ereignisreichen Tag etwas müde, aber der Gedanke an all die neuen Novizen beflügelte sie.

    Während ihr Blick so durch den Garten wanderte, stellte sie fest, dass es viel zu wenige Sitzgelegenheiten hier gab. Dies sollte nicht nur ein Ort der Arbeit, sondern allen voran ein Ort der Erholung und Entspannung sein. Ein Ort, an dem man zu sich kommen und seine Gedanken ordnen konnte. Dafür brauchte es mehr Bänke. Am besten aus Stein, denn Holz war der Witterung hier zu sehr ausgesetzt. Sollten sie einen Steinmetz beauftragen? Oder vielleicht lieber Hyperius fragen, der die Erde formen konnte, wie er im Tempel bewiesen hatte? Und sollten sie vielleicht ein Siegel der Neutralisation vor der Blauen Königin anbringen, damit man diese auch gefahrlos aus der Nähe betrachten konnte?
    Eine Stimme unterbrach sie in ihren Grübeleien.
    "Ah, Na-Cron, Adanos zum Gruße", sagte sie und lächelte. "Wie schön dich zu sehen."
    Das war es tatsächlich. Mit einem feinen Lächeln betrachtete sie den Novizen, der ebenso erst vor kurzem in ihre Reihen gekommen war und nun eifrig in der Bibliothek Bücher wälzte, wenn es die Zeit erlaubte. Eine gewisse Unsicherheit haftete ihm noch an, die zwar charmant wirkte, aber von der Aniron hoffte, dass er sie bald selbstbewusst ablegen konnte. Hier im Kreis des Wassers gab es nichts zu scheuen.
    "Oh, da hast du aber einen dicken Wälzer bei dir. Das Buch kenne ich, ich habe auch schon ein wenig darin gelesen. Ich muss aber zugeben, dass der Aufsatz über die Scavenger mich eher ratlos zurück gelassen hat", sagte sie und kicherte. "Aber was genau ist denn deine Frage, nur her damit."
    Eigentlich wollte sie zu Danee, schließlich hatte sie einen Auftrag von Mera erhalten, und danach nach ihrer jüngsten Tochter sehen, aber das musste nun erst einmal warten.

  11. Beiträge anzeigen #11 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Na-Cron
    Registriert seit
    Jul 2023
    Beiträge
    192
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Na-Cron ist offline
    Na-Cron blickte für einen Moment verwirrt, als die Wassermagierin ihm zustimmte, was die Scavenger anging. Aber deswegen war er ja nicht hier.
    "Nicht um Scavenger, dass steht fest..." murmelte er, wärend er weiter hektisch in den Seiten blätterte. Wo war nochmal dieser verdammte Absatz... Ah! Endlich hatte Na-Cron ihn gefunden.
    "Hier." sprach der Novize und hielt Aniron das Buch hin, falls sie den Absatz lesen wollte. "Da steht etwas, was mich verwirrt. Bestimmte Pflanzen sollen Magie enthalten, sei es durch ihre Umgebung oder durch andere magische Kreaturen." Na-Cron hob den Blick und schaute Aniron fragend an. "Wie kann das sein? Und ein paar Seiten weiter wird sogar noch Bezug auf das magische Erz von Khorinis genommen und das es gewisse Ähnlichkeiten geben würde."
    Der Novize schüttelte leicht den Kopf. "Das ergibt für mich keinen Sinn. Bedeutet das, dass Magie wirklich in allem steckt? Aber wie ist sie dann da rein gekommen? Und was macht dann diese Art von Pflanzen so... besonders?"
    Genauso verstand er nicht, was das ganze mit dem magischen Erz zu tun hatte. Oder generell das Prinzip hinter magischem Erz. Was genau sorgte für die Magie in diesem speziellen Erz? Und warum war es darin? Aber das war etwas, dass er vermutlich jemand anderen fragen sollte. Na-Cron ging nicht davon aus, dass Aniron mit ihrem Fachwissen über Pflanzen und Kräutern ihm darüber etwas berichten konnte.
    "Vielleicht könntest du mir das näher erläutern?" Der Novize lächelte entschuldigend. Vermutlich hatte die Wassermagierin besseres zu tun.

  12. Beiträge anzeigen #12 Zitieren
    Lehrling Avatar von Skaeggs
    Registriert seit
    Nov 2023
    Ort
    Stewark
    Beiträge
    18
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Skaeggs ist offline

    Gerricks Kuriositätenladen

    Skaeggs lachte herzlich, ob der Pointe der Geschichte, die Gerrick über Johannas kurioser Maske zu erzählen wusste, und wischte sich eine Träne aus dem Auge.
    “Da hast du ja wirklich ein fantastisches Ding gefunden. Ich weiß nicht, ob ich da mithalten kann.”, pflichtete er der Schwarzhaarigen bei.
    “Gut gut, hier ist meine Kuriosität.” Er zögerte nicht und übergab Johanna die hölzerne Schatulle, die er in den scheinbar unendlichen Weiten des Ladens entdeckt hatte, nachdem sie ihren kleinen Handel mit Gerrick abgeschlossen hatte. Das unscheinbare Zierkästchen ließ sich problemlos öffnen, denn sie bot keinerlei Verschlussmöglichkeiten. Im Inneren befand sich der matt silberne Anhänger mitsamt seiner fein gearbeiteten Kette, die Skaeggs zuvor auch bereits neugierig inspiziert hatte. Gerrick beobachtete stumm, wie Johanna das Artefakt aus der Schatulle nahm und schien bereits genauestens darüber Bescheid zu wissen, um was es sich hierbei handelte, zeichnete sich auf seinem Gesicht schließlich ein zufriedenes Grinsen ab.
    “Aaaha.”, brummte er schließlich ausgedehnt, während die junge Frau den Anhänger ausgiebig von allen Seiten inspizierte. “Die Spieluhr des berüchtigten Kapitän Richard Donnerhall - eher bekannt als der dämonische Spielmann oder der Teufelsklampfer. Ebenso bekannt für seine Grausamkeit, wie für seine Vorliebe für klassische Musik.”, begann Gerrick seine Ausführungen.
    “Eine Spieluhr also ..”, brummte der Nordmann. “Ich habe gar keinen Mechanismus entdeckt, wie man den Anhänger öffnen kann.” Ebenfalls wieder von der Neugier gepackt, hielt er Johanna seine offene Hand hin, um ihr zu bedeuten, dass er einen erneuten genaueren Blick auf das Kuriosum werfen wollen würde.
    “Die wenigsten Menschen, die Bekanntschaft mit Kapitän Donnerhall gemacht hatten, wussten überhaupt von der Existenz dieses Talismans, geschweige denn, dass es ein identisches Gegenstück dazu gab, dass sich nicht in seinem Besitz befand. Niemand hätte für möglich gehalten, dass der Teufelsklampfer eine Person mehr liebte als sich selbst, oder eine andere Liebe empfand als die zur Musik, oder zur rauen, unbändigen See.” Gerrick hielt eine lang gedehnte Kunstpause und beobachtete grinsend, wie die Finger des Schmieds nun vergeblich nach dem Öffnungsmechanismus suchten.
    “Doch die Legende besagt, dass er das Gegenstück zu diesem Anhänger seiner einzigen und wahren Liebe schenkte, von derer Existenz nicht einmal die Mannschaft des ‘Rasenden Scavengers’ - seines Schiffes - wusste. Denn das Wissen um seine wahre Liebe - so dachte er - würde ihn verwundbar und verletzlich machen.” Eine weitere Kunstpause folgte.
    “Für sie jedenfalls suchte er in jedem Ort, den sie aufsuchten, den besten Handwerker, der nicht nur in der Feinschmiedekunst bewandert war, sondern auch in der Feinmechanik. An der seitlichen Fassung des Anhängers befindet sich ein Stück, das sich hereindrücken lässt. Daraufhin springt ein Teil der Fassung ein Stück weit nach außen und lässt sich wie eine Kurbel aufdrehen. Aber Vorsicht! Es ist sehr filigran gefertigt.” Gerrick schien genug Freude empfunden zu haben, Skaeggs vergeblich suchen zu sehen, als er ihn schließlich über den versteckten Mechanismus aufklärte. Es dauerte auch nicht lange, da hatte der Schmied besagte Stelle im Gehäuse der muschelförmigen Spieluhr auch schon entdeckt und bewies erstaunliche Fingerfertigkeit dabei, die filigran gearbeitete Kurbel aufzuziehen.
    “Dann muss man das Randstück nur erneut in seine Fassung zurück drücken und die Uhr sollte ihren Zauber entfalten.” Der Nordmarer befolgte die Anweisungen des Kuriositätenhändlers und versetzte die Spieluhr wieder in ihren Ausgangszustand zurück, als der Deckel des Anhängers urplötzlich aufsprang und eine fremdartige Melodie zu spielen begann. Das Innere der Uhr gab den Mechanismus der Apparatur preis. Eine Vielzahl kleiner und hauchzarter Zahnräder, Wellen und anderer mechanischer Elemente, die Skaeggs nicht benennen konnte, begannen sich wie in Zeitlupe zu drehen, manche schneller, manche langsamer. Die Töne der Melodie selbst schienen von einigen Walzen herzurühren, die sich langsam um die eigene Achse drehten und mit kleinen Dornen, abwechselnd und koordiniert, dünne Metallplättchen in Schwingung versetzten. Es war ein wahrlich faszinierendes ineinandergreifen von feinster Mechanik und Handwerkskunst, sowie der komplex komponierten aber harmonischen Melodie.

    Als Gerrick den Deckel der Spieluhr in Skaeggs’ Hand schloss und die Melodie abrupt verstummte, fuhr dieser erschrocken zusammen. “... und so strandete die Rasende Scavenger mitsamt der Spieluhr und einiger weiterer Schätze in Argaan, wo sie jedoch erst viele Jahre später gefunden und geborgen wurde.” Gerrick atmete tief ein, als habe er soeben einen sehr langen Monolog beendet und blickte erwartungsvoll in die Augen seiner beiden Gäste. Skaeggs blickte etwas verwirrt in die Augen des alten Mannes, dann wieder nach unten in seine Hand, in der noch immer die verschlossene, silberne Spieluhr lag. Dann schloss er seine Hand um das Kuriosum und hielt es Gerrick hin.
    “Ich glaube, das ist nicht das Richtige für mich.” Er grinste zufrieden und übergab die Spieluhr wieder ihrem derzeitigen Besitzer.
    “Ich will euch nicht zu nahe treten, aber ich denke, ihr hättet ohnehin nicht genug Gold dabei, um dieses Unikat, feinster Handwerkskunst zu bezahlen.” Der Kuriositätenhändler nahm den Anhänger wieder entgegen und legte ihn zurück in die hölzerne Schatulle. Langsam bahnten sich einige Gedanken und Erinnerungen ihren Weg zurück in Skaeggs’ Bewusstsein, die seit seinem Aufenthalt in Gerricks Laden vergessen zu haben schien.
    “Oh Johanna, .. was ist mit unserer Pastete?”, fiel es ihm plötzlich wieder ein und wollte sich bereits auf den Weg zur Eingangstür begeben.

  13. Beiträge anzeigen #13 Zitieren
    Mamka  Avatar von Aniron
    Registriert seit
    Aug 2007
    Ort
    Dresden
    Beiträge
    7.489
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Aniron ist gerade online
    „Natürlich“, erwiderte Aniron. „Schau, Na-Cron, Adanos‘ Magie umgibt uns. Sie ist ein unsichtbarer Strom, der alles, was wir sehen, durchwirkt. Das macht es uns auch möglich, diese Magie zu nutzen und nach unserem Willen zu formen oder Einfluss auf Anderes zu nehmen. Es gibt dabei aber auch Dinge, in erster Linie Lebewesen, die für diesen magischen Strom anfälliger sind als andere. Das können Menschen sein oder auch Tiere und in diesem Fall sogar Pflanzen. Diese können die Magie dann speichern. Komm mal mit!“
    Aniron deutete mit dem Daumen hinter sich, dann setzte sie sich Bewegung und trat wieder vor eines der Beete, vor dem sie erst gerade noch mit Mera gestanden hatte. Sie beugte sich herab und deutete auf eine Pflanze mit fleischigen, dunkelgrünen Blättern:
    „Sieh, das ist das Heilkraut, du hast es bestimmt schon einmal gesehen. Das ist so eine Pflanze, die anfällig für Magie ist. Sie kann den magischen Strom sozusagen anzapfen und etwas Magie auf solche eine Art und Weise in sich binden, dass diese Pflanze eine heilende Wirkung hat. Oder hier“, sie deutete auf eine grüne Pflanze mit gelb-roten Blüten, „das ist die Heilwurzel. Sie vermag sogar noch etwas mehr Magie in sich zu binden und hat damit eine größere heilende Wirkung. Das machen wir uns zunutze.“
    Sie richtete sich wieder auf.
    „Magische Pflanzen können die Magie um sich herum spüren, wie wir Magier. Also ja, Magie steckt wirklich in allem. Beantwortet das deine Frage? Ach, und sag mal, wurdest du schon in Adanos‘ Magie eingewiesen? Dann könntest du vielleicht verstehen, was ich meine.“
    Na-Cron schüttelte etwas verunsichert den Kopf.
    „Oh, na, macht nichts! Ich denke, es wäre ein guter Zeitpunkt für dich, mal von der Theorie in die Praxis zu kommen. Lass uns uns doch morgen einmal treffen, dann können wir das doch mal angehen. Was denkst du, hast du Lust? Jetzt wäre auch ein guter Zeitpunkt, aber ich bin schon sehr müde und habe einen anstrengenden Tag hinter mir. Wenn wir beide frisch und ausgeschlafen sind, geht das viel besser!“
    Sie lächelte ihm zu: „Und, was sagst du?“

  14. Beiträge anzeigen #14 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Na-Cron
    Registriert seit
    Jul 2023
    Beiträge
    192
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Na-Cron ist offline
    Na-Cron schüttelte den Kopf, bisher hatte ihm noch niemand genaueres über die Magie erläutert. Das, was Aniron ihm gerade erzählte, war ziemliches Neuland für ihn.
    "Ich muss gestehen, dass sich bisher wohl noch keine Zeit dafür gefunden hat. Die täglichen Aufgaben als Novize binden mich schon sehr ein. Und dann noch die vielen Bücher in der Bibliothek..." Er lächelte entschuldigend. So viele Bücher, Schriftrollen und dergleichen hatte er noch nie auf einem Haufen gesehen. Vermutlich war dies der größte Hort an Wissen, den es hier auf der Insel gab. Setarrif war ja zerstört worden. Und in Thorniara würden, so vermutete der Novize, vermutlich nicht so viele Bücher vorhanden sein, schließlich war es eine Hafenstadt.
    "Aber ja, natürlich können wir uns am nächsten Tag treffen. Schließlich habt ihr mir schon einiges zum Nachdenken mitgegeben."

    Wenn Magie wirklich um einen Herum in stetigem Fluss war, konnte man dann sagen, dass Magie auch in Stein und Erde war? Na-Cron gefiel der Gedanke. Das würde dann natürlich auch auf gewisse Art erklären, wie das magische Erz zustande kam. Und die Wassermagierin hatte ja bei ihrem ersten Treffen erzählt, dass die Magier des Wasserkreises den neuen Tempel geschaffen hatten.
    Der Novize vermutete, dass sie dafür dann die Magie im Fels entsprechend wahrgenommen und auf sie eingewirkt hatten. Das in Verbindung mit diesem Fokusstein, von dem Aniron erzählt hatte ergab auf eine wunderbare Art und Weise dann einen wunderschönen Tempel. Mit Freude dachte der Bergmann zurück an die Eröffnungszeremonie und das Fest.
    Aufregung erfasste den Novizen. Also würde er bald seine ersten Erfahrungen mit Magie machen. Wie es sich wohl anfühlen würde?

  15. Beiträge anzeigen #15 Zitieren
    Abenteurerin Avatar von Johanna
    Registriert seit
    Sep 2023
    Ort
    Stewark
    Beiträge
    92
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Johanna ist offline

    Nordviertel

    Es war eine wundervoll romantische Geschichte, die Gerrick zu der kleinen Spieluhr zu erzählen wusste, welche Skaeggs aus den Untiefen dieses Ladens voller übernatürlicher Artefakte und gruseliger Überreste zutage gefördert hatte. Ein Mann voller Grausamkeit, dessen Leben aus Raub und Mord bestand, verlor sein Herz an eine Frau und bewahrte ihre Beziehung als den größten Schatz, den er je besessen hatte, geheim gehalten selbst vor seiner eigenen Mannschaft. Die Melodie, die von dem sich drehenden Walzenmechanismus ertönte, war wunderschön. Sie war so anders als die Musik, die sie kannte. Sie kündete von grenzenloser Zuneigung, und gleichsam von einer tief sitzenden Sehnsucht, einem Fernweh, das kaum zu ertragen war. Johanna konnte förmlich vor ihrem Auge sehen, wie die Angebetete des Piratenkapitäns am Ufer ihrer Heimat stand und auf das endlose Meer hinausblickte, in der traurigen und doch tröstlichen Gewissheit, dass er irgendwo dort draußen das gleiche Lied wie sie hörte und ebenfalls sehnsüchtig in die Ferne sah.
    Doch dann erwähnte Skaeggs die Pasteten, und Johanna starrte ihn mit großen Augen an.
    "Verdammt, du hast Recht! Tut mir leid, Gerrick, aber die Geschichte musste du uns ein andermal nochmal näher ausführen."
    Sie griff mit einer Hand nach ihrer neu erworbenen Maske und mit der anderen nach dem Ärmel von Skaeggs, den sie mit sich mit zog. Sie hatte trotz der leckeren Zimtschnecken immer noch gewaltigen Hunger.
    "Mach's gut, alter Zausel!"
    Die Antwort des Kuriositätenhändlers wurde vom Klingeln der Glocke an der Ladentür verschluckt.

    Auf dem Weg zurück zur Bäckerei entschärfte sie ihr strammes Tempo und ließ den Ärmel des Nordmanns los. Sie sprach wenig, während die beiden das Nordviertel durchquerten. Stattdessen summte sie leise die Melodie der Spieluhr vor sich hin, während sie den Blick in die Ferne schweifen ließ. Als sie die Bäckerei schon beinahe wieder erreicht hatten, sah Johanna zu ihrem Begleiter.
    "Danke für den netten Ausflug, Skaeggs. Ich hoffe, man trifft sich mal wieder. Die Höfe vor der Stadt würde ich mir gern mal ansehen."
    Sie rieb sich den knurrenden Magen.
    "Jetzt sollte ich aber dringend zusammen mit meiner Pastete zu meinem Freund aufbrechen. Er hat zwar gesagt, dass er nicht will, aber das sagt er nur aus Höflichkeit."
    Sie lächelte beim Gedanken daran, dass Rudra aus Rücksicht auf andere vermutlich tatsächlich vom Fleisch abfallen mochte, wenn man ihn nicht zu seinem Glück zwang. Er war ein wirklich seltsamer Ork - selbst sie, die nur diesen einen kannte, wusste das. Andererseits war es gerade dieser Wesenszug, den sie so an ihm mochte.
    Als sie die Tür erreichten, legte sie die Hand auf die Klinke.
    "Also, beim nächsten Mal führst du mich herum. Abgemacht?"
    Sie drückte die Klinke herunter und blickte in das runde, warm lächelnde Gesicht der Bäckerin Frieda.

  16. Beiträge anzeigen #16 Zitieren
    Kämpfer Avatar von Rudra
    Registriert seit
    Dec 2008
    Ort
    Karrek
    Beiträge
    371
     
    Die Orks im Forenrollenspiel
    Rudra ist offline

    Haus des Steinmetzes

    Eines musste er den Menschen lassen: ihre Schinken waren wirklich gut.
    Seine Fänge schlugen in das zarte Fleisch, das er vielleicht eine kleine Spur dicker abgeschnitten hatte, als es für eine menschliche Brotzeit angedacht war – oder vielleicht auch zwei oder drei Spuren – und zerrissen die Fasern dieser gepökelten Köstlichkeit, die Wulf für Johanna und ihn zurückgelassen hatte, als er zum Steinbruch aufgebrochen war. Da er aber anders als von ihrem Gastgeber angedacht der alleinige Esser hier war, würde sein etwas fleischlastigerer Hunger gar nicht weiter ins Gewicht fallen.
    Den ganzen Vormittag hatte er in angenehmer Gesellschaft mit niemandem außer sich selbst verbracht und bei einigen Steinmetz-Arbeiten des alten Mannes ausgeholfen, die schon langer unbearbeitet herumlagen, bevor ihn schließlich doch der Hunger gepackt hatte. Johanna war deutlich länger fort, als er erwartet hatte. Doch wer wusste schon, auf welche Wege sie ihr Gang zur Bäckerei an diesem Morgen geführt hatte? Im Gegensatz zu ihm war sie frei, hinzugehen, wo immer sie wollte, und zu sprechen, mit wem auch immer sie wollte. Rudra war ein Gefangener seiner eigenen Maskerade, ein Getriebener der immerwährenden Gefahr, entdeckt zu werden – doch wenn er ehrlich war, störte ihn das weniger, als gut für ihn war. Freilich, er war vorsichtig, wo immer er sich in dieser Stadt bewegte. Doch die ständige Berührung mit der Gefahr ließ einen merklich abstumpfen. Das gefiel ihm ganz und gar nicht – und doch konnte er sich diesem nur allzu natürlichen Reflex nicht erwehren.

    Während er sich seinen Grübeleien über das Für und Wider des andauernden Aufenthalts in Stewark widmete, schlang er mit großen Bissen die nächste fleischbeladene Scheibe Brot hinunter und schmatzte achtlos vor sich hin – bis ihn eine Stimme aus den Gedanken riss. Eine Stimme, die ihm bekannt war – aber nicht die von Johanna.
    „Mungu? Was um alles in der Welt…“
    Wulf. Rudra hielt inne und wandte sich langsam um. Sein Verstand brachte es fertig, in diesem wenigen Augenblicken eine ganze Kaskade von Gedankengängen anzustoßen, von Fragestellungen darüber, warum der Steinmetz schon wieder aus dem Steinbruch zurück war, über Selbstvorwürfe ob seiner mangelnden Vorsicht und die nüchterne Erkenntnis, dass es früher oder später hatte so kommen müssen, bis hin zur Vorhersage verschiedener Szenarien, wie dieser Zwischenfall ausgehen konnte. In den meisten davon ging es nicht gut für Wulf aus. Und auf lange Sicht galt das auch für Rudra selbst.
    Wulf starrte sein unverhülltes Gesicht mit weit aufgerissenen Augen an. „Was bist du?“
    Rudra hob quälend langsam seine Pranken und legte das Mundtuch zurück vor sein Gesicht. Erst als sein Antlitz wieder verhüllt war, setzte er zu einer Antwort an und legte die Hände demonstrativ locker auf den Tisch, wo der Alte sie sehen konnte.
    „Mein Name ist nicht Mungu, sondern Rudra. Ich bin ein Ork.“
    Der Alte rang sichtbar um Fassung, setzte zum Sprechen an und ließ es doch wieder bleiben. Schließlich kam nur ein Wort über seine zitternden Lippen. „Abscheulichkeit…“
    „Ich bitte dich, ruhig zu bleiben“, sagte Rudra. Er achtete darauf, keine plötzliche Bewegung zu machen, die den Mann in Panik versetzen konnte. „Ja, ich bin kein Mensch, und ja, mein Name ist ein anderer als der, den ich dir nannte. Aber abgesehen von meiner Herkunft und meinem Namen war alles wahr, was ich je zu dir sagte. Du hast gesehen, was meine Hände schaffen können. Mein Volk wertschätzt diese Kunst nicht, und Johanna überredete mich dazu, hierher zu kommen. Ich will nichts, als meiner Profession nachgehen.“
    Doch Wulf schien gar nicht fähig, seine Worte auch nur annähernd zu verarbeiten. Mit zitternder Hand zeigte er auf Rudra. „Du… du verdammter…“

    Ein schweres Klopfen zerriss die angespannte Stille. Wulf fuhr wie von einer Blutfliege gestochen herum. Rudra verharrte weiter regungslos am Tisch und blickte auf die drei Soldaten an der offenen Tür. Die geschlossene Faust eines der drei Männer ruhte noch auf dem alten Holz.
    „Im Namen Ihrer Majestät Kronprinzessin Lisha, wir sind auf der Suche nach einem gewissen Bildhauer namens Mungu von Torgaan.“
    Rudras Augen suchten den Blick des alten Steinmetzes. Mach jetzt keinen Fehler, oder es wird sehr blutig. „Das bin ich“, antwortete er, ohne den Wortführer der Drei anzusehen. „Welchen Wunsch darf ich der Prinzessin erfüllen?“
    Der Soldat seufzte. Der Tonfall machte klar, wie lästig und sinnlos er seine Aufgabe fand. Wulfs Anspannung schien er gar nicht zu bemerken. „Die Prinzessin fordert, dass Ihr Eure Kunstfertigkeit beweist, indem ihr eine komplette Statue von ihr im Stil der Büste anfertigt, mit der ihr den Kunstwettbewerb so…“ Er warf einen Blick auf ein Stück Pergament in seiner Hand, um die Weisung wörtlich abzulesen. „…infam unterminiert hat. Als wertgeschätzter Gast in diesem Reich sollt Ihr Euch erkenntlich zeigen, indem Ihr schnellstmöglich einen passenden Rohstein besorgt und Euch anschließend in der Zitadelle meldet, um zu erfahren, wann Ihr eine Audienz mit der Prinzessin erhalten dürft, um ihr Antlitz einzufangen.“
    Wulf stand kerzengerade und starrte mit großen Augen am Wortführer der Soldaten vorbei auf die Wand. Seine aufeinander gepressten Lippen waren ein schmaler, blutleerer Strich in dem aschfahlen, faltigen Gesicht.
    Rudra nickte langsam. „Ich rechnete mit einer Büste wie jene, die ich beim Wettbewerb gezeigt habe. Aber gut, ich werde mich um einen passenden Stein kümmern. Allerdings werde ich dafür eine Weile brauchen und eine Werkstatt außerhalb der Stadt aufbauen müssen, um mehr Freiraum und Ruhe für solch eine delikate und ehrenvolle Aufgabe zu haben.“
    „Schnellstmöglich“, entgegnete der Soldat gelangweilt. „Gehabt Euch wohl, Mungu.“
    Die drei Soldaten wandten sich ohne viel Federlesens um und verließen die Stube ebenso plötzlich, wie sie auf den Plan getreten waren.

    Wulf starrte immer noch wie erstarrt auf die Wand, als sie bereits wieder allein waren.
    „Danke, dass du geschwiegen hast“, sagte Rudra. „Ich werde dir sagen, was ich jetzt mache. Ich bleibe genau hier sitzen und werde dir erklären, wie es zu alldem hier kam. Und dann, sobald Johanna von ihrem Ausflug zur Bäckerei zurückkehrt, werden wir unsere Sachen packen und uns eine Bleibe vor den Mauern der Stadt suchen, so wie ich es den Soldaten gerade gesagt habe. Damit bist du nicht mehr in Gefahr, als Verräter und Konspirateur zu gelten, und du kannst dir meines Dankes gewiss sein. Denn auch wenn dir das seltsam erscheinen mag: ich möchte diesen Auftrag der Prinzessin tatsächlich umsetzen. Das geht jedoch nur, wenn du meine Identität nicht verrätst.“
    Der Steinmetz blinzelte und sah ihn völlig entrückt an.
    „Also, wirst du mir zuhören, wenn ich mich dir erkläre? Ich bin immer noch derselbe Künstler, dessen Werk du so bewundert hast – bedenke das bitte.“
    Wulf atmete tief durch. Einmal. Zweimal. Dann entließ er ein gedehntes Seufzen aus seiner Kehle.
    „Na gut.“ Die Worte stolperten kratzig aus seinem Mund.
    Rudra nickte langsam. Dank dem Schöpfer, es bestand Hoffnung darauf, diese Geschichte ohne Blutvergießen beenden zu können. „Danke. Also, lass mich erklären…“

  17. Beiträge anzeigen #17 Zitieren
    Krieger Avatar von Aaras
    Registriert seit
    Mar 2007
    Beiträge
    477
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Aaras ist offline

    Haus der Magier, Küche

    Gedankenversunken betrachtete Aaras das hörbar blubbernde Wasser, dass über dem leise knisternden Feuer des Küchenofens brodelte. Die Zeit war reif es von der sengenden Hitze zu erlösen und so nahm er den Kessel schließlich vom Haken und stellte ihn auf eine Steinplatte daneben.
    „Der Ofen ist frei.“, meinte der Rotschopf dann zu einem jüngeren Adepten, der darauf gewartet hatte die Kochstelle nutzen zu dürfen. Dieser nickte dankend und machte sich daran einen Eintopf für sich und einige weitere Bewohner des Hauses aufzusetzen. Aaras hingegen nahm ein Säckchen mit Kräutern und hing es in den noch siedenden Kessel.
    Eigentlich hatte der Gelehrte am Morgen vorgehabt nur einige wenige Käuter für sich selbst im Garten zu pflücken, doch dann hatte er Aniron getroffen. Die Priesterin hatte ihn bei diesem zufälligen Treffen gebeten heute im Kräutergarten zu erscheinen. Die Zahl der Wissbegierigen hatte eine Höhe erreicht, die sie nur schwer allein unterrichten konnte und Aaras Hilfe käme ihr hierbei sehr Recht! Der Adept hatte nicht lange überlegen müssen und sogleich eingewilligt. Die Grundlagen der Magie verstand er sehr gut, hatte sich hier oft ausgetestet und viel belesen. Zwar sah er sich nicht als Lehrer, doch an der Seite der Priesterin wollte er sich gern versuchen und sein Wissen teilen. Aus diesem Grund hatte der Rotschopf dann gleich ein ganzes Bündel an Kräuterblättern gepflückt, um für die kleine Schar etwas Tee zu kochen.

    Nach einiger Zeit nahm Aaras das Käutersäckchen wieder aus dem zur Ruhe gekommenen, aber immer noch heiß dampfenden Wasser und füllte sich zwei große Kannen mit frischem Tee ab. Noch immer war eine stattliche Menge im Kessel.
    „Der Rest ist für euch und wer auch immer etwas trinken möchte!“, meinte der Rotschopf freundlich zum eintopfkochenden Adepten. Dann stellte er fünf Tassen, die zwei Kannen und eine Schale mit Gebäck auf ein Tablett und begab sich die Küche zu verlassen. Die Zeit war reif sich in den Kräutergarten zu begeben! Hier hatten sich die drei Wissenssucher, Aniron und er für ein paar tiefrgründige Gespräche verabredet.

  18. Beiträge anzeigen #18 Zitieren
    Abenteurerin Avatar von Johanna
    Registriert seit
    Sep 2023
    Ort
    Stewark
    Beiträge
    92
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Johanna ist offline

    Haus des Steinmetzes

    Als Johanna mit der Fleischpastete aus Friedas Bäckerei in Händen die Stube des Steinmetzes betrat, bemerkte sie sofort, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Wulfs angespannte Haltung und harter Blick war ihr bereits das erste Warnzeichen gewesen, doch als sie Rudras förmliche, wartende Haltung sah, als hätte er nur ihre Wiederkehr abgesessen, war ihr klar, dass etwas von Tragweite geschehen war, das sie beide zum Handeln zwang.
    „Ist es das, was ich denke?“, sagte sie ohne Gruß an Rudra gewandt. Er nickte.
    „Er weiß es“, antwortete ihr Freund.
    „Und ich will, dass ihr noch heute mein Haus verlasst“, sagte Wulf, dessen Stimme nicht mehr als ein gebrochenes Kratzen war.
    Johanna nickte knapp.
    „Ich verstehe das. Wir bringen dich in Gefahr, weil du uns Unterschlupf bietest. Es tut mir aufrichtig leid, dass wir dich so anlügen mussten.“
    „Ein verfluchter Ork!“, polterte Wulf plötzlich los. Was er gegenüber Rudra noch zurückgehalten zu haben schien, brach nun hervor. „Hast du völlig den Verstand verloren, Mädel?“
    Johanna atmete tief durch. Sie brachte die Pastete zum Tisch hinüber und stellte sie vorsichtig ab. Dann wandte sie sich Wulf erneut zu.
    „Der verfluchte Ork ist verdammt nochmal die beste Person in dieser ganzen Stadt! Du hast ihn doch kennengelernt und ihm wochenlang bei seiner Arbeit zugesehen! Denkst du etwa, all das sei nicht echt gewesen?“
    Der Steinmetz schüttelte wild den Kopf. „Ich weiß nicht, was ich noch glauben soll.“
    „Dann glaube eben an nichts mehr. Aber lass dich nicht von deinen Vorurteilen leiten! Nur weil er spitze Zähne hat und größer ist als die meisten von uns, ist er nicht schlechter als du oder ich.“
    Wulf biss die Zähne aufeinander. Er sah sie voller Härte an.
    „Und deshalb habe ich die Wache noch nicht gerufen. Aber ich werde euch nicht eine Nacht länger in meinem Haus dulden!“
    Mit einem tiefen Seufzer entfuhr all die Anspannung aus ihrem Körper. Kopfschüttelnd nahm sie an dem Tisch Platz, auf dem sie die Pastete abgestellt hatte.
    „Darf ich wenigstens noch frühstücken, bevor wir unsere Sachen packen?“

    Eine halbe Stunde später standen Rudra und Johanna auf der Straße des Nordviertels, mit all ihrer überschaubaren Habe in den Händen.
    „Was nun?“, fragte sie das Offensichtliche und kannte die Antwort doch bereits.
    „Wir kehren vorübergehend in der Klippenschänke ein, bis wir herausgefunden haben, wo wir dauerhaft unterkommen können. Mit etwas weniger Gefahr, enttarnt zu werden.“
    Während er die immer noch gut gefüllten Säcke mit Vicktars gestohlenen Goldreserven schulterte und bereits los stapfte, sah Johanna voller Wehmut die Straße des Nordviertels entlang und fragte sich, ob es nicht doch eine Möglichkeit gäbe, hier zu bleiben. Allein, sie kannte die Antwort. Hier konnten sie nicht bleiben. Sie hatten Glück gehabt, dass die Lage in Wulfs Haus nicht eskaliert war. Hier zu bleiben, bedeutete, um eine Wiederholung all dessen zu betteln.
    Johanna raffte den Rest ihrer Habe und beeilte sich, zu Rudra aufzuschließen.
    „Es tut mir leid, dass ich dich mit meinem Wunsch so in Gefahr gebracht habe, hier zu leben“, sagte sie. „Ich wollte so gern wieder unter Menschen sein, dass mir jedes Argument recht war, um dich davon zu überzeugen, hier einen Versuch zu starten.“
    „Es ist nicht deine Schuld, dass die meisten Menschen nur den Ork sehen und nichts anderes“, entgegnete Rudra. „Am Ende treffe ich meine eigenen Entscheidungen – und wenn die so aussehen, dass ich deine Vorschläge unterstütze, dann ist das mein eigener Entschluss. Kein Grund, sich zu entschuldigen.“
    Johanna sah zu Boden und lief schweigend weiter. Natürlich sagte er so etwas, um ihr schlechtes Gewissen zu besänftigen. Doch sie wussten beide, dass er sich ohne ihr Zutun nie derart in Gefahr gebracht hätte. Und sie wusste nicht, ob sie tatsächlich noch einmal etwas derartig Dummes von ihm verlangen konnte

    Ein Tropfen fiel auf Johannas Nase. Es begann zu nieseln.

  19. Beiträge anzeigen #19 Zitieren
    Abenteurer Avatar von Kisha
    Registriert seit
    Jul 2023
    Ort
    Torgaan
    Beiträge
    86
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Kisha ist offline

    Haus der Magier

    Kisha schlug die Augen auf und fühlte sich augenblicklich voller Kraft und Zuversicht.
    "Habari za asubuhi uzuri!", rief sie ihrer neuen Kameradin strahlend entgegen und sprang aus dem Bett.
    "Ist das nicht schön? Kann mich nicht erinnern, wann ich so gut geschlafen hab!"
    Kisha dachte einen Moment lang zurück, dann zuckte sie die Schultern. Seit sie auf dieser Insel angekommen war, vermutlich noch nicht. Wenn man bedachte, dass sie entweder in Mama Hooquas Massenunterkunft, improvisierten Nachtlagern auf Reisen oder auf einem Kerkerboden geschlafen hatte, lag dieser Schluss allerdings auch nicht allzu fern.
    "Zeit, ein wenig Neues zu lernen, eh?"
    Sie sah Mera an und grinste. Sie mochte ihre Mitbewohnerin irgendwie, obwohl diese scheu wie ein Blatthuhn war und es bisher vermieden hatte, sich ihr zu öffnen. Früher oder später würde Kisha auch diese Nuss schon knacken - und so schnell rannte Mera ihr schon nicht weg. Zwar gab es vier Betten in ihrer Novizenkammer, aber ein Bett war noch unbelegt und die Bewohnerin des anderen Bettes hatten sie noch nicht kennengelernt. So blieben also nur Mera und sie.

    Kisha konnte es kaum erwarten, in diesen neuen Tag zu starten. Nachdem sie am Vortag so von ihrer Erkenntnis erschüttert wurde, dass ihre lebenslange Flucht vor dem Flüstern der Geister vollkommen zwecklos gewesen war, richtete sie nun ihren Blick nach vorn. Sie würde also nicht vor dem Flüstern davonlaufen können - aber mit der Hilfe von Aaras und Aniron würde sie vielleicht genügend Kontrolle darüber erlangen, um alledem nicht mehr ungeschützt ausgesetzt zu sein.
    Die Priesterin und der rothaarige Adept hatten Mera und sie am Vorabend eingeladen, sie zur Frühstückszeit im Garten zu treffen, gleich nachdem Mera und Kisha von der Adeptenvorsteherin mit Kleidung und einer Bleibe ausgestattet worden waren. Angeblich sollte wohl noch ein weiterer Novize zu ihnen stoßen. Ob solche Lerngruppen hier wohl üblich waren? Aus ihrer Heimat kannte sie nur die direkte Unterweisung der Sikyo ya Roho an ihre Schülerin, auch wenn sie selbst sich stets vor allem gedrückt hatte, das mehr als nur Riten und Gebräuche beinhaltete. Ob Mama Nwate ihr sonst ebenfalls bereits beigebracht hätte, das Flüstern zu kontrollieren, zu verstehen und selbst zu den Ahnen zu sprechen? Kisha schüttelte den Gedanken ab. Wer wusste schon, was gewesen wäre? Es gab nur ein Hier und Jetzt, und darin lernte sie ihre Lektionen weit weg von Mama Nwate.

    Sie schritt langsam auf den Ausgang der Novizenkammer zu und nestelte an ihrer neuen Kleidung, die zwar genau wie ihre alte ein ärmelloses Oberteil beinhaltete, jedoch in sattem Blau gehalten war.
    "Oh Jamani, das ist nicht ganz meine Farbe", murmelte sie mit auf die Brust gedrücktem Kinn und hielt ihren Arm vor den strahlend blauen Stoff.
    "Hakuna jambo. Dann kann ich die anderen wenigstens endlich mal richtig waschen. Komm, lass uns zum Garten gehen!"
    Kisha preschte voran und bahnte sich ihren Weg durch das Haus der Magier. Irgendwo hinter sich meinte sie, die ihr folgende Mera auszumachen, doch sie wandte sich nicht um, um nachzusehen, sondern hielt geradewegs auf den Garten zu. Als sie an der Tür nach draußen angelangte, erblickte Kisha den roten Schopf von Aaras, der ein Tablett mit dampfenden Getränken und etwas Essbarem vor sich her trug.
    "Habari, Mzuri!", rief sie ihm entgegen. "Kann ich dir helfen? Du musst doch nicht so schwer schleppen, eh?"
    Und vielleicht hatte sie auch ein klein wenig Hunger, aber was tat das schon zur Sache?
    "Frühstücken wir erst, bevor Mama Ani und du uns etwas beibringt? Mera und ich sind bereit, zu lernen!", sprach sie einfach für ihre Mitschülerin gleich mit.
    Noch hatte sie Aniron nicht erblickt, aber sie freute sich bereits auf die Lektionen bei der Priesterin des Wassers, deren fürsorgliche Art sie ganz an die Mütter in ihrem Dorf erinnerte. Ob Kisha selbst heute wohl auch so wäre wie sie, wenn Philile über all die Jahre an ihrer Seite gewesen wäre? Wer konnte das schon sagen?

  20. Beiträge anzeigen #20 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Na-Cron
    Registriert seit
    Jul 2023
    Beiträge
    192
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Na-Cron ist offline
    leicht aufgeregt und nervös machte sich Na-Cron auf den Weg zum Kräutergarten. Von seiner Novizenkammer, welche er sich mit einigen anderen teilte, war es nicht so weit dahin. Leider lag diese Kammer doch etwas weiter entfernt von der Bibliothek, als dem Novizen lieb war. Aber natürlich sprach nichts gegen ein wenig Bewegung. Einer seiner Zimmergenossen hatte sogar mal was von Gesundem Geist in gesundem Körper gemurmelt, nachdem er völlig verschwitzt von einem Auftrag eines Wassermagiers zurück gekommen war. Das war sicherlich eine recht passable Einstellung, jedoch hätte Na-Cron es trotzdem vorgezogen, näher an der Bibliothek zu schlafen. Lange Wege konnten unglaublich viel Zeit kosten.
    Nun war es also so weit, er würde endlich mehr über die Magie an sich erfahren. Wie das wohl sein würde? Wäre es wie ein neuer Sinn, der sich in ihm erkennbar machen könnte? Aniron hatte ja gesagt, dass Magie überall um sie herum zu finden sein wäre. War sie damit also in der Luft selbst? Aber wie käme sie dann in die Tiefen von Stein und Erde? Und außerdem würde es dann ja gleichzeitig bedeuten, dass jeder Mensch Magie atmen würde. Und ob das so gesund war?
    Es brachte einfach nichts, sich jetzt schon Gedanken darüber zu machen, musste der Novize feststellen. Er wusste einfach nicht genug darüber und anstatt sich in irgendwelchen Hirngespinsten oder Spielereien zu verstricken würde Na-Cron einfach offen allem entgegen sehen, was auf ihn zukam.

    Im Kräutergarten angekommen, stockte Na-Cron für einen Moment in seinem Schritt, bevor er langsam, fast zögerlich weiter ging. Anscheinend waren mehrere Personen heute hier als normalerweise. Dort kamen zum Beispiel ein Adept mit zwei Novizinnen, wenn er es richtig erkannte. Den Adepten hatte der Bergmann sogar schon einmal gesehen! Diese feuerroten Haare waren definitiv mehr als auffällig, auch wenn das nicht der Punkt war, weswegen Na-Cron ihn im Gedächtnis behalten hatte. Es war seine Aussage gewesen, dass er unbedingt mal wieder Gras anfassen müsste. Auch wenn es nur im Nebensatz gemurmelt worden war, Na-Cron hatte es gehört und dem Kerl verwirrt hinterher geblickt. Und anscheinend hatte er ein Tablett dabei, welches ihm gerade eine der Novizinnen versuchte abzunehmen. Und war das dahinter nicht Mera, die Frau, welche ihm Aniron vorgestellt hatte? Damals in der Küche? Zusammen mit der anderen Wassermagierin?
    Anscheinend war sie auch ein Teil dieser Gemeinschaft geworden.
    Waren dieses Trio aus den selben Gründen hier, oder hatten sie sich aus eigenem Antrieb hier getroffen? Den Tassen auf dem Tablett nach zu schließen erwarteten sie noch mindestens zwei Personen. Zögerlich trat der Bergmann etwas näher. Mit seiner großen, stämmigen Gestalt musste es für andere fast schon komisch wirken wie er sich näherte.
    "Grüße." sprach er vorsichtig. "Wurdet ihr auch von Aniron hergeben?"

Seite 1 von 8 12345 ... Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide