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    Grünauge  Avatar von Sinistro
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    Zweiter Stock des dunklen Kastells
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    Dunkelheit umhüllte den Hohepriester, der sich das Kinn kratzte und überlegte, welchen Stand die Sonne wohl habe. Er fühlte sich, als wäre der Kastellwein durch irgendeine billige Abart von Wein vom Rande des Klosterhanges neben dem Abort ersetzt worden und als wäre sein Kopf das Innere eines Glockenturms. Es trommelte also von innen gegen die Schläfen des Schwarzmagiers und er versuchte sich daran zu erinnern, wo er überhaupt war.

    Es dämmerte ihm, wie er zwei junge Frauen vor einer Horde Goblins verteidigen wollte und wie er…
    Ja, wie er in die Tiefe gerissen und von der Tiefe verschlungen wurde. Und wie er tief unterhalb des Refektoriums auf den Boden aufschlug, der ihn wider Erwarten nicht in tausend Teile zerbersten ließ, sondern ihn auffing wie ein zu weiches Bett. Doch auch seinen Widersacher hatte der Boden dermaßen aufgefangen und so hatten die Beiden Stunden, vielleicht auch Tage oder sogar Wochen noch gegeneinander gekämpft. Wobei man auch gar nicht mehr von einem Kampf sprechen konnte. Jeder der Kontrahenten erzielte einen Treffer, den der jeweils andere parierte oder einstecken musste, doch die Kraft, nun seinerseits den entscheidenden Schlag zu landen, um endgültig den Sieg zu erringen, hatte keiner der Zwei.

    Und so kam es, wie es kommen musste: Die beiden Kontrahenten starrten sich irgendwann einfach nur noch an und brachen beide gleichzeitig in schallendes Gelächter aus. Sie legten die Arme umeinander und gingen Arm in Arm fort vom Ort ihrer epischen Schlacht.
    Sicher, es gestaltete sich für den Hohepriester nicht einfach, sich mit dem großen und muskulösen Goblin namens Arnold zu verständigen, doch beide gaben sich größte Mühe, aufeinander einzugehen und den jeweils anderen zu verstehen. Und zumindest die Voraussetzung, dass sie Nahrung und Flüssigkeit benötigten, waren nun einmal unumstößliche Fakten.

    Und genau genommen hatten sie auch keine andere Chance, wieder an die Oberfläche oder zumindest in die Nähe dessen zu gelangen, was Sinistros Lehrlinge gemeinhin als Mondkastell bezeichnet hatten.
    Der Hohepriester und der Muskelgoblin gaben jedenfalls ein sehr seltsames, aber schlagkräftiges Gespann ab, das sich wieder und wieder kleineren und größeren Herausforderungen stellen musste. Und sie schafften es im Laufe der Zeit, sogar so Etwas wie Kommunikation zu betreiben. Arnold war für einen Goblin sogar außerordentlich gesprächig und erklärte dem staunenden Hohepriester, wie man es unter Goblins zu Macht schaffte und dass er einer von fünf Goblinfrüchten sei, die ihrerseits um die Herrschaft über alle Goblinvölker stritten. Der Grünäugige war sich sicher, Arnold meinte Goblinfürst…
    Er jedenfalls hatte sich Meraton nur zum Schein angeschlossen, um seinem größten Widersacher nahe zu sein und um diesen mit Hilfe mächtiger Artefakte stürzen zu können. Eigentlich hatte er diese Artefakte auch schon beisammen, doch dann…

    Es war eine lange, eine verworrene, eine unerzählbare Geschichte, an die sich der Schwarzmagier nun mit seinem Kopfschmerz erinnerte und die seinen Blick wandern ließen, wo sein ungleicher Partner doch nur abgeblieben wäre. Doch Arnold war verschwunden und die Kopfschmerzen des Hohepriesters wurden erneut stärker. Und wo er überhaupt war, hatte er auch noch nicht herausgefunden.

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    Ranger Avatar von Arzu
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    Arzu hatte sich in der Wanne aufgesetzt und der Geschichte ihrer Begleiterin aufmerksam zugehört. Es war Horror, es war Drama, und jeder weitere Satz führte in noch tiefere Abgründe. Nur einen positiven Wendepunkt gab es; die Ankunft im Kastell. Der Kontrast zwischen den beiden Schwarzmagierinnen konnte nicht schärfer sein. Umso mehr fühlte sich Arzu jetzt für das dürre Mädchen wie für eine kleine Schwester verantwortlich.
    Als Thara schließlich ihre Erzählung beendet hatte, war der Varanterin fast so als sei ihrer Begleiterin ein viel zu enges Korsett abgenommen worden oder zumindest ein wenig aufgeschnürt. Mit Sicherheit hatte sie sich nur wenigen auf diese Art und Weise anvertraut. Wie es wäre, diese Erfahrungen jeden Tag mit sich zu schleppen, konnte Arzu nur erahnen.
    Die Varanterin bewegte sich auf ihre Knie und umarmte Thara innig.
    »Dir wird keiner mehr etwas antun!«, sagte Arzu und blickte ihrer Zirkelschwester fest ins Auge. »Der nächste, der das versucht, wird in einen Zombie verwandelt und wird für alle Ewigkeit den Dreck von deinen Stiefeln ablecken! Wenn du welche hast. Wir müssen wirklich bald nach Stewark. Ich kenne dort ein paar sehr nette Leute.«
    Schließlich erhob sich Arzu und stieg aus der Wanne aus.
    »Nimm dir Zeit.«, sagte sie und griff nach einem passenderweise bereitliegenden Trockentuch. »Besonders deine Haare musst du gründlich waschen. Sonst kriegst du das Zeug niemals raus.«
    Nachdem sie ihr eigenes Haar abgetrocknet hatte, legte sich Arzu das Tuch um den Körper.
    »Ich werde mich ein wenig nebenan auf das Bett legen. Komm rüber, wenn du fertig bist, ja?«

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    Provinzheld Avatar von Thara
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    Die Tür schloss sich hinter Arzu, und Thara blieb allein im Badezuber zurück. Sie fühlte sich befreit, erleichtert. Das Leid ihrer Vergangenheit, die Erinnerungen, die sie heraufbeschworen hatte, während sie Arzu davon erzählte – all das schien auf einmal fern und unbedeutend. Es fühlte sich gut an, diese Last erstmals mit jemandem teilen zu können. Mit jemandem, der ihr zuhörte und Mitgefühl zeigte.
    Vieles war noch ungesagt, sie war nicht zu sehr ins Detail gegangen, und auch darüber, wie ihr Vater und später der Fischhändler ihren Tod gefunden hatten, hatte sie sich ausgeschwiegen… obwohl sie sich sicher war, dass Arzu dafür Verständnis gezeigt hätte. Aber sie hatte sich etwas erleichtern können, und Rest, das waren Geschichten für ein anderes Mal.

    Thara lehnte sich zurück, tauchte ein wenig tiefer ins warme Wasser und schloss die Augen. Dachte wieder an Arzu, an die Umarmung. Normalerweise hasste sie es, auch nur berührt zu werden, und wenn irgendjemand anders versucht hätte, sie zu umarmen und festzuhalten, sei es auch mit noch so guten Absichten, dann hätte sie das mindestens an den Rand einer Panikattacke gebracht. Aber Arzu war anders… In ihren Armen fühlte sie sich geborgen. Die Selbstsicherheit der Varanterin gab auch ihr ein Stück Sicherheit.
    Und natürlich nicht nur das… Thara spürte noch immer das Gefühl von Arzus Haut auf der ihren, ihre weichen Brüste, als Arzu sie an sich gedrückt hatte, und den Atem der Varanterin in ihrem Nacken. Sie hatte den Duft ihrer Haut und ihres Haars in der Nase und fühlte den Rhythmus ihres kräftigen Herzschlags. Thara konnte kaum noch an etwas anderes denken, und sie wollte es auch gar nicht. Eine kaum bekannte Hitze machte sich in ihrem Unterleib breit, während sie das gerade Erlebte wieder und wieder vor ihrem geistigen Auge ablaufen ließ. Es war ungewohnt, verwirrend, aber auch schön, so schön… Ihr Herzschlag beschleunigte sich und sie atmete flach zwischen ihren leicht geöffneten Lippen hindurch, und zögerlich schob sie eine Hand zwischen ihre Beine.

    ~~

    Noch leicht zitternd, hatte Thara die Arme um ihre Knie geschlungen und starrte auf die Wasseroberfläche. Was tue ich hier eigentlich? Diese Gefühle, die Arzu in ihr hervorrief – hatte etwa ihr Vater für sie dasselbe empfunden, wenn er…? Nein, niemals! Er war nur darauf aus gewesen, sie zu erniedrigen, sich seiner Gewalt und seiner Herrschaft über sie zu vergewissern, während er seine niedersten Triebe auslebte. Was sie gegenüber Arzu empfand, war etwas völlig anderes. Aber was? War das, was sie fühlte, nicht etwas, das zwischen… zwischen einer Frau und einem Mann sein sollte?
    Was ist nur falsch mit mir?
    Plötzlich fühlte sie sich schmutzig, verwirrt, beschämt. Warum hatte sie das gerade getan? War das richtig? War es falsch? War das normal, oder war sie … war sie ein perverses Monster? Was würde Arzu von ihr denken, wenn sie davon erfahren sollte?
    Frustriert legte Thara die Stirn auf ihre Knie und seufzte leise. Sie hatte Fragen über Fragen, aber keine Antworten, und niemanden, dem sie sie stellen konnte. Nicht einmal Arzu…

    Sie ließ sich Zeit, wusch sich gründlich die Haare – nicht nur, weil Arzu es gesagt hatte, sondern auch, weil sie nachdenken musste. Nicht, dass sie zu einem Ergebnis gekommen wäre. Ihre Gefühle für Arzu irritierten und verunsicherten sie, aber zugleich konnte sie sich nicht erinnern, in ihrem bisherigen Leben jemals etwas so schönes erlebt zu haben. Konnte es denn wirklich falsch sein, dass sie so empfand?
    Als Thara schließlich aus dem Zuber stieg, war das Wasser nur noch lauwarm, hatte dafür aber eine trübe Färbung angenommen, während ihre Haut ganz verschrumpelt war. Das Bad hatte gutgetan und sie fühlte sich, als hätte sie mit dem Schmutz und dem Gestank nun auch die furchtbaren Erlebnisse in den Katakomben zumindest ein Stück weit hinter sich gelassen. Sie trocknete sich ab, wickelte sich in das weiche Handtuch (zwei Handtücher hatten bereitgelegen, stellte sie nebenher fest, ganz als hätte man Arzu und sie erwartet…) und ging zur Tür. Nachdem sie noch einmal tief durchgeatmet hatte, drückte sie die Klinke herunter.

    Im Schlafzimmer war es dunkler, als Thara in Erinnerung hatte, und sie stellte fest, dass etwa die Hälfte der Kerzen nicht mehr brannten. Arzu lag im Bett und blinzelte, ihr noch feuchtes Haar glänzte im Feuerschein.
    „Da bist du ja!“, stellte sie fest. Ihre Aussprache klang ein wenig verwaschen, als hätte sie schon geschlafen.
    „T-tut mir leid, ich w-w-wollte dich nicht wecken!“, entschuldigte sich Thara, aber Arzu lachte nur ihr helles, wunderschönes Lachen.
    „Hatte ich nicht gesagt, du sollst dich nicht andauernd entschuldigen?“
    Thara nickte, eine leichte Röte stieg ihr ins Gesicht. Arzu lächelte und schlug die Decke auf der freien Seite des Bettes zurück.
    „Komm schlafen. Das Bett ist so bequem, das wirst du kaum glauben!“
    Thara zögerte einen Augenblick, aber schließlich ließ sie das Handtuch zu Boden gleiten und kroch unter die Decke. Die Matratze war unglaublich weich und die samtenen Bettbezüge fühlten sich wunderbar auf ihrer Haut an. Sie hätte nie im Leben geglaubt, dass Betten wie dieses überhaupt existieren konnten, geschweige denn, dass sie jemals in einem schlafen würde!
    „D-das … das ist…“, stotterte sie, fand aber keine Worte und strich einfach nur mit der Hand über die Decke, während sie Arzu mit großen Augen ansah. Die Varanterin lächelte amüsiert, ein Lächeln, das ihre dunklen Augen strahlen ließ, so dass Thara das Gefühl hatte, sich in ihnen zu verlieren. Schon wieder überkam sie dieses Verlangen, und sie wollte nichts lieber, als Arzu nah zu sein. Sie wollte zu ihr herüberrutschen und sich an sie kuscheln, in ihren Armen liegen und ihre Wärme zu spüren…
    Aber sie traute sich nicht. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie Arzu reagieren würde. Was, wenn sie eben doch … wenn einfach etwas mit ihr falsch war?
    Sie seufzte leise, drehte sich auf den Rücken und schloss die Augen. Sofort spürte sie, wie die bleierne Müdigkeit sie übermannte. Unter der Decke suchte sie noch mit ihrer Hand nach der von Arzu, aber kaum, dass sich ihre Finger berührten, versank Thara schon in einen tiefen, traumlosen Schlaf, geboren aus völliger Erschöpfung.

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    Ranger Avatar von Arzu
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    Verschlafen schlug Arzu die Augen auf. Sie wusste nicht, wie lange sie im Bett gelegen hatte. Nur dass es dringend notwendig gewesen war. Das letzte Mal musste tatsächlich im anderen Kastell gewesen sein. Wie lange lag das zurück? Konnte man überhaupt so lange ohne Schlaf auskommen? Arzu entschied sich, dass das viel zu viele Fragen an einem Morgen wären.
    Als sie ihren Kopf zur Seite neigte, entdeckte sie Thara. Ihre Begleiterin lag zu einer Kugel gekringelt neben ihr. So wenig Platz nahm sie ein, dass sie in eine kleine Truhe gepasst hätte. Nachdem sie sich Arzu anvertraut hatte, konnte die Varanterin auch nachvollziehen, weshalb das so war. Eine wirklich traurige Geschichte. Deshalb entschied sich Arzu auch dazu, Thara nicht zu wecken. Sie hatte sich die Ruhe verdient. Was sie selbst anging, zog die Schwarzmagierin die Decke hoch bis zum Hals, drehte das Kissen auf die kühle Seite und machte wieder die Augen zu. Schlafen konnte sie zwar nicht mehr, dafür drängten sich zu viele Fragen auf. Zumindest die Wärme des Bettes wollte sie trotzdem noch eine Weile genießen.
    Es wurde eine lange Weile, in der Arzu immer wieder in und aus dem Halbschlaf tauchte. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus, zog vorsichtig die Bettdecke beiseite und stand auf. Thara schlief noch immer. Auch jetzt sah Arzu keinen Grund, sie zu wecken. Deshalb ging sie zum Bad, um sich aufzufrischen. Zu ihrem Erstaunen hatte sich die Wanne mit neuem Wasser gefüllt. Eine glückliche Fügung, die Arzu sogleich ausnutzte. Natürlich wuchs ein gewisser Argwohn in ihr heran. Der Rest des Mondkastells war alles andere als gastfreundlich. Dieser Raum allerdings schien das genaue Gegenteil zu sein.
    Arzu zog ihre Unterwäsche aus und stieg in das heiße Nass. Woran es wohl liegen mochte, dass dieser Raum so viel anders war, dachte sich die Schwarzmagierin. Sorgsam wusch sich Arzu das lange Haar, während sie grübelte. Zu ihrem Leidwesen verfingen sich viele lose Haare zwischen ihren Fingern. Grundsätzlich nichts ungewöhnliches, denn ihr Haar war dicht und wuchs schnell. Es war allerdings mehr als sonst. Sie vermutete, dass das mangelnde Kämmen daran Schuld trug. Das und die erlesenen Mittel zur Körperpflege, die ihr nun fehlten.
    Nach dem Bad suchte Arzu nach ihrem Kleid. Sie fand es zerknittert auf dem Boden neben dem Bett. Es sah alles andere als brauchbar aus, als die Schwarzmagierin es hoch gegen das Licht hielt. Normalerweise würde sie es wegschmeißen. Allerdings hatte sie keine andere Kleidung und in Unterwäsche würde sie gewiss nicht durch das Kastell laufen. Widerstrebend zog sich Arzu das zerfetzte Kleid an, sah noch einmal nach Thara und ging dann in den Eingangsbereich.
    Auf einer gestreiften Couch ließ sich die Varanterin nieder und legte die Füße hoch. Wenn Thara endlich wach wäre, sollten sie zum Refektorium. Obwohl sich Arzu nicht hungrig fühlte, müssten sie bald etwas essen. Ganz besonders das dürre Mädchen. Dann fiel ihr allerdings ein, dass Vabun ihnen aufgetragen hatte in diesem Raum auf ihn zu warten. Den Unversteinerten noch einmal zu suchen, stand Arzu nicht im Sinn. Das letzte Mal hatte ihr gereicht. Wenn er aber nicht zeitnah käme, blieb ihnen keine andere Wahl, als ohne ihn aufzubrechen.
    Als sie an Vabun dachte, erinnerte sich Arzu an den Zauberspruch, den er in den Gängen der Katakomben benutzt hatte, um sie zu finden. So ein magisches Auge hatte zweifellos viele praktische Anwendungen. Ob nur Vabun ihn beschwören konnte? Ohne eine Anleitung wusste Arzu nicht, wo sie überhaupt dabei beginnen sollte. Obwohl das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Sie hatte schließlich auch den Schattenfresser durch etwas Ausprobieren entdeckt. Etwas mehr herumexperimentieren konnte nicht schaden, solange Thara noch schlief. Arzu hob ihre rechte Hand vor sich und beschwor die Schattenflamme. Der einzige Zauber, den sie wirklich gut beherrschte. Er müsste als Ausgangspunkt dienen. Irgendwie.

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    Provinzheld Avatar von Thara
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    Thara ist offline
    Thara hätte nicht sagen können, wann sie zum letzten Mal so gut geschlafen hatte, oder ob sie überhaupt schon jemals so gut geschlafen hatte! Normalerweise erwachte sie bei den leisesten Geräuschen – vorausgesetzt, dass nicht ihre sich unentwegt im Kreis drehenden Gedanken oder die unentrinnbaren Albträume sie wachhielten. Aber heute Nacht hatte sie einfach geschlafen wie ein Stein. Kein ewiges Gegrübel, keine Träume – nur tiefer, erholsamer Schlaf.
    Sicher, nach ihrer unfreiwilligen Horrorodyssee durch die tiefen Katakomben des Mondkastells war sie zu Tode erschöpft gewesen, aber es war mehr als nur die bloße Erschöpfung, oder das unglaublich weiche, bequeme Bett: Sie hatte sich auch einfach sicher gefühlt, weil Arzu neben ihr…
    Sie tastete zögerlich nach der Varanterin, aber ihre Finger glitten nur über den Stoff der Matratze. Erschrocken riss Thara die Augen auf: „Arzu?“
    „Ja?“
    Thara drehte sich um und hob den Kopf. Arzu saß auf dem Sofa und warf ihr einen fragenden Blick zu. Über der Handfläche der Varanterin schwebte eine Schattenflamme.
    „Äh … i-ich meine … g-guten Morgen!“, stammelte Thara peinlich berührt.
    „Morgen?“ Arzu lachte. „Es ist mindestens Mittag! Oder schon Abend? Wer weiß, schwer zu sagen, das Licht hier ist ja so anders. Du hast auf jeden Fall ziemlich lange geschlafen, aber ich wollte dich auch nicht wecken.“
    „Oh … äh, d-danke …“ Thara lächelte schüchtern. „Ich hoffe … a-also … d-du hast a-a-auch gut geschlafen?“
    „Ja, hab ich – endlich mal wieder ein richtiges Bett!“, sagte Arzu belustigt, „Übrigens, das Badewasser ist wieder frisch! Ich war schon drin – geht doch nichts über ein Bad am Morgen, und nachdem wir ohnehin auf Vabun warten müssen, können wir es uns ja auch gutgehen lassen, oder?“
    Thara nickte und rieb sich die Augen. Frisches Badewasser? Diese Wohnung war wirklich sonderbar und sie konnte nicht umhin, sich einmal mehr zu fragen, wo der Haken war! Sie verdrängte den Gedanken jedoch, was ihr erstaunlich leichtfiel. Vielleicht hatte sie einfach mal Glück, war das denn so schwer zu glauben?

    Aufzustehen gestaltete sich hingegen unerwartet schwierig. Nicht, weil Thara noch müde gewesen wäre – sie fühlte sich so wach und erholt wie schon lange nicht mehr –, sondern weil ihr einfach alles wehtat. Nicht nur die zahllosen Kratzer und Abschürfungen, die sie davongetragen hatte, sondern jeder einzelne Muskel in ihrem Körper schien sich am liebsten zu einem steinharten Klumpen zusammenziehen zu wollen und ließ sich nur unter schmerzhaftem Protest davon überzeugen, seine Arbeit zu verrichten. Ihre Bewegungen waren entsprechend ungelenk, als sie ihr Handtuch vom Boden sammelte und in Richtung des Badezimmers tapste.
    In der Tür blieb Thara noch einmal stehen. Insgeheim hoffte sie, dass Arzu mit ihr in den Badezuber steigen würde, aber die Varanterin starrte nur angestrengt auf die Schattenflamme in ihrer Hand.
    Thara neigte ein wenig den Kopf zur Seite: „W-w-was m-machst du da?“
    „Dieser Zauber, den Vabun im Labyrinth gewirkt hat, dieses fliegende Auge – ich will wissen, wie das geht!“
    „Mit … d-der Schattenflamme?“
    Arzu zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, wo ich sonst anfangen sollte.“
    „Hm …“ Thara wartete noch einen Moment länger, aber Arzu machte keinerlei Anstalten, ihr ins Bad zu folgen. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem Zauber. „V-viel Erfolg“, wünschte ihr Thara schließlich und versuchte, sich die leise Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.

    Als Thara nach einer Weile wieder aus dem Bad kam, fühlte sie sich hervorragend. Das heiße Wasser hatte geholfen, ihren Muskelkater ein wenig zu lindern, so dass sie sich nicht mehr bewegte wie eine steife Holzpuppe, und sie genoss das Gefühl von Frische und Sauberkeit, das ihr viel zu selten vergönnt war. Sie hatte sich in ihr Handtuch gewickelt – das einzige ‚Kleidungsstück‘, dass sie gerade zur Verfügung hatte – und ließ sich neben Arzu auf die Couch plumpsen.
    Die Varanterin experimentierte noch immer mit der Schattenflamme herum. Das violette Feuer über ihrer Handfläche flackerte, zuckte und warf Funken, wies bisher aber keine Ähnlichkeit mit einem Auge auf.
    „Und?“, fragte Thara neugierig, „M-machst du schon F-f-fortschritte?“
    Arzu seuftze frustriert und ballte die Hand zur Faust, woraufhin die Flamme erstarb.
    „Nein! Mit dem Schattenfresser ging das wohl, weil es wie eine Umkehrung der Schattenflamme ist, aber ein Auge daraus zu formen…“
    Thara überlegte und ergriff dann zögerlich das Wort: „I-ich hatte v-vorhin eine Idee. I-i-ich weiß nicht, w-wahrscheinlich ist sie dumm, a-a-aber…“
    Arzu hob erwartungsvoll die Augenbrauen: „Ja? Nun erzähl schon!“
    „A-a-also ich h-hatte manchmal d-dieses Gefühl, dass ich g-gar nicht in m-m-meinem Körper bin und … a-als wenn ich mich selbst … b-b-beobachten würde. Immer wenn m-mein Vater … w-w-wenn …“ Thara schluckte und wandte kurz den Blick hab, hob dann aber wieder den Kopf. „J-jedenfalls, vielleicht k-k-kann man so … ich meine … a-auf diese Art, w-wenn man das m-m-mit Magie verbinden könnte …?“
    Sie ließ selbst eine Schattenflamme in ihrer Hand auftauchen und konzentrierte sich auf das magische Feuer, ließ dessen hypnotisches Flackern auf sich wirken und stellte sich vor, wie es wäre, nicht an ihren Körper gebunden zu sein, sondern über dem Bett zu schweben und sich selbst beobachten zu können.
    Vor ihrem geistigen Auge begann sich eine Szene zu formen: Sie selbst und Arzu, wie sie nebeneinander auf der Couch saßen. Sie mit dem magischen Feuer vor sich, Arzu, die sie aufmerksam beobachtete, während sie angestrengt in die Flamme starrte. Arzu, die sich schließlich lächelnd zu ihr beugte, ihr Gesicht in ihre Hände nahm, ihre Wangen streichelte und ihr einen innigen Kuss gab. Arzu, die irgendwann, ohne dass Thara es gemerkt hatte, ihr Kleid abgestreift haben musste…

    „Thara?“, fragte Arzu und riss sie damit aus ihrer Phantasie. Die Varanterin sah sie forschend an. Thara spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss und ließ die Schattenflamme verpuffen.
    „Äh … n-n-nichts … d-das w-w-war … hat … ha-hat n-n-n-ni … nicht geklappt!“, stammelte sie, zog die Knie an und versuchte, sich hinter ihren Haaren zu verstecken. Was war bloß los mit ihr?

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    Ranger Avatar von Arzu
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    »Was ist denn los? Ist irgendwas in den Katakomben passiert von dem du mir nichts erzählt hast?«, fragte die Schwarzmagierin ihre Begleiterin. Das Verhalten, das Thara an den Tag legte, passte überhaupt nicht zu ihr. Abgesehen von dem Einrollen wie ein Gürteltier, sobald ihr etwas peinlich erschien. Aber auch das ergab gerade keinen Sinn. Niemand erwartete von ihr, den Zauber gleich beim ersten Mal erfolgreich beschwören zu können.
    Arzu sah Thara etwas schräg an und widmete ihre Aufmerksamkeit dann wieder ihrer Schattenflamme. Was ihre Zirkelschwester da vorgeschlagen hatte, leuchtete durchaus ein. Wenn sie einen ihrer beiden Zaubersprüche wirkte, veränderte sich nicht ihre Perspektive. Sie selbst war der Ausgangspunkt, das Zentrum des Geschehens. Anders würde Arzu es auch nicht haben wollen. Daran lag die Krux. Sich von ihr selbst zu lösen, widerstrebte der Schwarzmagierin. Es gab keinen Grund, die Welt durch anderer Leute Augen zu erfahren.
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und beschwor eine neue Schattenflamme vor ihrem Körper herauf. Pechschwarz und umgeben von einer weißen Korona. Chaotisch züngelten die magischen Flammen umher. Mit ihrem Willen gab Arzu dem Zauber einen Stoß, so dass er sich auf gerader Bahn von ihr fortbewegte. Nicht so schnell, als hätte sie ihn im Kampf auf ein Ziel geschleudert. Es war ein gemächliches Tempo. Wenn ihr das Konzept des Sehens durch ein magisches Auge noch diffus vorkam, gab es einen weiteren Aspekt, der mindestens genauso wichtig sein musste. Vabun hatte seinen Zauber nämlich ausgeschickt, nach ihnen zu suchen. Das hieß, er behielt ihn unter seiner Kontrolle, selbst wenn sich das Auge mehrere Gänge weit von ihm entfernt befand.
    Langsam beschrieb die Bahn des Zauberspruchs einen Bogen, um nicht mit der Wand zu kollidieren. Es bedurfte höchster Konzentration, denn es galt den Zusammenhalt der Schattenflamme und die Flugbahn gleichermaßen zu erhalten. Als es gerade das Sichtwelt der Varanterin verließ, zerfiel das magische Gebilde und löste sich in Nichts auf.
    Verärgert schnaubte Arzu. Es war offensichtlich, dass es sich bei dieser Art von Magie um wirklich fortgeschrittene und komplizierte Konzepte handelte. Ohne Bibliothek oder Lehrer würde sie Jahre brauchen, um damit umgehen zu können.
    »Komm, wir gehen zum Refektorium, um etwas zu essen.«, sagte Arzu und stand vom Sofa auf. »Wenn wir schnell sind, kommen wir wieder, bevor Vabun hier auftaucht.«
    Entschlossenen Schrittes ging die Schwarzmagierin zur Tür und drehte den Knauf.
    »Zieh dir aber was an...«, sagte die Varanterin, als sie mitten im Satz unterbrochen wurde. Ausgehend vom Türknauf verwandelte sich das Zimmer plötzlich. Die warmen Farben wichen einem grau in grau und die Möbel zerfielen, als hätte die Zeit einen plötzlichen Sprung um hunderte Jahre nach vorn gemacht. »Was bei Beliar ist denn jetzt los?«

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    Provinzheld Avatar von Thara
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    Thara war nicht einmal mehr überrascht, als sich die wunderschöne Wohnung mit dem sich selbst auffüllenden Badezuber und dem bequemen großen Bett als nichts als eine Illusion herausstellte. Nur enttäuscht. Natürlich, dachte sie, Wie sollte es auch anders sein?
    Vom Türknauf ausgehend, blätterte die Farbe von den Wänden, die Möbel zerfielen zu morschem, schimmligem Gerümpel, die Kerzen schmolzen zu staubigen Wachsflecken zusammen. Es wurde merklich kühler und die Luft nahm einen Geruch nach Moder und feuchtem Mauerwerk an. Und zuletzt verwandelte sich auch noch das flauschige Handtuch, in das Thara sich gewickelt hatte, in einen schmierigen, zerfetzten Lumpen, der bei Berührung schon fast von selbst zu Staub zerfiel.

    Thara seufzte und sah sich um. Als die Wohnung noch gut ausgesehen hatte, nun, da hätte sie schon irgendetwas gefunden, woraus sie Kleidung hätte improvisieren können – notfalls das Bettlaken! Aber das war nun ebenso von der Zeit und dem Schimmel zerfressen wie die Gardinen, die Handtücher und alles andere.
    Sie ging zum Kamin, in der Hoffnung, dass das Feuer, in dem sie ihr Kleid verbrannt hatte, auch nur eine Illusion gewesen war und das Kleidungsstück, ramponiert und dreckig, wie es auch war, noch im Brennraum lag – doch nein, zwischen Staub und Spinnweben konnte sie nur noch die verkohlten Überreste ausmachen. Scheinbar war das Zimmer also nur zum Teil eine Illusion gewesen. Thara fiel auf, dass auch ihre Haare noch feucht waren und der Dreck, den sie sich vom Körper gewaschen hatte, war nicht auf wundersame Art wieder zurückgekehrt.
    Leider half ihr das bei ihrem aktuellen Problem nicht weiter. Die Vorstellung, nur mit ihrem langen Haar ‚bekleidet‘ durch das Kastell zu laufen, behagte ihr ganz und gar nicht. Aber in diesem heruntergekommenen, verrotteten Zimmer gab es nichts! Was sollte sie nur tun? Arzu bitten, irgendwo etwas aufzutreiben, während sie sich in eine Ecke verkroch und wartete?

    Thara war schon kurz davor, Arzu genau darum zu bitten, als ihr Blick auf die große Truhe am Fußende des Bettes fiel. Die Truhe war schon immer dagewesen, aber Thara hatte ihr bislang keine Aufmerksamkeit geschenkt. Wie alle anderen Möbel sah die Kiste nun deutlich gealtert aus, wirkte aber noch immer stabil.
    Thara hatte keine großen Hoffnungen, als sie den unverschlossenen Deckel hob – sie erwartete, dass der Inhalt von Moder und Schimmel zerfressen sein würde. Umso überraschter war sie, als sich das Innere der Truhe als trocken und sauber entpuppte – und gefüllt mit Dingen, die aussahen, als wären sie erst kürzlich darin verstaut worden! Da lagen einige Bücher in der Kiste, Gegenstände zur persönlichen Körperpflege wie Schere und Rasiermesser, eine Sturmlampe aus Messing, ein paar Kerzen, ein ganzes Bündel Silberbesteck, ein kleiner Lederbeutel, in dem einige Münzen klimperten … Und nicht zuletzt: Kleidung!

    Thara zog eine Robe hervor, die zusammengeknüllt zwischen anderem Kram gelegen hatte. Die Robe kam ihr etwas schief geschnitten vor, die Nähte wirkten grob und ungeschickt, und der Stoff… Sie brauchte einen Moment, bis es ihr einfiel: Der schwere Stoff war derselbe, aus dem auch die Vorhänge in anderen Teilen des Kastells gefertigt waren! Und wer trug Kleidung aus Kastellgardinen?
    „I-ich glaube, d-d-das ist … Vabuns Zimmer!“, stellte Thara fest und hielt die Robe vor sich. Sie war ihr natürlich viel zu groß. Aber allemal besser, als nackt herumzulaufen.
    Thara streifte das Kleidungsstück über und nutzte eine Kordel als Gürtel, damit sie zumindest nicht ständig Gefahr lief, beim Gehen über den Saum zu stolpern. Arzus belustigtem Grinsen nach zu urteilen, sah sie trotzdem reichlich albern aus. Die Ärmel der Robe hingen ihr bis zu den Knien, und wenn sie die Kapuze über den Kopf zu zog, konnte sie vollkommen darunter verschwinden. Zumindest würde der schwere, schwarze Stoff sie besser warmhalten als ihr dünnes Kleid.
    Kurzentschlossen schnappte sich Thara noch das Rasiermesser aus der Truhe und schob es in ihren Gürtel. Nicht unbedingt eine sonderlich effektive Waffe, aber besser als gar keine.
    „So … gehen wir jetzt i-i-ins … äh … Refek- … Re- … Riflektorum?“

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    Ranger Avatar von Arzu
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    Arzu ist offline
    Im Nachhinein leuchtete es Arzu ein, dass es sich um Vabuns Raum handelte. Aus welchem Grund sollte er sonst den Schlüssel besitzen und um den guten Zustand wissen. Ehemals guten Zustand. Verantwortlich fühlte sich die Schwarzmagierin nicht für den plötzlichen Verfall. Vabun hatte es schließlich mit keinem Wort erwähnt.
    »Re-fek-to-ri-um!«, korrigierte Arzu langsam. »Stell dir mal vor, wir haben hohe Gäste. Dann musst du das richtig aussprechen können!«
    Die Varanterin seufzte.
    »Egal. Wir müssen uns beeilen.«, sagte Arzu und verließ Vabuns Quartier. »Am besten gucken wir auch nach einer Schere, sonst stolperst du noch in diesem Vorhang.«
    Kurz überlegte die Schwarzmagierin in welche Richtung es ging. Bisher hatte sie sich nur einmal im dritten Stockwerk aufgehalten; als sie nämlich in den vierten wollte, um ins Mondkastell zu gelangen. »Das müsste der Weg sein.«, bestimmte sie schließlich und schloss vorher noch den Raum wieder ab.
    »Meinst du, wenn man genügend Opfer darbringt, kann man das gesamte Kastell wieder verwandeln? Nicht dass ich es mit meinem Blut ausprobieren wollte. Interessant wäre es aber zu wissen.«
    Zusammen gingen die beiden Schwarzmagierinnen die Gänge entlang und nahmen die Treppe hinab. Arzu beschwor währenddessen ihren Schattenfresser. Zwar lagen die Gänge hier nicht in tiefste Finsternis getaucht, wie in den Katakomben. Dennoch wollte sie die Zeit sinnvoll nutzen. Sie schickte ihren Zauber so weit es ihr möglich war voraus, ganz ähnlich wie sie es zuvor mit der Schattenflamme getan hatte. Wenn sie erst mal die Kontrolle über ihren Zauber perfekt beherrschte, würde sich Arzu dem anderen Aspekt widmen.
    Wie auch auf dem Hinweg befand sich niemand außer ihnen in den oberen Stockwerken. Ein wenig besorgniserregend war es schon. Sonst lungerten an jeder Ecke zumindest ein paar Goblins herum. Ein Grund mehr sich zu beeilen.
    Schließlich erreichten sie das Erdgeschoss. Von hier war es nur noch ein Katzensprung bis zum Refektorium. Gerade als sie aus dem Foyer kamen und der Schattenfresser den Gang voraus flog, blieb Arzu an Ort und Stelle wie festgewurzelt stehen. Thara lief geradewegs von hinten gegen sie.
    »Shh!«, mahnte die Schwarzmagierin ihre Begleiterin und deutete vor sich. »Da ist jemand.«
    Der seltsamen Natur ihres Schattenfressers wegen, schien kein direktes Licht auf die Gestalt am anderen Ende des Ganges. Dennoch war es unverkennbar eine Person.
    »V-vielleicht ist es Vabun?«, flüsterte Thara. Arzu war sich nicht sicher. Normalerweise machte der Unversteinerte ganz unverhohlen auf sich aufmerksam. Wer auch immer dort ging, tat es langsam. Langsam und ziellos wie ein Zombie...
    Schließlich reichte das Unlicht des Schattenfresser aus, um sie erkennen zu lassen. Eine hagere Gestalt in ramponierten Klamotten, totenbleiche Haut und ganz unverkennbar grüne Augen.
    »Oh nein!«, flüsterte Arzu. »Sie haben Sinistro in einen Zombie verwandelt!«
    »D-d-die Schweine!«
    Augenblick löschte die Schwarzmagierin ihren Zauber und beschwor statt dessen eine Schattenflamme herauf.
    »Besser wir vernichten ihn.«, sagte sie entschlossen. »So ein Dasein hat er nicht verdient!«

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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Thara ist offline
    Re-fleck-to-rum … Re-fleck … nein, das war … Reh-felk-tro … nein! Thara bewegte lautlos die Lippen, während sie Arzu durch die Gänge des Kastells folgte auf dem Weg zum Reh-fick-… oh bei Beliar, nein! Re-fleck-torum? Refleckturium? Verflucht, wieso kann das Ding nicht einfach ‚Speisesaal‘ heißen?
    Thara gab es auf. Sie hatte das Wort einfach schon wieder vergessen, keine fünf Minuten, nachdem Arzu es ihr genauestens vorgesagt hatte. Und sie konnte Arzu nicht danach fragen, ohne sich völlig zu blamieren! Falls hoher Besuch kam, würde es wohl das Beste sein, wenn sie sich einfach nicht blicken ließe. Sie war sowie viel zu dumm, ungeschickt und unansehnlich, um als Vertreterin des Kastells in Erscheinung zu treten. Arzu war dafür viel besser geeignet, schön und klug und elegant, wie sie war…
    „Uff!“ Arzu war plötzlich stehengeblieben und Thara, völlig in Gedanken versunken, gegen sie gelaufen.
    „Shh!“, zischte die Varanterin und deutete auf den Gang vor ihnen: „Da ist jemand!“
    „V-vielleicht ist es Vabun?“, mutmaßte Thara, aber Arzu schüttelte den Kopf und beobachtete die Gestalt argwöhnisch.
    „Oh nein! Sie haben Sinistro in einen Zombie verwandelt!“, flüsterte Arzu plötzlich, als die Gestalt in den Radius ihres Schattenfresser-Zaubers taumelte. Thara riss schockiert die Augen auf.
    „D-d-die Schweine!“, entfuhr es ihr. Als wäre es nicht genug, dass der Hohepriester durch ihre Schuld zu Tode gekommen war, jetzt mussten diese verdammten Goblins ihn auch noch als Zombie versklaven? Kalte Wut stieg in ihr auf. Wer auch immer dafür verantwortlich war, würde dafür zahlen! Meraton, Fladnag, oder auch jeder einzelne verdammte Goblin in diesem Kastell!
    „Besser wir vernichten ihn“, sagte Arzu, „So ein Dasein hat er nicht verdient!“
    Thara nickte. „Ja“, brachte sie gepresst hervor, „S-sinistro, es … t-t-tut mir leid! Wirklich! I-ich hoffe du f-f-findest … Ruhe!“
    Mit diesen Worten ließ sie zeitgleich mit Arzu eine Schattenflamme auf die schwankende untote Hülle des einstigen Hohepriesters los. Es war der einzige Dienst, den sie ihm noch erweisen konnte. Nicht, dass es ihre Schuld an seinem Tod schmälern würde…

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